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Schwarze Blüte, sanfter Tod

Schwarze Blüte, sanfter Tod

Titel: Schwarze Blüte, sanfter Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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hatten, ohne eine Leiche zu finden, was wenigstens eine Art von Abwechslung gewesen wäre, steckte Bobby sein Feldgeschütz wieder ein und knurrte, er fände es eigenartig, daß hier nicht einmal irgendwo ein gebrauchter Slip herumliege.
    Abwärts ging es, ins Büro der Galerie. Und da saß Miß Minirock hinter ihrem Schreibtisch und flennte in ihren Teetopf mit echt klassisch japanischem Muster für zweieinhalb Dollar von Sogo, drüben in der Hennessy Road.
    Â»Die Chefin ... hat von Kai Tak angerufen ... vom Flughafen ...«, jammerte sie auf Bobbys wenig rücksichtsvolle Frage los. »Vor einer Stunde ... etwa ... Sagte, sie fliege ab. Nach Kanada ...«
    Â»Hongcouver, ich komme!« entfuhr es mir. Brachte mir einen mißbilligenden Blick von Bobby ein.
    Miß Minirock schluchzte: »Sie ... will da bleiben huhuhu ...! Auch Mister Chak Sam ... und wir bekommen einen neuen ... huhu ... Chef ...« Bobby griff zum Telefon. Bei der Paßabfertigung in Kai Tak saß einer unserer Beamten, der sogleich die Passagierlisten über seinen Bildschirm laufen ließ.
    Nach einer Weile sagte Bobby: »Danke, Ed.«
    Zu mir sagte er: »Stimmt. Miß Hsu Kwan und Mister Chak Sam. Honolulu, Vancouver. Maschine ist weg ...«
    Er wollte wohl noch etwas nicht Salonfähiges anfügen, aber er erinnerte sich, daß eine Dame anwesend war, und so nahm er wieder den Telefonhörer und raunzte irgendeinem Krieger in seinem Büro zu: »Galerie Opal. Hollywood Road. Ich brauche ein Team, das eine Wohnung auseinandernimmt und ein Büro ...«
    Als der Mann am anderen Ende der Verbindung noch einen Einwand machte, bellte Bobby zurück: »Dann holt sie aus dem Bett! Oder aus der Kantine! Und das sofort! Mich interessiert nicht, wieviel Dienst die hinter sich haben ...«
    Er knallte wütend den Hörer auf und befahl der Sekretärin: »Sie verändern nichts, weder hier noch in der Wohnung!«
    Sie nickte gehorsam.
    Die Beamten fielen wie ein Heuschreckenschwarm über das Büro her. Ebenso fuhrwerkten sie in der Wohnung herum.
    Bobby blieb. Also blieb ich auch. Wir setzten uns in bequeme Sessel in der Nähe des Fahrstuhls, und Bobby brannte sich trotz des ausgeschilderten Rauchverbots, für dessen Übertretung hohe Geldstrafen angedroht wurden, eine Bastos an. Wenn jemand das Zeug roch, würde er sowieso kaum vermuten, da rauche einer, er würde eher an eine kokelnde Gardine denken.
    Bobby machte sich laut Gedanken über die Zahl der Triadenleute, die jetzt vom Mutterland nach Hongkong hineinströmen würden. Was wir mit der Pacific Voice erlebten, meinte er, war nur der Anfang einer Entwicklung, die unsere Einwanderungsbestimmungen und der von den Engländern stark bewachte Drahtzaun im Norden Kowloons bisher wenigstens einigermaßen in Grenzen gehalten hatten.
    Als ich ihn aufzuheitern versuchte, merkte ich, daß es nicht funktionierte. Er zog ein Gesicht wie ein magenkranker Fakir.
    Â»Ich bin ein Idiot. Hätte sie gleich damals festnehmen sollen, als wir das Ding mit dem Zeitungsmann aufführten. Den Kommis mit dem Schießeisen auch ...«
    Ich widersprach ihm nicht. Wir hatten gehofft, daß die Tong-Chefin auf das Theater reagierte und uns so auf weitere Personen aus dem Umkreis der Führung des Tongs aufmerksam machen würde. Sie hatte reagiert, aber nicht panisch, sondern höchst kühl.
    Â»Kann jedem passieren«, versuchte ich, Bobby zu trösten. Er schwieg vor sich hin. In der Tat hatten wir Miß Hsu Kwan unterschätzt. Was hatten wir überhaupt erreicht? Der Täter, der einen Mord für einen Tong verübte, war beim zweiten Versuch selbst getötet worden. Der Vollstrecker des Tongs, der diese Seite der Tätigkeit organisierte, hatte sich in der Haft selbst umgebracht. Nichts ausgesagt. Die Chefin des Tongs war geflohen. Und den sogenannten Einflußmann, die vielleicht wichtigste Figur, weil sie für die Herstellung vielfältiger Beziehungen zwischen dem Tong und allen möglichen amtlichen Dienststellen bis in die Polizei hinein, vermutlich auch bis tief ins Mutterland verantwortlich war, kannten wir nicht einmal.
    Â»Mageres Ergebnis«, meinte Bobby Hsiang. »Einzig der Gonganbu drüben in Kanton hat erreicht, was er wollte, nämlich unverdächtig zu bleiben ...«
    Wir wollten wohl zuviel, dachte ich. So einfach läßt sich ein erfahrener Tong wie die San Tien Hui nicht

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