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Schwarze Blüte, sanfter Tod

Schwarze Blüte, sanfter Tod

Titel: Schwarze Blüte, sanfter Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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Sohn dies hier so lückenlos zusammengetragen hatte. Und im Hinterkopf begann die Frage zu bohren, was die hier vorliegende Aufstellung über eine beachtliche Erbschaft wohl mit dem Tode eines der fraglos Erbberechtigten zu tun haben könnte. Bisher war das eine instinktive Erwägung gewesen, nun wurde es mehr.
    Es handelte sich um Kopien, also sicher nicht um eine Aufstellung, die der Vater selbst übergeben hatte. Gezeichnet war keines der Blätter.
    Was bedeutete das?
    Hortos guckte mir über die Schulter. »Wollen Sie das vielleicht kopiert haben?«
    Ich fand das unnötig. Außerdem hatten Kopierer ein Zählwerk, und man wußte nicht, ob die letzte Zahl registriert war. Keine Spur hinterlassen! Victor Choi hatte Interesse an dem, was auf ihn und den Bruder wartete, wenn der Vater auf diese oder jene Weise aus dem laufenden Geschäft ausschied, das erwies sich hier. Nun war zuerst der Bruder ausgeschieden. Endgültig.
    Ich besah mir alles genau. Auch ein Verzeichnis der Ansprechpartner für die verschiedenen Unternehmungen im Ausland fand sich. Nichts über Gold. Das war wohl doch kein ernstzunehmender Zweig von Emerson Chois Geschäften. Es gab Schubladen und Schränke, deren Inhalt sich nicht von dem unterschied, was man in den Wohnungen anderer Leute der annähernd gleichen Einkommensklasse hätte finden können. Auch die scheinbar recht geordneten Geschäftsunterlagen von Air-Sea-Dreams – uninteressant.
    Hortos erkundigte sich angelegentlich: »Fertig mit dem Stahlkasten?«
    Ich bat ihn: »Verschließen Sie den Safe wieder. Ohne Spuren!« Er lächelte nur und ging so routiniert zu Werke wie zuvor. Zwischendurch sprach er in ein kleines Sprechfunkgerät, das aus seiner Hemdtasche ragte: »Was zu sehen?«
    Als Antwort kam ein Krächzen, aber Hortos schien daraus zu entnehmen, daß es keine Ursache für Beunruhigung gab.
    Ich besah mir alles, was in den Büroräumen herumlag, öffnete weitere Schubladen. Aus dem Augenwinkel heraus beobachtete ich, wie Mu Erh immer wieder den Kopf schüttelte.
    Â»Alles Geschäftsquatsch«, bemerkte er kleinlaut. »Listen von Kursanten, Adressen von Firmen, Preiskalkulationen für Segeltörns ...«
    Offenbar hatten wir eine Niete gezogen, denn mit dem Wissen allein darüber, daß Victor Choi die Geschäfte des alten Herrn genau ermittelt hatte, war nicht viel zu beweisen. Entweder war dieser Victor Choi so harmlos wie ein Säugling, oder er verstand es meisterhaft, das zu verbergen, was er tatsächlich zu verbergen hatte.
    Selbst der Tisch, an dem jener kraushaarige Insulaner telefoniert hatte, als ich zum ersten Mal dagewesen war, barg keine Überraschungen. Bis Josü Hortos, der nun kaum noch etwas zu tun hatte, das seltsame Etui entdeckte, in der Vitrine an der Vorderseite des Schreibtisches.
    Ich wurde darauf aufmerksam, als er laut lachte. Er deutete auf das Ding, das er mit seiner Taschenlampe anleuchtete, und verkündete belustigt: »Nun seht euch das Riesenrohr mal an! Jetzt möchte ich wissen, ob das eine Nachbildung für Touristen ist, oder ob die Kerle von der Insel da unten wirklich so gigantische Dinger zu verpacken haben.«
    Vorsichtig, damit keine Abdrücke zurückblieben, schob er die Glasscheibe beiseite, griff sich das hier wie eine Reliquie ausgestellte Etui und drehte sich von uns weg, um es anzuprobieren.
    Mu Erh tippte an die Stirn: »Du bist so dumm wie mein linker Schuh! Sie machen die Röhren in einer Gasse hinter dem Vasco-da-Gama-Denkmal für die Touristen, als Attraktion, aus jungem Bambus. Das weiß doch jeder! Da paßt vermutlich auch ein Unterarm rein, die wollen damit die Käufer zum Staunen bringen.« Er schüttelte den Kopf.
    Â»Irrtum!« ließ sich Josü Hortos kichernd vernehmen. »Da drin habe nicht mal ich mit meinem Instrument Platz! Komme nicht bis ans Ende. Alles Schwindel mit den gewaltigen Neu-Guinea-Dingern! Das ist ja kürzer als ... Augenblick ...!«
    Er unterbrach sich.
    Â»Nun tu uns den Gefallen und führe es uns nicht noch vor!« bat sich der Shalali-Mann aus.
    Aber Josü Hortos dachte nicht daran, sich um den Spaß bringen zu lassen. Er knöpfte seinen Hosenstall nach beendetem Test seelenruhig wieder zu, drehte sich zu uns um und hielt seine Taschenlampe so, daß sie ins Innere des Neu-Guinea-Etuis leuchtete. Verzog das Gesicht und verkündete: »Natürlich,

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