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Schwarze Blüte, sanfter Tod

Schwarze Blüte, sanfter Tod

Titel: Schwarze Blüte, sanfter Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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für Victor Chois Yacht reservierte Platz war von der Batavia besetzt, auf der es Licht gab. Unser »Spanner« hatte beobachtet, daß sich der große Kraushaarige dort aufhielt.
    Die ganze Gegend war mit mildem Mondlicht übergossen. Keine dieser kohlschwarzen Nächte mit tiefhängenden Wolken, sondern eher eine romantische, in der Liebespaare die Bänke am Ufer belegten.
    Ich blieb zunächst allein zwischen den wenigen Autos zurück, die um diese Zeit hier noch abgestellt waren. Den späten Nachmittag hatte ich damit verbracht, mich, von Victor Choi unbemerkt, in dem Restaurant, in dem er mit seiner Schwägerin den Kaffee einnahm, mit Mrs. Choi vor der Tür der Damentoilette zu treffen. Ganz zufällig, wie man das in unserer Branche nennt. Und so diskret, daß es auch sonst niemandem auffiel, wie ich hoffte.
    Sie war überrascht, hier auf mich zu stoßen, aber sie gab mir ohne zu zögern Auskunft. »Wie werden heute abend im Mogul essen. Ein Freund von Mister Choi führt es.«
    Â»Die Yacht?«
    Â»Bleibt am Pier.«
    Â»Lange Nacht?«
    Sie musterte mich mit einem empörten Blick. »Wie soll ich das verstehen?«
    Ich zog mich aus der Affäre, indem ich ihr weismachte, ich würde eine Schlafpause schätzen, in der ich sie nicht zu überwachen hatte.
    Darauf ließ sie mich wissen: »Wir werden etwa eine Stunde nach Mitternacht zurück sein. Das hat mir Mister Choi versichert. Sein Mitarbeiter Uwalu wird solange auf der Yacht bleiben. Ich werde dann dort schlafen.«
    Uwalu! Der kraushaarige Gigant mit den Wulstlippen! Sie mußte wohl gemerkt haben, daß ich über ihn nachdachte, denn sie erläuterte mir: »Er kommt aus Papua. Ist ein ausgezeichneter Navigator.«
    Eigentlich hätte ich ihr jetzt einige Sorgen beichten müssen, die ich dieses Mannes wegen hatte, aber ich unterließ es. Victor Choi sollte ihr keine Verwirrung ansehen, wenn sie von ihrem kurzen Ausflug in die Damenabteilung zu ihm zurückkam. Es war zu früh, eventuelle Gegner vielleicht durch eine Unvorsichtigkeit aufmerksam zu machen, daß ihre Spur aufgenommen worden war.
    Deshalb verabschiedete ich mich so förmlich wie man das vor der Tür einer Damentoilette machen kann: »Ich wünsche Ihnen viel Spaß!«, und dann verschwand ich durch den Gang, der an der Kaffeeküche vorbei in eine der unzähligen Kopfsteingassen der Innenstadt führte.
    Und jetzt sah ich für einen Augenblick Josü Hortos. Er mußte in der Tat ein begnadeter Fachmann sein, denn mit der Tür des Gebäudes der Air-Sea-Dreams hielt er sich nicht einmal drei Sekunden auf.
    Wenig später folgte ihm Mu Erh. Den Spanner konnte ich nirgendwo entdecken. Offenbar auch ein exzellenter Fachmann. Mu Erh hatte mir versichert, er sei da, und er stünde über eines dieser praktischen kleinen Sprechfunkgeräte dauernd mit Hortos in Verbindung.
    Mu Erh erschien nach knapp fünf Minuten wieder im Eingang des Bürobungalows und gab mir das verabredete Signal.
    Es grenzte an ein Wunder, mit welcher Schnelligkeit Josü Hortos die Sicherungsanlage außer Betrieb gesetzt hatte. Da sich vor allen Fenstern dichtschließende Jalousien befanden, konnten wir uns in dem Gebäude mit Hilfe unserer Taschenlampen schnell orientieren. Während Mu Erh sich im Büro umsah, wo Hortos innerhalb einiger Minuten den Safe öffnete, ohne das Schloß zu beschädigen, interessierten mich die auf die Bucht zu befindlichen Privaträume Victor Chois.
    Auch hier gab es einen kleinen Safe, für den Josü Hortos lediglich ein abschätziges Lächeln übrig hatte. Er operierte eine Weile an dem Schloß herum, und als die Tür aufging, riet er mir: »Wenn Sie damit fertig sind, rufen Sie mich, ich schließe ihn so, daß keine Spur bleibt.«
    Es war Geld da, das ich so liegen ließ, wie ich es vorfand. Dafür interessierte mich einer der verschiedenfarbigen Ordner, in dem ich zu meiner Überraschung eine Zusammenstellung aller Besitztümer und Einnahmequellen von Emerson Choi fand.
    Ich hatte mir eingebildet, über die Geschäfte des alten Tycoons in Hongkong einigermaßen im Bilde zu sein, doch ich merkte, daß mir da einige dicke Fische entgangen waren, die in dieser Sammlung des Sohnes verblüffend akribisch aufgeführt wurden. Mein Respekt vor dem Geschäftssinn des Alten wuchs im gleichen Maße wie meine Verwunderung, weshalb der

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