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Schwarzbuch WWF: Dunkle Geschäfte im Zeichen des Panda (German Edition)

Schwarzbuch WWF: Dunkle Geschäfte im Zeichen des Panda (German Edition)

Titel: Schwarzbuch WWF: Dunkle Geschäfte im Zeichen des Panda (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilfried Huismann
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doch fast keine Primärwälder mehr. Alles, was ihr hier seht, sind Sekundärwälder. In ihnen gibt es Tausende von Pflanzen- und Tierarten, auch die Orang-Utans können in ihnen leben. Allein hier in Zentral-Kalimantan hat eine einzige Firma, der Wilmar-Konzern, eine Konzession für fast 300.000 Hektar erhalten und darf den Wald ganz legal abholzen. Die Hälfte hat er schon geschafft.« Wir stehen auf einem hölzernen Wachturm und blicken in eine kahle Landschaft: Kein Baum, so weit das Auge reicht. Nur kilometerlange Reihen frisch gepflanzter Ölpalmen. Dazwischen entdecken wir hin und wieder einen übriggebliebenen verkohlten Baumstumpf. Dies war Nordins Heimat: »Seht euch um hier, wie kann so etwas nachhaltig sein? Der WWF ist mitschuldig an der Vernichtung unserer Wälder.«
    Kein Gesetz, kein lokaler Widerstand, kein internationaler Protest hat den Vormarsch der Palmölkonzerne in Indonesien und Malaysia stoppen können. Die Menschenaffen und andere Tiere verbrennen mit den Wäldern, wenn es ihnen nicht gelingt, vor der Brandrodung zu flüchten. Viele der Wälder wachsen auf Mooren; auch die bis zu 12 Meter dicke Torfschicht verbrennt mit. Indonesien ist dadurch zu einem der größten CO2-Verschmutzer der Erde geworden. Trotzdem zählt Treibstoff auf Palmölbasis zu den »klimaschonenden« Energieformen, denn der Weltklimarat zählt das Treibhausgas, das bei den Brandrodungen entsteht, nicht mit – eine ökologische Bilanzfälschung.
    Nordin ist ein Ureinwohner Borneos, ein Dayak, und ein schweigsamer Mann. Seine Vorfahren waren Kannibalen, was er manchmal ganz nebenbei erwähnt, wenn er keine Lust mehr hat, meine vielen Fragen zu beantworten. Wir fahren durch die Plantagen; die Staubwolken auf den unendlichen, roten Sandwegen verschlucken unseren Jeep. Wie ist es möglich, dass wir in der Moorlandschaft nicht versinken? Nordin hält an und zeigt mir, wie die Wege gebaut wurden: Die gerodeten Urwaldriesen sind wie Bohlen verlegt worden, Sand drauf, fertig. Der Blick aus dem Fenster des Jeeps macht müde: immer nur Ölpalmen. In langen Reihen stehen sie da – wie eine stumme Armee.
     
     

    Junge Ölpalmen, dahinter brennender Regenwald auf einer WILMAR-Plantage, Februar 2011
    Die roten Palmfrüchte werden mit Macheten abgeschlagen und liegen in großen Haufen am Wegesrand. Die Ernte ist eine mühselige Arbeit, aber sie lohnt sich. Denn für das Palmöl werden auf dem Weltmarkt hohe Preise geboten. Palmöl steckt in Tausenden von Supermarktprodukten: in Seifen, Kosmetika, Reinigungsmitteln, Margarine und Süßigkeiten. Aber seit die Europäer Palmöl als »regenerativen« Treibstoff für Fahrzeuge und Kraftwerke entdeckt haben, ist der Druck auf die Wälder Indonesiens noch einmal enorm gewachsen. Die Energieausbeute der kleinen, roten Früchte ist groß, fast zehn Mal so hoch wie bei der konkurrierenden Sojabohne.
    Zwischen den Spalieren der Palmen kreucht und fleucht nichts mehr, Pflanzen und Tiere sind von Totalherbiziden, Pestiziden, Fungiziden und Insektiziden vernichtet worden. Ich frage mich angesichts dieser Bilder, wie der WWF diese industrielle Monokultur als »nachhaltig« bezeichnen kann. Nordin weiß es auch nicht.
    Konzerne wie Wilmar International sind so groß, dass sie alles wegräumen, was sich ihrem Wachstum in den Weg stellt. Das Unternehmen mit Sitz in Singapur hat 90.000 Beschäftigte. Das Haupt-Aktienpaket hält der US-Konzern Archer Daniels Midland (ADM), der weltgrößte Produzent von Soja, Mais, Weizen und Kakao. Niemand vernichtet in Asien mehr Regenwald als Wilmar; trotzdem pflegt der WWF mit diesem Konzern eine Kooperation.
    Im Märchenwald
     
    Der WWF »hilft« dem Konzern, nur noch »gutes Palmöl« herzustellen, so hat es uns Amalia Prameswari vom WWF Indonesien erklärt, die wir vor dem Flug nach Kalimantan in der Hauptstadt Jakarta getroffen haben. Im eleganten Businessdistrikt Jakartas liegt das Hauptquartier des WWF Indonesien. Amalia Prameswari ist offiziell Palm Oil Officer und zuständig für die Partnerschaft mit der Palmölindustrie. Sie will sich einem Interview stellen. Besonders glücklich ist sie darüber nicht; die Fragen sind ihr zu politisch. Eigentlich müsste einer der Direktoren Rede und Antwort stehen, aber von denen lässt sich keiner blicken. Amalia bemüht sich redlich, die positiven Seiten des »Dialoges« anzupreisen: »Wir bringen den Wilmar-Konzern dazu, auf seinen Plantagen bessere Management-Praktiken anzuwenden. Unser Ziel ist es, die nachhaltige

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