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Schwarze Blüte, sanfter Tod

Schwarze Blüte, sanfter Tod

Titel: Schwarze Blüte, sanfter Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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können?
    Sung Loh, den wir im Küchentrakt ausfindig machten, wo man ihn immer fand, es sei denn, er hielt ein Schläfchen, runzelte besorgt die Stirn.
    Mir fiel ein, daß Victor Choi vom Jai Alai Casino gesprochen hatte, das ein Stück weiter nördlich lag. Ich erreichte über mein Handy das Büro des Managers, das offenbar rund um die Uhr besetzt war, und eine angenehme Frauenstimme teilte mir mit, Mister Victor Choi sei ihnen bekannt, aber es läge keine Notiz vor, daß es mit ihm heute etwas zu erledigen gäbe. Nein, ein Bote von ihm werde ebenfalls nicht erwartet.
    Dann die Frage: »Wie sagten Sie, heißt die Yacht?«
    Â» Pinocchio .«
    Â»Augenblick«, bat die Stimme, »ich habe über unseren Computer eine Kontrolle über alle Fahrzeuge, die anlegen.«
    Stille. Mu Erh und Sung Loh blickten mich erwartungsvoll an. Dann wieder die Stimme aus dem Casino: »Tut mir leid, Sir. Die Pinocchio hat vor vierundzwanzig Tagen zum letzten Mal bei uns angelegt. Heute nicht. Sie wird auch nicht erwartet, das heißt, es liegt keine Ankündigung vor. Ich hoffe, das hilft Ihnen weiter.«
    Es half mir keinesfalls, aber mehr war wohl nicht zu erfahren.
    Sung Loh erinnerte sich, daß wir, als ich meine Untersuchung in Macao begann, im Mandarin Oriental nachgeforscht hatten. Der bezopfte Freund Sung Lohs befand sich ja, wie ich wußte, auf Chois Party, also telefonierten wir so lange, bis wir die Küchenfrau Amy erwischten, mit der sich Sung Loh ebenfalls blendend verstand. Sie forschte sogleich nach, ob es da eine Mrs. Choi Tse-min gab – erfolglos.
    Trotzdem fragten wir auch noch bei Henry’s nach. Alphonso Bustaveras, den Sung Loh respektlos und freundschaftlich zugleich mit »Hallo Hörnchen!« anredete, bat uns, in ein paar Minuten wieder anzurufen. Bis dahin wollte er sich umsehen. Als wir anriefen sagte er: »Keine Mrs. Choi.« Während wir noch überlegten, jaulte mein Handy. Bobby Hsiang aus Hongkong war der Anrufer, und er schien in Eile. Sagte nur: »Komm zurück. Gleich. Findest mich da, wo Ninny ins Wasser fiel, damals, erinnerst du dich?« Selbstverständlich hatte ich nicht vergessen, wie in unserer gemeinsamen Polizistenzeit unsere britische Kollegin Ninny an der Anlegestelle des Police Officiers Clubs in der Causeway Bay ausgerutscht und ins Wasser gestürzt war, worauf wir beide sie herauszogen.
    Â»Ich erinnere mich. Gibst du mir einen Hinweis, was läuft?«
    Er sagte knapp: »Wir haben einen Tip von einem der beiden Herren, die wir wegen des Einbruchs bei dir in der Zange hatten. Nimm dir ein schnelles Boot, ich stehe in einer Stunde am Steg, oder ein Mann von mir.«
    Mu Erh erbot sich, seine Yacht zur Verfügung zu stellen. Aber Sung Loh meinte, wir müßten schon ein schnelleres Fahrzeug haben. Bei Mu Erh erkundigte er sich: »Kannst du einen Flitzer fahren? Motorboot. Hundertzwanzig Spitze. Na?«
    Â»Ich würde damit jedes Rennen gewinnen«, versicherte der Shalali-Mann.
    Â»Dann komm mit!« Sung Loh führte uns über die Küstenstraße zu einem privaten Anlegeplatz, wo der Flitzer festgemacht war. Er entschuldigte sich, daß er selbst nicht mitkommen konnte – die Küche ...
    Den Rest hörten wir schon nicht mehr. Mu Erh hatte die Zündung eingeschaltet, und als aus dem Heck des Bootes ein dumpfes Rollen kam, das zum röhrenden Schrei wurde, sobald Mu Erh den Speedhebel anschob, lernte ich den Shalali-Mann von einer ganz neuen Seite kennen – er verfiel in einen Rausch der Geschwindigkeit.
    Mir blieb nichts übrig, als mich schnell anzugurten und den Kopf einzuziehen. Und ich hatte gar keine Gelegenheit, zu bewundern, mit welcher traumtänzerischen Sicherheit Mu Erh den Weg nach Victoria Harbour fand, in der Schwärze dieser Neumondnacht.
    Für ein paar Sekunden fiel mir, als voraus in der Ferne die Lichter von Green Island auftauchten, die groteske Situation von damals ein, als wir unsere sittsame britische Kollegin triefnaß auf den Steg zurückzerrten, ihr die braune Hafenjauche aus dem Magen quetschten und dabei überrascht feststellten, daß sie trug schwarze Unterwäsche trug – für damalige Zeiten ein geradezu untrügliches Zeichen tiefster Verkommenheit!
    Doch da waren wir schon an Green Island vorbei, und Kennedy Town kam in Sicht. Hier wurde die Welt heller, das kam von den unzähligen Lichtern an Land, und auch, weil es auf dem

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