Schwarze Blüte, sanfter Tod
unbedingt noch, daà sich um Victor Choi inzwischen, da einige Zeit vergangen ist, drei Staatsanwaltschaften streiten, die von Hongkong, die von Macao und die Shanghaier. Anstiftung zum Mord. â
Mit Krausköpfchen Uwalu verhält es sich noch etwas komplizierter. Macao, Hongkong, Shanghai und Papua Neuguinea sind auf ihn scharf. Vermutlich wird Neuguinea die Nase vorn haben, wegen der Rechnung, die er dort von früher noch offen hat.
Mit dem Inhalt seines Etuis, das man in Macao, bei Air-Sea-Dreams sicherstellte, beschäftigt sich jetzt die Wissenschaft.
Emerson Choi ist über den Verlust seiner beiden Söhne immer noch untröstlich. Peking machte ihm inzwischen tatsächlich offiziell den Vorschlag, in der neuen Regierung Hongkongs, die in der groÃen Hauptstadt dort oben gerade zusammengestellt wird, mitzuwirken. Er hat sich noch nicht entschieden. Aber mein Honorar hat er groÃzügig bezahlt.
Seine Schwiegertochter, die das Klinikum Tang Shiu Kin sozusagen »entgiftet« verlieÃ, ist nach Shanghai zurückgekehrt. Von mir verabschiedete sie sich unter Tränen, und ich verzichtete höflich darauf, ihr einzugestehen, daà ich eine solche Gemütsregung bei ihr nicht erwartet hatte. Immerhin versprach sie wiederzukommen. Nun ja, sie werden ziemlich zahlreich kommen, im Sommer.
Was noch? Der Shalali-Mann hat sich mit Eugene Hsu, dem Betreiber des Reisebüros Blue Moon im Kowlooner Ocean Center darauf geeinigt, seine Show über die Seegöttin A Ma vor dem Center abzuziehen. Es besteht die Gefahr, daà er es nach und nach zu internationalem Ruhm bringt.
Schluà jetzt! Ich muà meine Freundin Pipi abholen. Um sie endgültig zu versöhnen, und weil ich sie die ganze Zeit doch arg vernachlässigt habe, unternehme ich mit ihr einen Ausflug nach Sin A Chau, jener winzigen Insel, auf die mich meine Suche nach Mrs. Choi und Uwalu damals führte. Einsamkeit, mal zur Abwechslung. AuÃerdem â auch Pipi kennt nämlich die gute Linny noch aus ihrer Hongkonger Zeit als Köchin im Chiuw Chow Garden.
Und neben kantonesischen Frühlingsröllchen wird es einen Ring mit einem echten Brillanten für Pipi geben.
Gelegenheitskauf
Hongkongs Leichen sind sehr tot
Ich schreckte aus dem Schlaf, weil Pipi, meine Freundin, mich rüttelte, wobei sie schimpfte: »Tu was! Die Kerle sind da! Ich hoffe, wir kommen noch einmal davon ...!«
Wer mich einigermaÃen kennt, weiÃ, daà ich es für ein Verbrechen halte, einen Menschen so früh aus dem Reich der später nicht mehr erinnerlichen Träume zu reiÃen. Trotzdem bemühte ich mich, nach und nach in die Wirklichkeit zu finden, die eben voller Verbrechen ist, wie jedermann weiÃ.
Vorsichtshalber gab ich erst einmal ein Brummen von mir, das Pipi galt. Sie sollte wissen, daà ich sie gehört hatte. Doch obwohl sie mich nun doch gut genug kannte, nach den vielen Jahren, die wir zusammen verbracht hatten, gab sie diesmal keine Ruhe. Also fragte ich: »Was für Kerle?«
»Die Hunde mit den blauen Haaren sind da! Ich habe es befürchtet!«
Mit der blumigen Bezeichnung, soviel wuÃte ich auch, meinte sie eines der Gespenster, die viele Hongkonger in diesen Tagen ängstigten, obwohl man bisher nichts von ihnen gesehen hatte. Gespenster eben, diese Menschenfänger von Pekings Gonganbu, jener Einrichtung, die für die staatliche Sicherheit zuständig war, die der einfache Mann Gonganbu nannte, und die echte oder angenommene Gegner der Regierung wegzufangen und hinter Gitterstäben zu deponieren pflegte, wie man lange genug aus dem groÃen Mutterland gehört hatte.
Mit der Ãbernahme der Kronkolonie durch Peking waren auch wir nun in den Wirkungsbereich dieser Leute gekommen, obwohl abgemacht war, daà Hongkong über weitere fünfzig Jahre seine gewohnte Ordnung behalten sollte. Wie wir alle hofften. Und ohne Gonganbu. Aber wir hatten gerade den ersten Tag der neuen Verhältnisse, und niemand war sicher, daà unsere Vertragspartner sich tatsächlich an das, was auf dem Papier der Verträge stand, auch halten würden ...
»Wirf endlich diese verdammte Strickleiter runter!« rief eine kräftige Stimme drauÃen auf dem Wasser vor Aberdeen, wo meine Dschunke ihren Stammplatz hatte. In Kantonesisch, nicht in Mandarin , das die Pekinger sprechen. Eine bekannte Stimme überdies.
»Gib Ruhe«, besänftigte ich erleichtert Pipi, die neben
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