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Schwarze Blüte, sanfter Tod

Schwarze Blüte, sanfter Tod

Titel: Schwarze Blüte, sanfter Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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Weile unterhielten wir uns über wichtige Dinge wie die Verwandtschaft und die Gesundheit, das Einkommen und die Geschicke gemeinsamer Bekannter. Wir hatten nun etwas mehr als ein Jahr im Schoße des großen Mutterlandes verbracht. Nichts war passiert, das großen Aufhebens wert gewesen wäre. Wahlen hatte es gegeben, die ich – wie üblich – verschlafen hatte, einen Taifun, der meine Dschunke, wie durch ein Wunder, kaum in Gefahr gebracht hatte und jetzt war dieser amerikanische Oberboß, der auf Geschäfte mit China schielte, dagewesen, mit Frau und Tochter. Hatte wohl tatsächlich erreicht, daß die Chinesen als Handelspartner nicht völlig in Richtung Europa abschwenkten – eigentlich ein eher ereignisloses Jahr. Aber es gab zu erzählen ...
    Schließlich hatte ich davon allerdings genug, und ich wollte von Joshua wissen, weshalb er mir am Telefon die Geschichte von Ai Wu’s abgebranntem Haus berichtet hatte: »Wolltest du von mir einen Architekten für den Neuaufbau empfohlen haben, einen Feng-Schui-Mann vielleicht? Oder gibts Ärger mit der Versicherung, den ich dämpfen soll?«
    Â»Nichts dieser Art. Der Mann braucht Hilfe, ja. Aber anders.«
    Ich unterdrückte die Bemerkung, daß dafür ja vielleicht die Heilsarmee zuständig sein könnte. Und was mir Joshua dann erzählte, war mir neu. Ich hatte es in dem Radaublättchen, das den Brand meldete, wohl übersehen. Es ließ mich aufhorchen.
    Â»Sie haben ihm die Bude angezündet.«
    Â»Wer?«
    Er zuckte die Schultern. »Es war kein spontan entstandener Brand.«
    Â»Aha«, machte ich.
    Â»Du kennst die Gegend, in der er wohnt?«
    Â»Keine Ahnung.«
    Â»Lam Tsuen Valley.«
    Ich nickte. Eine Landschaft vor der Hügelkette Tai To Yan, ziemlich weit nördlich in den New Territories. Bis zur alten Grenze zum Mutterland bei Lo Wu waren es von dort vielleicht noch zwanzig Kilometer auf einer gut ausgebauten Straße.
    Â»Zwischen den Hügeln und einem Flußlauf gebaut, auf einem Plateau. Herrlicher Blick. Modernes Ding gewesen. Bungalow-Stil. Mit allen Schikanen ...«
    Â»Außer einem Feuermelder, wie?«
    Er überhörte das. »Polizei hat festgestellt, es war einwandfrei Brandstiftung. Du kannst dir nicht vorstellen, wie raffiniert ...«
    Â»Versuch, mich zu überraschen!«
    Â»Hast du mal eine Anlage für die Verwendung von Regen zur Bewässerung von Wintergartenpflanzen gesehen?«
    Hatte ich nicht. Er schilderte mir die Sache. »Von einem dieser völlig ausgeflippten italienischen Architekten entworfen. Aus den Dachrinnen wird das Regenwasser gewissermaßen in Portionen ins Haus geleitet. Über kleine Röhren. Auf die Pflanzen verteilt. Brauchst dich um deinen Wintergarten nicht mehr zu kümmern ...«
    Â»Aber Feuer selbständig löschen, das konnte die Zauberanlage nicht, wie?«
    Er schwieg eine Weile. Wie mir schien, etwas unmutig über meine frechen Bemerkungen. Schließlich sagte er: »Ich wollte dir nur schildern, wie sie es angefangen haben. Statt Wasser haben sie Benzin über die Regenrinnen in dieses Röhrensystem geleitet. Hat offenbar im ganzen Haus nach Minuten schon explosive Dämpfe gegeben. Ein Telefonanruf, Funke, Puff, und das Ding stand in Flammen.«
    Â»Er konnte sich unverletzt retten?«
    Â»Er war gar nicht zu Hause. Drehte irgendwo an der Westseite. Kloster am Castle Peak . Mönchfilm mit Bumbum und so. Als er gegen Morgen heimkam, qualmte es noch.«
    Â»Und jetzt soll ich den erfinderischen Brandstifter suchen, oder?«
    Â»Der Auftrag wäre etwas umfangreicher. Falls du ihn übernimmst.«
    Â»Ich höre.«
    Â»Wenn du wegen der Bezahlung Sorgen hast – vergiß sie, der Mann ist so betucht, daß er auch bei hohen Preisen nicht zuckt.«
    Plötzlich sprach er noch etwas leiser als schon zuvor. Tat geheimnisvoll, als er mir verriet, Ai Wu wohne gegenwärtig in genau diesem verschwiegenen Trakt im Regent. Hatte sich Joshua anvertraut und um äußerste Verschwiegenheit gefleht. Fühlte sich bedroht. Jemand wollte ihm ans Leben. An Joshua hatte er sich gewandt, weil er den kannte, von einer früheren Gelegenheit her, als er mit einer Darstellerin aus Bali hier eine Weile sorglose Tage verlebte. Und Nächte. Nun traute er sich nicht mehr aus dem Hotel. Hätte im Studio alles abgesagt. Zitterte förmlich.
    Ich erkundigte mich: »Ist er

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