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Schwarze Blüte, sanfter Tod

Schwarze Blüte, sanfter Tod

Titel: Schwarze Blüte, sanfter Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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eine gepflegte Mahlzeit bekommen, wie sie im Mandarin etwa den zehnfachen Preis hatte.
    Mu Erh hatte seine eigenen Geschäfte zu erledigen. Wir verabredeten uns für den Mittag am Boot, und ich konnte mir in dieser letzten Bude tatsächlich noch ein ausgezeichnetes europäisches Frühstück mit leicht amerikanischem Einschlag einverleiben, bevor Bobby erschien.
    Er war hungrig wie ein Hai, und erst als er ebenfalls Spiegeleier auf Schinken, Cornflakes, Kaffee und Obst vertilgt hatte, ließ er sich herab, die Substanz zu beschnuppern, die ich in der Kappe des Filzstiftes aus Victor Chois Büro in Macao mitgebracht hatte.
    Er ließ sich eingehend erklären, wo sie versteckt gewesen war, was mir die Chance gab, ihm die Funktion jenes kuriosen Papua-Etuis zu schildern. Zuerst tippte er an die Stirn und knurrte mich an, ich solle ihn nicht am frühen Morgen schon veralbern. Aber dann merkte er, daß ich keinen Spaß machte, und daß an der Sache etwas Überlegenswertes war. Nachdem er die zweite Tasse Kaffee hinter sich hatte, brummte er etwas versöhnlicher: »Gib das Ding her, ich werde es den Laborkerlen zeigen.«
    Ich warnte ihn noch: »Nicht anfassen! Ich glaube, da besteht Lebensgefahr!«
    Er war nachdenklich geworden. Vor allem wollte er wissen, ob ich einen Weg sähe, Mrs. Choi gegen etwaige Überraschungen abzuschirmen. Als ich ihm mitteilte, dazu müßte sie auf meine Vorschläge etwas williger eingehen, gab er wieder ein Knurren von sich und bequemte sich zu dem halblauten Eingeständnis: »Die Dame ist aus dem Mutterland. Ihr Mann ist schon hier umgekommen. Wenn ihr selbst nun auch noch etwas zustößt, möchte ich nicht der sein, den der neue Polizeichef nach der Übernahme Hongkongs durch das Mutterland befragt, was sich denn um diese Shanghaier Bürgermeisterfamilie hier abgespielt hat. Pensionierung ist da wohl noch das Harmloseste, was passieren kann.«
    Mir lag auf der Zunge, daß ich ja kein Beamter war, sondern Privatmann, und daß nach den bisher bekannt gewordenen Übernahmebedingungen Privatleute wie ich ihre Profession weiter ausüben könnten. Aber angesichts von Bobby Hsiangs Besorgnis, die man ja verstehen mußte, erwähnte ich das lieber nicht. Erzählte ihm statt dessen von der Aufstellung der Unternehmungen des alten Emerson Choi, die in Victors Safe lag, und machte ein Gesicht wie ein christlicher Engel, als er sich erkundigte, wie es kam, daß ich den Inhalt fremder Safes so genau kannte.
    Er fragte nicht ein zweites Mal. Bobby Hsiang kannte mich lange genug, um zu wissen, daß ich mir zu helfen wußte, wenn es sich um den Zugang zu einer solchen Lächerlichkeit wie einem Safe handelte.
    Â»O.k.«, schlug er mir vor, »ich fahre jetzt zum Labor. Willst du mitkommen?«
    Mir war eingefallen, daß es da diese Blondine in Toby Chesters Büro im Yacht Club gab, die ich fragen könnte, ob denn Toby von seinem Törn im Süden wieder zurück sei, in seinem Büro, in dem es zufällig auch ein solches Etui gab wie in dem von Victor Choi. War das purer Zufall?
    Â»Ruf mich an, wenn die Laborkulis etwas herausgefunden haben«, beschied ich Bobby. »Ich muß unbedingt in der Zwischenzeit etwas anderes erledigen.«
    Â»Du willst nicht etwa in Victor Chois Filiale in Wanchai seinem hiesigen Geschäftsführer an die Gurgel, wegen des Einbruchs der beiden Kerle in deinem Büro?«
    Â»Das hebe ich mir noch eine Weile auf«, versprach ich ihm.
    Bobby nickte. »Ich wollte dich nur warnen. Da haben wir inzwischen auch die Finger drin. Tsa Ping und seine Leute tun kaum noch etwas, ohne daß wir davon erfahren.«
    Â»Hat er auch eine blonde Sekretärin?«
    Bobby verstand nicht, auf was ich damit anspielte, und er riet mir, gelegentlich wieder einmal gründlich auszuschlafen, auf daß sich meine Gedanken klärten. Dann winkte er der Kellnerin und teilte ihr freundlich mit: »Der Herr möchte zahlen!«
    Ich hatte Glück. Die Versace-Blondine im Yacht-Club-Büro verriet mir freundlich, Toby Chester sei just an diesem Morgen zum ersten Mal wieder in seinem Büro. Ob sie mich anmelden solle. Ich versprach ihr über das Telefon, in einer halben Stunde dort zu sein.
    Tobys Schmuckstück hatte diesmal ein so kurzes Kleid an, daß es gut und gerne als Bauchbinde für eine Manila der Sonderklasse hätte durchgehen können. Sie strahlte, als sie mir

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