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Schwarze Blüte, sanfter Tod

Schwarze Blüte, sanfter Tod

Titel: Schwarze Blüte, sanfter Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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halten hatten. Und nachdem er sich vergewissert hatte, daß Mu Erh vertrauenswürdig war, überraschte er mich mit der unerwarteten Frage: »Was ist das überhaupt für ein Kerl, der da bei Sonnenaufgang ausgerechnet meine Yacht klauen will? Sieht aus wie ein Abessinier und spricht ein Englisch wie der Lord of Windsor nach einer Nasenoperation ... he?«
    Â»Du ... du hast den Mann?«
    Er winkte ab: »Ich habe meine Leute da draußen. Er tauchte splitternackt und bibbernd aus dem Wasser auf und kletterte an Bord. Da gab ihm mein Mann eins über den Schädel. Sitzt nebenan, auf der Toilette. Zellen haben wir hier leider nicht zur Verfügung. Haha. Also – wer ist das, und was soll die Oper?«
    Â»Er heißt Uwalu«, begann ich. Eine Dame, die ich noch nicht kannte, leider, brachte ein Tablett mit zwei Gläsern gelber Limonade. Eugene Hsu vergaß so schnell nichts! Er grinste spitzbübisch. Im Grunde war er ein guter Junge, wie es sie auf Hongkongs Straßen zu Hunderttausenden gibt, nur daß er eben für die 314 lief.
    Â»Danke«, sagte ich, nahm einen Schluck und lobte den Geschmack.
    Mu Erh blieb sprachlos. Er sah der davonstelzenden Dame hinterher, überlegte vielleicht, wie er sie in sein nächstes Showprogramm einbauen könnte.
    Â»Uwa ... wie war der Name?«
    Ich besann mich und schilderte Eugene Hsu, was geschehen war. Als er die Geschichte von Niugini hörte, schüttelte er den Kopf, aber als ich ihm verriet, im Royal Yacht Club , bei Toby Chester im Glasschrank, stehe eines dieser ominösen Futterale für des Mannes Zierde, tippte er auf seine Sprechanlage und ordnete lachend an: »Emily, wenn die beiden Herren gegangen sind, verbinden Sie mich sofort mit dem alten Weltumsegler Toby Chester ... ja, sehr richtig, im Royal sowieso!«
    Zu mir sagte er: »Du gerätst aber auch immer an Dinger, wie sie selbst für Hongkong unanständig sind. Wie kommt man übrigens mit so einer Shanghaier Witwe zurecht? Hältst du was davon, wenn ich ihr gewissermaßen als Zeichen der Bereitschaft zu guter Zusammenarbeit ein paar Zweige Hibiskus in die Klinik schicke?«
    Ich kam nicht mehr dazu, ihm davon abzuraten, denn die Tür flog auf und ein wütender Bobby Hsiang stürmte herein: »Polizeieigentum entwendet – das geht diesmal nicht durch, mein Freund!«
    Er wollte weitertoben, aber Eugene Hsu fragte sachlich dazwischen: »Bourbon oder Scotch, Sir?«
    Â»Ich trinke jetzt gar nichts«, er besann sich, und fügte an: »Danke!«
    Das nutzte ich, um ihm lakonisch mitzuteilen: »Dieser Herr hier, Besitzer des Reisebüros Blue Moon, hat den flüchtenden Uwalu festgesetzt. Erwischt bei einer Straftat, nämlich dem Versuch, eine Yacht zu stehlen ...«
    Â»Und du hast das gerochen, wie?« Es klang bereits versöhnlicher.
    Eugene Hsu erkundigte sich nochmals: »Wollen wir nicht doch alle zusammen auf den Erfolg der Polizei einen Bourbon ...?«
    Er ging an seine Hausbar und hielt eine Flasche hoch. Diplomat hätte er werden sollen.
    Â»Nicht vor dem Frühstück«, sagte Bobby gesittet. Und damit löste er bei Eugene Hsu das spontane Bedürfnis aus, Hungrige zu speisen.
    Nachdem ein Begleiter Bobbys den immer noch splitternackten Krauskopf Uwalu, der sein Prachtstück übrigens ohne Etui trug, aus der Toilette geholt, ihn ordnungsgemäß festgenommen, in den vorwiegend noch weißen Kittel des Schaufensterdekorateurs gesteckt hatte und mit ihm abgezogen war, erschienen wie aus dem Nichts ein paar flinke Burschen und servierten uns in Eugene Hsus Büro ein Frühstück, über das ich lieber keine weiteren Angaben mache, weil man diese Art von Speisung Hungriger, selbst unter gastfreundlichen Chinese,n mit Recht als korruptionsverdächtig bezeichnen könnte.
    Es war gegen Mittag, als ich endlich im Hotel Excelsior anlangte und meine Freundin Pipi am Empfang mich ebenso pikiert wie höflich fragte: »Bitte, der Herr, ein Einzelzimmer? Apartment mit Blick auf den Peak? Oder ein paar Ohrfeigen?«
    Wir einigten uns erst am Abend auf meiner Dschunke wieder, nachdem ich ihr erklärt hatte, weswegen ich sie die ganze Zeit nicht anrufen konnte, und nachdem ich ihr die Sache mit diesem Etui in Einzelheiten erklärt hatte, verbunden mit dem Versprechen, daß wir das Souvenir Toby Chesters an einem der nächsten Tage besichtigen würden.
    Ach so: Mitteilen will ich Ihnen

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