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Schwarze Blüte, sanfter Tod

Schwarze Blüte, sanfter Tod

Titel: Schwarze Blüte, sanfter Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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vielleicht gesehen, als er ins Hotel kam. Und dieser Irgendjemand hatte sein Wissen absichtlich oder zufällig weitergegeben – Ai Wu war ein Mann, der von den Leuten erkannt wurde, wenn sie auch nur die geringste Ahnung von Filmen hatten. Und die hatten in Hongkong viele ...
    Â»Du hast da eine reizvolle Aufgabe, wenn du herausfinden willst, wie es zuging«, antwortete ich auf eine Frage Singhs, wie das denn nur hatte geschehen können. »Ich werde mich lieber darum kümmern, daß der Schauspieler nicht ein weiteres Mal angegangen wird. Aber dazu muß ich ihn erst finden ...«

    Bobby Hsiang wußte auch am nächsten Nachmittg noch nichts von einem unbekannten Toten. Meine Stimmung besserte sich unerheblich. Erst gegen Abend kam der Lichtblick.
    Ich war auf dem Wege zu meinem Büro in Aberdeen. Kaufte gerade bei Lum, dem kleinen Lausejungen, der neuerdings an einem Stand unweit der Anlegestelle der Wassertaxis recht genießbare Hamburger für eines der besseren Unternehmen verhökerte, einen dieser Wunderklopse, weil ich keine Zeit hatte, irgendwo auch nur eine Schale Reis zu essen.
    Während ich Lums Reklametafel las, auf der in großen Lettern stand:
    LUMS ECHTE ERLEBNIS-HAMBURGER! GEMACHT NACH DEM REZEPT DER MUTTER DES AMERIKANISCHEN PRÄSIDENTEN, DER UNS KÜRZLICH BESUCHTE. DAS REZEPT IST WEITERHIN STAATSGEHEIMNIS! LANGEN SIE ZU, SOLANGE DIE CHANCE BESTEHT! fiel mir ein, daß der kleine Gauner mir vielleicht helfen konnte. Ich fragte ihn, an meiner Clinton-Gedächtnissemmel kauend: »Kennst du dich unter Filmschauspielern aus?«
    Â»Ich zähle die meisten von ihnen zu meiner Kundschaft! Weiber?«
    Â»Männer.«
    Â»Willst dich wohl dem Geschmack der Zeit anpassen? Männer und Männer ist in!« Er grinste. Am liebsten hätte ich ihn an den Ohren genommen, aber Lum war eben so. Ein liebenswerter Frechdachs made in Hongkong. Eigentlich hätte er noch zur Schule gehen müssen. Aber die Schule hatte er in seiner Lebensplanung unberücksichtigt gelassen. Dafür gab es wohl kaum einen Jungen weit und breit, der sich in Hongkong – Welt oder Halbwelt – so auskannte wie er. Seine buchstäblich tausendfältigen, von mir gelegentlich in Anspruch genommenen Verbindungen stellten ein Netzwerk dar, wie es nicht einmal die Polizei hatte.
    Â»Welcher Film wo läuft?«
    Â»Nein. Leichter. Kennst du Ai Wu?«
    Â»Der immer die alten kaiserlichen Krauter vom Festland spielt?«
    Â»Selbiger.« Ich erklärte ihm, warum ich Ai Wu suchte, und er hörte mit der Gelassenheit eines Profis zu. Verkaufte dabei noch zwei Erlebnis-Hamburger von seiner batteriebetriebenen Warmhalteplatte. Dann ließ er sich noch einmal schildern, wo der Schauspieler zuletzt gewesen war, und schließlich drückte er mir den Blechspachtel in die Hand, der zum Umdrehen der Hamburger diente: »Preis steht auf der Reklamekarte da ... öfter mal wenden!« Damit war er verschwunden.
    Ich bekam es mit einem japanischen Ehepaar zu tun, das Bier zu dem Imbiß haben wollte. Dann gab es ein paar reibungslose Verkäufe. Bis plötzlich der kleine, bucklige Hoang vor mir stand, der »Künstler«. Seine Freunde nannten ihn so, weil er mit bunter Kreide Bilder auf das Pflaster malte. Eine, wie ich fand, sogar zutreffende Bezeichnung in einer Zeit, in der jemand schon als »Künstler« galt, wenn er öffentlich unter Absingen der Nationalhymmne von Papua an einen Baum in der Connaught Road pißte.
    Er hatte, wie er sagte, heute Bill Clinton und Miß Monica Lewinsky auf die Platten vor dem Hauptgebäude des neuen Hongkonger Airports gemalt, und die Spenden seien reichlich in seine Blechdose geklimpert, weil es allein drei Omnibusse gegeben habe, die amerikanische Touristen für die Musikdampfer herankarrten.
    Â»Beruf gewechselt?« machte er mich an seinem Hamburger vorbei an.
    Hoang kannte ich noch aus meiner Zeit bei der Polizei. Da war er als überaus geschickter Taschendieb angefallen. Weil ich über Delikte dieser Art nicht zuviel Lärm zu machen pflegte, war er mir noch heute verbunden. Hatte die Dieberei übrigens sogar vor Jahren aufgegeben.
    Â»Wenn du frech wirst, kriegst du eine Plombe gelockert!« bot ich ihm mit grimmig verzogenem Gesicht an. Er verstand schon. Aber er murmelte trotzdem: »Wenn du Lum vertrittst, könntest du ja mit dem Wucherpreis ein bißchen runtergehen!«
    Ich drohte ihm mit dem

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