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Schwarze Blüte, sanfter Tod

Schwarze Blüte, sanfter Tod

Titel: Schwarze Blüte, sanfter Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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die Tür zu Tobys Allerheiligstem öffnete.
    Er empfing mich mit dem Angebot, einen irischen Whisky auf unser Wiedersehen mit ihm zu trinken und grinste anzüglich, als ich ihm erzählte, seine Sekretärin habe mir die seltene Trophäe gezeigt, die er von seiner Kreuzfahrt im Bismarckarchipel mitgebracht hatte.
    Â»Whisky oder nicht?«
    Ich verzichtete. Er goß sich an seinem Kühlschrank einen ein und verriet mir dabei: »Das Futteral, ja, seltenes Stück! Weil benutzt. Die Dinger, die du hier auf den Basaren kaufen kannst, oder auch in Port Moresby, haben hingegen nie Inhalt gehabt, haha!«
    Er öffnete die Vitrine neben dem Kühlschrank und gab mir die Rarität in die Hand. Das kam mir gelegen, ich stellte das Ding auf den Kopf und schüttelte, was Toby mit Erstaunen beobachtete. Er fragte: »Meinst du, da ist noch einer drin?« Es fand sich nichts in der Röhre.
    Immer noch lachend kippte der Yacht-Club-Boß seinen Irischen. Am Vormittag! Die Sitten in Hongkong gingen bergab, seitdem der Termin für den Abzug der gebildeten Engländer festgelegt war.
    Ich gab mir Mühe, Toby Chester einigermaßen begreiflich zu machen, was es mit meiner Neugier auf sich hatte. Er hörte sich das alles geduldig an, dann fiel ihm ein, daß wir immer noch vor der Vitrine standen. Er komplimentierte mich in einen Sessel, und nachdem er sich mir gegenüber niedergelassen hatte, mit dem noch nicht ganz leeren Glas in der Hand, erkundigte er sich: »Wie sagtest du, war der Name dieses Mannes aus Papua, der da in Macao bei Victor Choi sitzt?«
    Â»Uwalu.«
    Â»Uwalu!« Er wiederholte es überrascht, so als hätte er Anlaß, zu staunen. Nachdenklich leerte er sein Glas, und dann beschrieb er mir den Kraushaarigen, so gut man einen solchen Typ eben beschreiben kann. Immerhin, die Charakteristik war zutreffend, und ich äußerte den Verdacht, er meine genau den Mann, der sozusagen als Victor Chois Assistent operierte, in Macao, Air-Sea-Dreams .
    Es dauerte eine Weile, ehe Toby ziemlich versonnen sagte: »Ja, Uwalu.«
    Dann lachte er laut, stand auf und holte sich weitere zwei Finger (waagerecht) Whisky. Als er den ersten Schluck davon hinter sich hatte, grinste er mich aus seinem Sessel heraus an und fragte: »Was kostet die Information?«
    Ich äußerte echte Verwunderung: »Gar nichts. Du scheinst den Mann zu kennen?«
    Â»Alter Bekannter von mir. Nicht sehr erfreuliche Bekanntschaft. Aber, wie meine betenden Landsleute immer sagen – niemand entgeht auf lange Sicht den Augen Gottes!«
    Immer unter der noch nicht bestätigten Voraussetzung, daß jener Uwalu aus Macao auch tatsächlich der war, den Toby Chester meinte, erfuhr ich eine erstaunliche Geschichte.
    Â»Ich war mit einem australischen Ehepaar unterwegs. Residieren seit vielen Jahren in Hongkong. Sie hatten mich als alte Clubmitglieder engagiert. Kreuzfahrt, kombiniert mit der Erledigung eines kleinen Geschäftes in Papua. Bist du je in Port Moresby gewesen?«
    Â»Was sollte ich dort?«
    Er nickte verständnisvoll. »Dann weißt du wohl auch nicht, was in diesem Teil der Insel los ist?« Er nahm schnell noch einen Schluck Irischen.
    Â»Keine blasse Ahnung«, bekannte ich.
    Â»Klar. Also – da machen sie heute Milliarden. Riesentagebaue im Inneren der Insel. Bagger, für die du eigentlich vier Augen haben müßtest, statt der üblichen zwei, um sie mit einem Blick ganz zu erfassen. Meist amerikanische Gesellschaften, die da schürfen. Australier auch. Vor allem Gold. Das Ehepaar, mit dem ich unterwegs war, hatte von einem Stammesfürsten im Bergland schon seit einiger Zeit die mündliche Zusage für ein Gebiet zur Ausbeutung erhalten. Der Skandal ereignete sich kurz bevor wir dort ankamen. Ein Mann namens Uwalu hatte, wie es in allen Zeitungen stand, angeblich im Auftrag einer großen internationalen Gesellschaft für gutes Entgelt besagten Stammesfürsten umgebracht, damit dessen Nachfolger die Konzession nicht an meine Australier sondern an die Gesellschaft verkaufen konnte. Nun weißt du, woher ich Herrn Uwalu kenne – wobei das zuviel gesagt ist, persönlich habe ich ihn nie gesehen, er verschwand. Aber das ist eine andere Geschichte ...«
    Daß er wieder einen Schluck nahm, gab mir die Chance festzustellen: »Ziemlich rauhe Sitten da, wie?«
    Â»Das ist milde ausgedrückt. Man macht sich keine Vorstellungen,

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