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Schwarze Blüte, sanfter Tod

Schwarze Blüte, sanfter Tod

Titel: Schwarze Blüte, sanfter Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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Seitdem wußte ich, daß sie gefährlich waren wie aufgestörte Skorpione. Die Volksrepublik hatte zwar das organisierte Verbrechertum seit ihrem Bestehen mit härtesten Methoden verfolgt, allein ich begriff damals schon, daß selbst damit das Gewebe der Teochiu-Tongs und ihre vielfältigen Verbindungen in ganz Asien, bis nach Amerika oder Europa, nicht in den Griff zu bekommen waren. Man erreichte wohl im wesentlichen, daß die Tongs sich im Mutterland zurückhielten.
    Der Tote von damals war ein Verräter gewesen, der sich in einen der Tongs eingeschlichen hatte, die zur Zeit des Krieges umfangreichen Perlenschmuggel mit Süd-Vietnam betrieben.
    Ausgewanderte Shantouer Teochiu, das lernte ich im Verlaufe der Ermittlungen, stellten im Süden Vietnams die reichsten Reisaufkäufer und Händler. Viele von ihnen machten ihre Geschäfte mit den Amerikanern und gleichzeitig auch mit der Befreiungsfront. Die brauchte Waffen, bevorzugt amerikanische, weil es für die immer ausreichend Munitionsnachschub gab. Aber für Reis oder Dollars verschoben die Magazinverwalter in den Militärstützpunkten nicht einmal lächerliche Gewehre, geschweige denn Panzerabwehrraketen, Tränengasgranaten oder ähnliche Raritäten – Perlen mußten es sein! Darauf waren die korrupten Offiziere in den Materiallagern scharf. Perlen waren der legendäre Schatz dieses Landstrichs. Brachte man sie in die Vereinigten Staaten, erzielten sie Phantasiepreise. Abgesehen davon, daß die Frauen sie schätzten ...
    Die Sippe aus China schickte Perlen. Saigoner Teochiu verhökerten sie an die Amerikaner für Waffen und Gerät, das an die Befreiungsfront ging. Auf diese Weise sicherten sich die reichsten Reishändler bereits frühzeitig die Sympathie der Kommunisten, vielfach auch im voraus schon ihre stillschweigende Duldung als Privatkapitalisten in einer Zeit, in der die Kommunisten das Land regieren würden. Deren Absichten für später waren bekannt, aber das Geschäft mit den Perlen würde auf jeden Fall dafür sorgen, daß man als chinesischer Händler, nachdem die Amerikaner abgezogen waren, von den neuen Herren honorig behandelt würde, daß man eine Chance bekam.
    Nur daß eben in diesem besonderen Falle die Amerikaner einen Informanten in das Geschäft eingeschleust hatten. Wir bargen ihn als Leiche. Wir fanden auch heraus, weshalb er hatte sterben müssen, wenngleich wir den Täter nicht mehr erwischten.
    Die Amerikaner honorierten unsere Arbeit übrigens nicht. Als wir ihnen den Toten anboten, weigerten sie sich, ihn anzunehmen – es gäbe keinen Mitarbeiter dieses Namens in ihren Akten. Also ließen wir ihn auf dem Adventistenfriedhof an der Wong Nai, gegenüber der Happy-Valley-Rennbahn begraben. Die Bestattung wurde von einer Gruppe Teochiu-Familien bezahlt. Und wir Polizisten vergaßen weder den Vorfall, noch das, was wir über die Tongs der Teochiu aus dem Shantouer Gebiet gelernt hatten. Bis heute. Auch wenn wir längst nicht mehr bei der Polizei arbeiteten ...
    Mrs. Moreano sang etwas über Pancho Villa, den Jefe. Trauriger Song. Die Stimme der Dame machte ihn unvergeßlich. Ich wartete darauf, daß sie mir vielleicht einen Blick zuwarf, aber sie tat das nicht. Ihr Blick, der durch den großen Saal schweifte, war seltsam leer. Wie bei jemandem, der Drogen nahm. Warum war ich eigentlich sicher, daß sie keine nahm? Ich grübelte über diese Frau nach, ohne es so recht zu wollen. Erwischte mich dabei, und als eine reichliche halbe Stunde vergangen war, kam es mir so vor, als würde mir etwas fehlen, weil die traurige, eintönige Stimme nicht mehr sang.
    Der Beifall war großartig gewesen. Mancher kam wohl eigens ihretwegen hierher. Nach allem, was man von Verrenkungen auf der Bühne in Hongkong gewohnt war, bei gleichzeitigem Fehlen auch nur der geringsten Befähigung, ein Lied zu singen, war dies hier eine der angenehmsten Überraschungen seit der Abschiedsrede unseres letzten Gouverneurs, des Mister Patten.
    Ich bestellte mir noch ein Bier ...
    Während ich mir Gedanken darüber machte, wie eine Frau ihres Namens, mit ihrem Talent ausgestattet, dazu kam, ausgerechnet im Suzie Wong in Kowloon zu gastieren, sagte die etwas heiser klingende Stimme hinter mir halblaut: »Hallo, Mister Lim Tok ...«
    Ich fuhr herum, schmiß beinahe mein Bierglas um, und als ich sah, daß Mrs. Moreano den Anflug

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