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Schwarze Blüte, sanfter Tod

Schwarze Blüte, sanfter Tod

Titel: Schwarze Blüte, sanfter Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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Europäern und Amerikanern. Deshalb parierte ich die Beleidigung, als die es Mrs. Choi empfinden mußte, die sicherlich nicht meine Beherrschung hatte, mit etwas Humor: »O.k. Bloß China Misses nicht stinken. Oder?«
    Er war nicht dumm, denn er begriff sofort, daß das auf Mrs. Choi gezielt war, und beteuerte: »Bloß Chinamann in Niugini. Nix Chinamann in Macao. Oder Hongkong. Andere Chinamann hier. Nix stinken!«
    Â»Das ehrt uns«, bemerkte ich freundlich.
    Mrs. Choi lutschte an einer Krabbe, ungerührt, als habe sie keine Ohren am Kopf. Erst nach einiger Zeit bemerkte sie in Mandarin zu mir: »Ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Sie diesem spinnigen Idioten aus dem südlichen Urwald raten würden, sein Maul mit Essen vollzustopfen, statt Leute zu beleidigen. Riechen Sie nur mal an seinen Haaren!«
    Â»Ich werde mich hüten! Die könnten noch mit dem Bauchspeck von seinem Großvater gedüngt sein!«
    Â»Ich werde Ihren Rat befolgen und ins Lisboa umziehen«, sagte sie, wobei sie Uwalu geradezu huldvoll anlächelte, als wolle sie ihn in der nächsten halben Stunde hinter einem Busch verführen. Die Frau war als Schauspielerin nicht unbegabt. Daß sie im Mutterland Bürgermeisterinnen mit solchen Fähigkeiten hatte, war mir bisher nicht geläufig gewesen. Ich mußte mich beherrschen, um nicht laut herauszuprusten, als sie dem Krauskopf jetzt mitteilte: »Ganz andere Chinamann hier, my pal, sehr richtig, ganz andere, ohne stinken wie in Niugini, gar nicht möglich hier.«
    Linny brachte ein Bier nach dem anderen, dann den Nachtisch, der aus einer Unzahl liebevoll in ihren Farben aufeinander abgestimmter Früchteschnitzel auf Eiscreme bestand. Eine Pracht, in die Uwalu ziemlich unzeremoniell hineinlöffelte.
    Als wir aufbrachen, wollte der Papua meinen Scooter an Bord der Pinocchio nehmen, aber ich zog es vor, hinter der Yacht her zu fahren.
    Ich hätte sie sogar überholen können, ich war auf dem Scooter schneller, aber die Fahrt gab mir die Chance, über die Schlingen nachzudenken, die ich jetzt auslegen würde. Im Kielwasser des gejagten Wildes sozusagen ...
    Nachdem ich das Fahrzeug samt Elektronikkarte abgeliefert hatte, rief ich zuerst im Lisboa an und machte mit Sung Loh aus, daß Mrs. Choi eines der besten Zimmer der Riesenherberge bekam.
    Mu Erh machte gerade Schluß, als ich bei der Freitreppe ankam. Ganz oben sang ein betrunkener Matrose »Rolling home« in der Version für Erwachsene. Dabei wiegte er sich in einer Art Tanz mit einem der bronzierten Mädchen, das schon beinahe alles von der Farbe an ihn losgeworden war.
    Ich erzählte dem Shalali-Mann, wo ich gewesen war, und er ließ durchblicken, daß er jeden Augenblick damit rechnete, daß meine Gegenspieler etwas unternahmen. Er habe vorsichtshalber mit einem Polizisten gesprochen, dem er einmal gefällig gewesen war, und der auch Hilfe angeboten hatte, wenn sie nötig wurde, aber sehr begeistert war er nicht gewesen.
    Â»Sitzt im Büro von Senhor Cordan. Ist aber bei weitem nicht so faul wie der. Viel kann er nicht tun. Will er auch nicht. Aber ich habe gedacht, es kann nicht schaden, zu den Polizisten wenigstens eine Art Draht zu haben, sie sind eben die einzige Autorität weit und breit.«
    Â»Wir fahren zur Pinocchio «, schlug ich Mu Erh vor. »Helfen Mrs. Choi beim Umzug ins Lisboa , und anschließend gehen wir mit ihr zusammen essen ...«
    Er packte seine Utensilien zusammen und schmiß sie in den Wohnwagen. Wir hatten Glück; obwohl es die Abendstunde war, hielten uns keine größeren Staus auf. Die Batavia war üppig beleuchtet. Die Pinocchio hingegen lag nicht an ihrem Platz.
    Als wir die Batavia betraten, konnten wir zuerst weder Victor Choi noch Uwalu zwischen einer Unmenge tanzender Paare an Deck ausmachen. Anscheinend waren es nicht die allerhöchsten Honoratioren, die sich hier versammelt hatten, sondern eher ein lustiges Lebevölkchen, wie man es in Kolonien immer wieder antrifft, selbst wenn sie offiziell nicht mehr als Kolonien bezeichnet werden, sondern – wie im Falle Macaos – als »Portugiesische Überseeprovinz«.
    Gelächter erfüllte die Abendluft, und eine Musik, die aus mehreren Bordlautsprechern plärrte. Sie bestand im wesentlichen aus dem Dröhnen von Bässen. Noch in der Nähe der Reling fiel mir bereits eine wie Sir Winstons Brandy-Pub riechende Schönheit

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