Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwarze Blüte, sanfter Tod

Schwarze Blüte, sanfter Tod

Titel: Schwarze Blüte, sanfter Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
Vom Netzwerk:
mit der Oberweite eines Baywatch-Girls um den Hals und drückte mir die Luft ab.
    Â»Hi, mein toller Freund! Laß uns tanzen!«
    Nun bin ich schon mit meiner guten Laune am Ende, wenn ich diese Idiotenvokabel »toll« bloß höre. Aber ich gab mir trotzdem Mühe, höflich zu bleiben und schwenkte den dunkelhaarigen Schnapsflakon einige Male herum, wobei ich erfuhr, daß sie Elizabeth hieß, ihre Freunde sie Lizzy nennen durften, daß sie in Hamburg zu Hause sei, wo es einen Hafen gäbe, der weit bedeutender wäre als alles, was sich in diesem zurückgebliebenen Erdteil Asien anmaßte, den Namen Hafen zu führen. Außerdem sei sie in einer tiefen Sinnkrise, das habe ihr unlängst erst ein Psychiater bestätigt (sie sagte »Pyschiater«). Nämlich ihr Mann sei mit einer Gemischtrassigen durchgegangen, was Gift für sein Image als Kaufmann ist, aber unbelehrbar wie er nun mal sei, habe er sie sitzenlassen ... Ganz plötzlich flippte sie vollends aus, keifte mich an: »Achte gefälligst auf deine Latschen und tritt mir nicht auf die Füße! Allein die Schuhe haben vierundachtzig Dollar gekostet! Aber du bist ja auch so ein gemischter Bastard, der offenbar barfuß aufgewachsen ist, man sollte dich ...!«
    Weiter kam sie nicht, denn da war Victor Choi plötzlich hinter ihr erschienen. Er packte sie an ihrer langen schwarzen Haarpracht und zog sie aus dem Verkehr.
    Â»Verpiß dich!« schnauzte er sie an. »Du hast für drei Mann geladen, jetzt ist Schluß!«
    Er übergab sie zwei jungen Männern, die wie zufällig bei ihm auftauchten und wies die beiden an: »Einschließen. Ich will sie hier nicht mehr sehen!«
    Er ging hinter den beiden her, die die Tobende abschleppten, winkte mir aber, daß er gleich zurück zu mir käme.
    Von der Seite schob sich der grinsende Mu Erh heran und ließ mich wissen: »Sie hat einen daumengroßen Brandfleck unterhalb des Nabels ...«
    Â»Und wie kommt es, bitte, daß du die Gegend unterhalb ihres Nabels kennst?«
    Er feixte weiter: »Muß jemand eine Zigarette auf ihrem Bauch ausgedrückt haben.«
    Ich vermutete: »Wenn der ebenso besoffen gewesen ist wie sie jetzt, kann ihm niemand verübeln, daß er den Aschenbecher nicht gefunden hat.«
    Der Shalali-Mann sagte: »Neulich, auf der Macao- Palace , hat sie sich splitternackt ausgezogen. Es dauerte keine zehn Sekunden, da zeigte sie ihren Hintern und behauptete, es sei der schönste zwischen hier und Khatmandu ...«
    Â»Sie strippt auf diesem Restaurantschiff?«
    Â»Aber nein«, belehrte er mich. »Sie war genauso besoffen wie jetzt. Das mit dem Mann stimmt, deshalb säuft sie. Angeblich. Gehörte mal zu den oberen Tausend. Total über die Kante.«
    Meine Aufmerksamkeit wurde auf einen indisch aufgemachten Herrn gelenkt, dem man eine kleine Bühne auf dem Achterdeck aufgebaut hatte, wo er nun eine Vorstellung gab. Er ließ Seidentücher die Farbe wechseln, aus verschlossenen Kästen lebende Kaninchen verschwinden, warf Spielkarten in die Luft, wo sie spurlos verschwanden – diese Art von harmlosem Zeitvertreib, der hier in Kreisen von Leuten, die etwas feiner erscheinen wollen, wieder in Mode kam, wie unter den Millionären etwa das echte Südpolareis zum irischen Whisky.
    Ein kleiner, unscheinbarer Chinese schob sich zu mir heran und tippte mir auf den Arm. Ich mußte ein paar Sekunden überlegen, aber dann erkannte ich ihn, es war der bezopfte Hoteldetektiv aus dem Mandarin Oriental , mit dem mich Sung Loh bekannt gemacht hatte.
    Â»Hallo, Mister Hung!« Ich erinnerte mich sogar an seinen Namen und begrüßte ihn. Wollte gerade fragen, wie ihm der Abend gefiel, ob er gesund sei und das Essen nach seinem Geschmack, aber da kam er mir zuvor: »Nur eine Sekunde Zeit, Mister Lim Tok. Bin als Sicherheitsbegleiter meines Direktors hier. Daß die Gattin des verstorbenen Herrn Choi, nach der Sie sich neulich erkundigten, hier war, wissen Sie?«
    Â»Ich weiß, daß sie in Macao ist. Ist sie unter Deck?«
    Er flüsterte: »Ein Diener führte sie von Bord, kurz bevor die Party begann. Ich stand an der Gangway, als er mit ihr ankam. Riet ihr: ›Seien Sie vorsichtig mit den hohen Absätzen, Mrs. Choi.‹«
    Â»Eine nicht sehr große, zierliche Chinesin? Haarknoten?«
    Â»So ist es.«
    Â»Brille?«
    Â»Setzte sie auf, bevor sie die Gangway

Weitere Kostenlose Bücher