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Schwarze Blüte, sanfter Tod

Schwarze Blüte, sanfter Tod

Titel: Schwarze Blüte, sanfter Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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der Schlachterei Ferien machten, das im Hibiskus praktiziert hatten, dem Lokal in Wanchai, das heute noch meine Mutter bewirtschaftet. Sie hatte es als eine Unhöflichkeit von Format empfunden und meist ignoriert, bis die Gäste begriffen, daß es zu nichts führte, eine gestandene chinesische Wirtin wie einen Laufjungen zu sich zu beordern. Linny allerdings steckte den Kopf durch den Türspalt, ohne Protest, und Uwalu rief ihr zu: »Bier, Madame!«
    Uns fragte er nicht, ob wir vielleicht auch Wünsche hätten. Was mich zu der Frage an Mrs. Choi veranlaßte, ob sie vielleicht auch Durst empfinde, nach all diesen ernüchternden Mitteilungen.
    Sie schüttelte den Kopf und wollte wissen: »Was raten Sie mir?«
    Â»Würden Sie denn meinen Rat ernst nehmen?«
    Sie bejahte, machte ein Gesicht, als wolle sie für alle Sünden ihres gottlosen Lebens büßen.
    Ich sagte lakonisch: »Erstens ziehen Sie von der Yacht in ein Hotel. Als Begründung können Sie angeben, Sie hätten jetzt, nach ein paar Nächten gemerkt, daß Sie auf dem Wasser doch nicht gut genug schlafen.«
    Â»Und zweitens?«
    Â»Sie essen und trinken nichts mehr, was von diesem netten Tarzan neben Ihnen kommt oder von Ihrem werten Schwager. Sie essen überhaupt nichts, wenn auch nur einer von denen in Ihre Nähe kommt, oder in die Nähe des Essens.«
    Â»Und Sie?« Ihr Blick war nicht ängstlich, aber ich spürte, daß die Frau von Furcht gepackt war, plötzlich, ihre selbstsichere Fassade löste sich auf, jedenfalls merkte das jemand, der sich auf menschliche Physignomie wenigstens einigermaßen verstand. Ich hoffte nur, daß der Etui-Mann in seinem Instinkt nicht so weit entwickelt war, daß er begriff, wie sich Mrs. Choi veränderte.
    Nach meiner Erfahrung haben Leute einen Instinkt, der fast immer milieugebunden ist. Im Mangrovenwald von Papua würde Uwalu mit Bestimmtheit am Klang der Vogelstimmen spüren, daß ihm Gefahr drohte. Ob dieses Gefühl auch noch in der Zivilisation Macaos funktionierte, war zumindest fraglich.
    Und darauf baute ich. Sagte fröhlich: »Cheerio, my friend!« als er das Bierglas, das Linny ihm hingestellt hatte, an die Lippen setzte.
    Er grinste vergnügt: »Bier gut. Drink für Götter!«
    Weitere Ausführungen ersparte er sich, der Durst war offenbar größer als sein Mitteilungsdrang.
    Â»Ich werde einige Schlingen auslegen«, gab ich Mrs.
    Choi endlich Auskunft.
    Â»Darf ich Sie inzwischen im Lisboa anmelden?« Sie nickte. Man konnte ihr immer noch ansehen, daß ihr meine Mitteilungen an den Nerv gegangen waren.
    Uwalu schien das indessen nicht wahrzunehmen. Oder täuschte ich mich da? Um ihm das Gefühl zu geben, er sei durchaus nicht von unserem Gespräch ausgeschlossen, wandte ich mich direkt an ihn, in genau dem Slang, der an allen Küsten des Pazifik verstanden wird: »Du kommen von weit? Australia?«
    Er gab sofort Auskunft: »No, Sir, Papua. Niugini. Plenty schönes Land.«
    Â»Ah!« machte ich und vollführte dabei mit Daumen und Zeigefinger der rechten Hand eine Bewegung, die ebenfalls an allen Küsten des Pazifik, ja selbst im tiefsten Inneren der Länder verstanden wird, und zwar als Geldzählen.
    Ich hatte mich nicht getäuscht, denn als ich dazu sagte: »Bloß lausig schlecht machen Money dort, oder?« bestätigte er mir: »Du sagst es!«
    Ich vermutete, daß er diesen und eine Anzahl anderer Ausdrücke wohl von Victor Choi aufgelesen haben mußte, vielleicht auch von seinen Tauchschülern, denn er schloß noch das Ding mit den Krabben ab, das mir als Uralt-Gag auch aus verschiedenen Kneipen hierherum bekannt vorkam. Angelte sich eine der Krabben, dir uns Linny als Zwischengericht aufgetischt hatte und nörgelte: »Guckt sich an wie Spinne! Nix Krabbe. Ist Spinne!«
    Seeleute pflegen auch in Hongkong heute noch auf diese Art die Gastwirte aufzuklären, daß sie einen Whisky als Rabatt schätzen würden.
    Â»Chinamann kochen in Niugini?« fragte ich ihn. Bevor er antwortete, trank er erst sein Bier aus, schnippte mit den Fingern, und als Linny das leere Glas abgeschleppt hatte, um es neu zu füllen, sagte er, wieder mit diesem Grinsen im Gesicht: »Chinamann machen Chow plenty gut. Aber Chinamann stinken.«
    Er fing an, mich zu belustigen, ich hatte immer geglaubt, Vorurteile dieser Art fänden sich nur bei

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