Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwarze Blüte, sanfter Tod

Schwarze Blüte, sanfter Tod

Titel: Schwarze Blüte, sanfter Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
Vom Netzwerk:
hätte ich nicht längst ihre Rolle bei der Sache durchschaut.
    Dazu kam wohl noch die Ungewißheit, ob das nicht vielleicht doch stimmte, was ihr dieser Zeitungsreporter soeben erzählt hatte. Daß Chao Yan bei der Polizei erfolgreich ausgequetscht worden war. Ausgerechnet der Vollstrecker!
    Und – wie ging es zu, daß da plötzlich aus dem Schatten ein völlig neuer Tong auftauchte, der Ansprüche anmeldete, auf einem Territorium, von dem man in einschlägigen Kreisen annahm, hier habe die San Tien Hui den Taktstock in der Hand ...?
    Sie wandte sich barsch an Chak Sam: »Gehen Sie wieder an Ihre Arbeit! Sie sehen ja, wozu es führt, wenn Sie sie vernachlässigen!«
    Der Empfangsmann schlich davon. Mich würdigte sie keines Wortes mehr, als sie den Ausstellungsraum erhobenen Hauptes verließ. Ich ging ebenfalls, nachdem ich mir noch die restlichen weinenden Gesichter von Angkor angesehen hatte, die künstlerisch verfremdeten Leichenberge im Toul-Sleng-Gymnasium und verschiedene Hinrichtungsvarianten unter malerisch windgebeutelten Palmen.
    Zu der Dame, die mir das Eintrittsticket verkauft hatte, sagte ich freundlich: »Schade, daß es solche Ereignisse nicht öfters gibt! Ich meine die Ausstellung, nicht Pol Pot ...!«
    Aufseher Chak Sam, der inzwischen wieder seinen Posten in der Eingangshalle bezogen hatte, drehte sich demonstrativ um, als ich aus dem Fahrstuhl stieg. Dabei hatte ich auf dieser Etage nur gestoppt, um ihn zu fragen, ob die Polizei denn nun endlich wieder aus dem Haus sei.
    Er ließ mich stehen. Ohne ein Wort. Schien vor Schreck stumm geworden zu sein. Als sein Handy piepte, nickte er unwillkürlich und sagte dann mit bedeutungsvollem Blick auf mich: »Ja, der Herr ist im Begriff, das Haus zu verlassen!« Ich winkte ihm vom Fahrstuhl noch einmal jovial zu, als ich zur Garage hinunterfuhr, wo mein Auto stand.
    Das Excelsior hatte den Vorteil, daß der Posten vor der Zimmertür saß. Inzwischen verwechselte die Putzfrau ihn nicht mehr mit einem neuen Etagenboy.
    Der Nachteil, jedenfalls für mich und Pipi, bestand darin, daß das Hotel ein festes Fundament hatte, nicht hin und her schaukelte, wie unsere geliebte Dschunke auf dem dreckigen Wasser vor Aberdeen. Ich hatte schon in der Vergangenheit die Erfahrung gemacht, daß es mir ziemlich schwer fiel, ruhig und tief zu schlafen, wenn dieses Schaukeln fehlte. Vielleicht auch die ganze übrige Atmosphäre, das Glucksen des Wassers an den Bordwänden, die Musikfetzen, die von den Tanzdampfern hin und wieder herüberzogen, das Geräusch eines Schleppers, der vorbeituckerte – Pipi erging es ähnlich.
    Deshalb schliefen wir beide nicht sehr fest, als mein Handy, das ich in der Tasche des Jacketts gelassen hatte, plötzlich im Einbauschrank zu jaulen begann.
    Â»O Mao, hilf!« stöhnte Pipi.
    Ehe sie den verblichenen Chef aller Chinesen weiter mit ihren ungebührlichen Anliegen belästigen konnte, schwang ich mich auf die Füße und schaffte es sogar bis zum Schrank, bevor der nächste Heuler ausbrach.
    Bobby mußte eine wahre Stinklaune haben. Er verlangte von mir, in zehn Minuten vor dem Hotel zu stehen.
    Â»Du kannst in zehn Minuten meinen Hintern küssen!« bot ich ihm an.
    Er grunzte nur, ich solle kein Theater machen, sonst würde er dafür sorgen, daß mein Honorar in Hartgeld ausgezahlt würde und in eine hohle Hand paßte.
    Worauf ich fluchend den Knopf drückte und in meine Wäsche stieg. Jetzt, da Bobby das Honorar erwähnt hatte, fiel mir ein, daß ich immer noch keine Nachricht von der Bank hatte, daß Geld eingegangen sei. Ich arbeitete auf der Grundlage einer Abmachung mit Bobby Hsiang. Weil sich die Polizei im Falle dieser prominenten Oppositionszeitung möglichst bedeckt halten wollte. Meinetwegen. Ich tue eine Menge aus Freundschaft. Aber die Menge war inzwischen ein bißchen arg angeschwollen. Es gab Kosten ...
    Pipi drehte sich grummelnd auf die Seite und spielte die schlafende Prinzessin. Bei solchen Gelegenheiten wie dieser murrte sie manchmal tagelang.
    Der Posten vor der Tür fuhr aus dem Halbschlaf und glotzte mich an wie einen schlecht geschminkten Opernhelden. Ich riet ihm, sich ein Kissen zu holen, aber möglichst nicht aus unserem Zimmer.
    Bobby knurrte gleich vorbeugend: »Hör bloß auf! Ich habe es nicht erfunden, daß sich Leute mitten in der Nacht umbringen!«
    Um es erst einmal

Weitere Kostenlose Bücher