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Schwarze Blüte, sanfter Tod

Schwarze Blüte, sanfter Tod

Titel: Schwarze Blüte, sanfter Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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auf, wie um nicht im Stehen einzunicken. Dazwischen ließ er uns noch wissen: »Gut, daß sich unsere Tüftler mit dem Zeug beschäftigt hatten, nachdem es in der Leiche dieses Herrn auftauchte, und nachdem wir dann einen ganzen Fingerhut voll davon bekamen. Sie haben eine Masche entdeckt, wie man die Wirkung aufheben kann, solange es bestimmte Funktionen noch nicht ganz gelöscht hat.«
    Â»Ich wünsche ihnen den Nobelpreis!« atmete Bobby auf. Der andere bekannte: »Ich selbst wünsche mir eine Matte in einem möglichst kühlen Raum. Dunkel sollte er auch sein.«
    Â»Kann man mit Mrs. Choi sprechen?«
    Â»Wer ist Mrs. Choi?«
    Â»Die Patientin! Wir hätten Fragen an sie.«
    Â»Nicht vor übermorgen. Sie hängt an etwa dreiundsiebzig Apparaten.«
    Â»Und da läßt du sie so einfach allein daran hängen und lungerst hier draußen herum?«
    Der Toxikologe hatte keine Lust, weiterzufrozzeln. Er machte eine müde Kopfbewegung zum Eingang hin und klärte Bobby auf: »Es sind sechs Ärzte mit ihr beschäftigt, sei beruhigt.«
    Â»Ich werde dich in meinem Bericht gebührend erwähnen«, versprach ihm Bobby. Es klang sogar ehrlich. Aber der Toxikologe antwortete nur: »Es wäre mir lieber, du vergißt meine Telefonnummer!«
    Dann schlurfte er in Richtung auf ein Auto davon, das auf dem Rasen neben dem Weg geparkt war.
    Der Shalali-Mann mußte sich inzwischen mit den Polizisten, bei denen er war, angefreundet haben, denn sie ließen ihn über den Dienstapparat Bobby und mich anrufen. Möglicherweise hielten sie ihn auch tatsächlich für den Sonderbeauftragten der Polizei von Macao – wer konnte das wissen!
    Â»Was sollen wir machen?« kam jetzt die Anfrage meines Freundes mit den unvergeßlichen Ohren. »Er ist im Frachthafen auf ein liberianisches Schiff geflitzt. Name Esmeralda ...«
    Bobby überlegte nicht lange. »Vom Kapitän Auslieferung verlangen. Sonst setzt ihr ihn fest.« Aber Mu Erh machte ihn aufmerksam: »Der Kapitän ist scheinbar ein Russe. Jedenfalls spricht er ein Englisch wie der Pianist im Golden Shark in Macao, und der ist aus Moskau. Versteht uns nicht richtig. Gurgelt aber so ungefähr immer, er habe mit dem Mann nichts zu tun. Kennt ihn überhaupt nicht. Im übrigen hat sich der Krauskopf irgendwo im Schiff verkrochen, niemand weiß wo ...«
    Â»Bestimmungshafen?«
    Nach einer kurzen Pause kam zurück: »Port Moresby.«
    Ich unterdrückte einen Freudenschrei.
    Bobby ordnete trocken an: »Festhalten. Keiner verläßt den Eimer, bis wir da sind! Hafenpolizei benachrichtigen. Bei Komplikationen sofort Meldung an mich!«
    Weder Horn noch Blaulicht nutzten viel – es ging los mit dem Morgenverkehr, und um diese Zeit gibt es nicht nur eine Unmenge Autofahrer, die zur Arbeit wollen, auch die unzähligen Händler holen ihre Frischwaren aus den Markthallen und Depots des Großhandels, die Nachtfischer fahren ihren Fang zu den Märkten – das Chaos, über das sich in Hongkongs Straßen schon nur noch Fremde aufregen, begann mit der echten Steigerung, die stets der Tagesanbruch bewirkt. So verging mehr als eine Stunde, bis wir endlich in Tsim Sha Tsui anlangten, drüben in Kowloon, und zu den Frachthafenpiers rollen konnten.
    Die Esmeralda war der übliche Seelenverkäufer, wie sie zu Hunderten von den einst gewinnträchtig Seefahrt betreibenden Ländern verscherbelt wurden, weil sie keinen Profit mehr brachten. Unter Billigflagge kreuzten schier unzählige dieser Exemplare in unseren Breiten. Geladen hatte die Esmeralda Maschinen für den Erzabbau, das erklärte uns der Kapitän in seinem gutturalen Pidgin. In Papua Neu Guinea gäbe es nämlich Kupfer, ob wir das nicht wüßten! Er war empört, daß er aufgehalten wurde, aber was er fluchte, verstanden wir nicht, dazu hätte es vielleicht der Dame Wanda als Übersetzerin bedurft, die in Aberdeen ihre Striche zog.
    Â»Möchte wissen, wie der seiner Mannschaft klar macht, was er will«, sinnierte Bobby, während wir uns die Tirade anhörten.
    Die Mannschaft bestand aus Filipinos. Billigarbeiter. Sie hatten angeblich das Schiff bereits mehrmals durchsucht, aber keinen »Blinden« entdecken können. Also warteten wir auf den Suchtrupp der Polizei, den Bobby inzwischen über sein Handy bei der Kowlooner Zentrale angefordert hatte.
    Ich riet ihm

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