Schwarze Blüte, sanfter Tod
sie noch leise anfügte: »Vielleicht steht auch drin âºEntschlossener Hongkonger Polizist rettet ...â¹ und so weiter.!«
Bobby bat sie betont förmlich, allerdings die Lautstärke von Wort zu Wort steigernd: »Hüpfen Sie in den Wagen! Blitzschnell, wenn ich Ihnen das als Noch-Hongkonger Polizist abverlangen darf! Es eilt nämlich. Denn in der Klinik werden Sie es schätzen, wenn wir Sie nicht erst als Leiche anbringen!«
Das letzte brüllte er, weil er inzwischen angefahren war, Blaulicht und Sirene eingeschaltet hatte und die erste Kurve in Richtung auf das, was manche Leute den »Verkehrskringel« nannten, die Auffahrt zum Tunnel nach Kowloon hinüber, mit der Abzweigung südwärts in Richtung Queens Road mit quietschenden Reifen nahm. Die Frau machte einen nachdenklichen Eindruck, aber Angst konnte ich in ihren Augen nicht entdecken. Entweder eine Fatalistin, dachte ich, oder sie ist ein biÃchen verdummt. Doch ganz sicher war ich mir nicht, ob es da nicht noch eine dritte Möglichkeit gab.
Der Toxikologe vom Polizeilabor war tatsächlich schon an der Klinik, als wir ankamen, wenngleich ungekämmt und mit einer Pyjamajacke unter dem Jackett. Er hielt sich nicht lange damit auf, Bobby Vorwürfe zu machen. Packte Mrs. Choi auf eine bereitstehende Trage, und das letzte, was ich hörte, war seine Frage an sie, wann und auf welche Weise sie Kontakt mit der fraglichen Substanz gehabt habe. Dann schoben sich die Glastüren zu dem Nottrakt hinter ihm zu, und wir standen drauÃen.
Nach einer Weile erschien aus dem Haus eine jener in gestreiften Kattun gekleideten Göttinnen der Nächstenliebe mit einem Tablett, auf dem zwei Tassen Tee standen. Sie fragte: »Mister Hsiang und Mister Lim Tok?«
Als wir das nicht leugneten, schob sie uns mit einem Lächeln, das Mao Tse-tung zum Christentum hätte bekehren können, das Tablett unter die Nase und hauchte: »Grüner Tuocha. Trinkt sonst nur der Chefarzt. Er hat mir aufgetragen, Sie damit zu erfrischen.«
Ich wollte ihr gerade erläutern, was es sonst noch für Methoden gäbe, einen Mann wie mich zu erfrischen, aber da kam mir Bobby zuvor: »Der Chefarzt ist da?«
»Ja!« Ihre Zähne auf einen Strang gefädelt, hätten Perlen den Rang abgelaufen.
»Jetzt, wo es noch sozusagen Nacht ist?«
Sie nickte. Wieder mit einem Lächeln, das nicht von dieser brutalen, raffgierigen Welt war. »Der Toxikologe der Polizei hat ihn mitgebracht, als er kam.«
Sie stellte das Tablett auf den Autokühler, bemerkte, daà sie leider zurück ins Haus müsse, murmelte dann noch etwas von Magenspülung und Blutwäsche und Sauerstoff, und dann war sie verschwunden, wie die Fee in den alten englischen Märchen, die uns die Lehrer manchmal erzählt hatten, im ersten Schuljahr.
Es hatte keinen Sinn, zu warten, das sahen wir bald ein. Es konnte Stunden dauern, bevor wir einen Bescheid erhielten. Also gönnten wir uns erst einmal in einem schon geöffneten Pub in der Nähe des FuÃballstadions einen ImbiÃ, wobei Bobby über sein Handy erfuhr, daà das Auto der Air-Sea-Dreams mit unserem Krauskopf eine ganze Weile in Wanchai herumgekreuzt war. Dann war es zurückgefahren und befand sich jetzt auf der Schleife zum Tunnel nach Kowloon, auf genau den »Verkehrskringel«, den wir vor ganz kurzer Zeit mit Mrs. Choi im Wagen hinter uns gebracht hatten.
»Was wollen die in Kowloon?« fragte Bobby Hsiang leise.
Er richtete die Frage an sich selbst, aber er sah mich dabei an, als hätte er seinen Denkapparat bei mir untergestellt. Und dann fragte er, nachdem jemand ihm noch etwas anderes über sein Handy mitgeteilt hatte, zurück: »Sonderbeauftragter der Polizei von Macao? Keine Ahnung.«
Ich ahnte Schlimmes und bat ihn schnell um den Hörer. Sagte hinein: »Ja, was ist mit Senhor Sowieso aus Macao? Geben Sie ihn mir, bitte!«
Bobby verdrehte die Augen. Aus der Muschel des Handys kam die Stimme des Shalali-Mannes: »Mister Lim Tok, ich glaube, ich weiÃ, wohin der Wagen will.«
»Na los!« drängte ich.
»Kowloon«, gab er zurück. »Er biegt gerade in den Tunnel ein.«
»Daà er nach Kowloon will, ist nicht neu. Aber was kann er da drüben um diese Zeit wollen?«
»Das ist schwer zu sagen ...«
»Gib mir den Polizisten!« forderte ich, und dann instruierte ich den Beamten, der überzeugt war, mit
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