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Schwarze Blüte, sanfter Tod

Schwarze Blüte, sanfter Tod

Titel: Schwarze Blüte, sanfter Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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knacken. Man erwischt immer nur einzelne Leute, und deren Plätze werden meist ziemlich schnell wieder aufgefüllt. Natürlich wußte das Bobby ebensogut, und deshalb ärgerte er sich jetzt. Besser nicht mehr daran rühren! Wir warteten das Ergebnis der Durchsuchung dann doch nicht ab. Es hätte sich auch kaum gelohnt, denn die Beamten fanden nichts von Belang. Wenn man von einer flachen kleinen Damenpistole, Kaliber 22 absah. Aber so ein Spielzeug in der Schublade zu haben, war in Hongkong eher ein Kavaliersdelikt, es sei denn, man erschoß jemanden damit.
    Yueh Lo-tsin kam aus seinem Versteck in Kowloon zurück und übernahm mit Hilfe der Sachkenntnisse von Miß Tsao die Regie in der Pacific Voice . Die bemerkenswert unerschrockene Rose Kong, die dort als Angelhaken ausgeharrt hatte, wollte Yueh Lo-tsin allzu gern in seine Dienste nehmen, aber sie war nicht bereit, den Polizeidienst zu quittieren. So blieb ihm Miß Tsao ...
    Ich rief im Suzie Wong an und bekam nach einiger Zeit Marietta Moreano an den Apparat. Mein Bedauern über den Tod ihres Schwagers quittierte sie mit einem höflichen »Danke«. Als ich ihr beichtete, ich würde sie gern wieder einmal das Lied von der traurigen Gitarre singen hören, lud sie mich sogleich ein. Sie würde mir einen Tisch reservieren.
    Ich fragte Jerome Blondel, ob er in seinem Blatt nicht einmal etwas über eine weltbekannte mexikanische Sängerin schreiben wollte, über die bereits die ganze übrige Welt sprach.
    Â»Wie alt?« war seine erste Gegenfrage.
    Â»Junge Witwe!«
    Da sagte er zu. In einer Anwandlung von Übermut fragte ich auch Bobby Hsiang, ob er das Etablissement oben in Kowloon nicht wenigstens einmal in seiner Karriere besuchen möchte. Und zu meiner Überraschung sagte er auch zu: »Ich werde gern kommen. Wenn es den Damen dort Freude macht, komme ich sogar ohne Hose!« Davon riet ich ihm ab, und es wurde trotzdem ein gemütlicher Abend. Zumal Mrs. Moreano sich Zeit nahm, in den Pausen an unserem Tisch zu Gast zu sein. Dabei erfuhren wir, daß man ihr angetragen hatte, das Lokal zu übernehmen. Sie überlegte das ernsthaft, und wir redeten ihr zu.
    Wenig später, als Jerome Blondel, der zu dem feierlichen Anlaß wieder sein kariertes Zuhälterjackett angelegt hatte, stehend applaudierte, weil ihm die traurige Gitarre gefiel, erinnerte er sich plötzlich: »Mister Lim Tok, ich vergaß beinahe über dieser Kleinkunst hier, daß die Galerie Opal uns eine Einladung geschickt hat. Morgen wird eine neue Ausstellung eröffnet. Shanghaier Plakate aus fünf Jahrzehnten ...«
    Â»Ich bin kein Zeitungsmann«, erklärte ich ihm. Er tat so, als habe er das noch gar nicht gewußt. Machte dann wie nebenbei die Bemerkung, daß die Galerie einen neuen Chef habe. Sagte auch den Namen. Das scheuchte mich auf. Ich sah Bobby an, der sogleich abwinkte: »Laß mich bloß mit dieser Galerie in Ruhe!«
    Es war Blondel, der ihm schließlich zu denken gab: »Vielleicht ist der Neue eine interessante Figur. Immerhin ersetzt er die Dame, die das Unternehmen für die San Tien Hui gemanagt hat ...«
    Das überzeugte Bobby nicht von der Notwendigkeit, hinzugehen. Aber es regte mich an, Blondel zu fragen, ob er mich da nicht als Mitarbeiter des Island Guardian einschleusen könnte. Er konnte. Nahm sogar noch einen Fotografen mit.
    Ich lernte auf diese Weise Mister Ba Tran kennen, einen äußerst eleganten, weltgewandten Herrn aus Shanghai, der aber nicht von dort kam, wie er in seiner Ansprache verriet, sondern aus Kanada, wo er eine längere Zeit verbracht hatte. Vancouver ...
    Nun aber habe die Gesellschaft, der die Galerie Opal gehörte, ihn gefragt, ob er nicht das Management übernehmen möchte. Der Posten sei unbesetzt. Er habe zugesagt, und hier sei er nun! Ich bremste mich, um nicht laut »Ei ei« zu rufen.
    Blondels Fotograf lichtete ihn ab, als er, während er redete, mit der linken Hand eine einladende Geste zum kunstverständigen Publikum hin machte und die Hoffnung aussprach, er werde es fertigbringen, den Hongkonger Besuchern der Galerie immer wieder neue Kunstgenüsse zu verschaffen.
    Im Blitzlicht der übrigen Fotografen entdeckte ich Yueh Lo-tsin, der zusammen mit Miß Tsao an einem der Tische unweit des Eingangs saß, durch den damals Bobby Hsiang hereingeflitzt war, mit seiner Riesenpistole in der Hand.
    Als ich ihn später

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