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Schwarze Blüte, sanfter Tod

Schwarze Blüte, sanfter Tod

Titel: Schwarze Blüte, sanfter Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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Blechspachtel. Aber dann vertrugen wir uns, und er erzählte mir, daß er eine neue Freundin habe, die sogar in einer richtigen Wohnung hause, und die er so schnell nicht wieder verlieren wolle. Auch einer der Jungen, ohne die Hongkong eben nicht Hongkong wäre.
    Als Lum zurückkam, malte er schon wieder drüben an der Pier. Irgendein Idiot hatte eine Tüte Eiscream auf das mitten in der Stirn sitzende Auge des Weltraumgeschöpfes geschmissen, das er da hingemalt hatte. Das wollte ausgebessert sein.
    Â»Bist du nachher im Büro?« wollte Lum wissen, als er die Regie seines Geschäfts wieder übernahm. Ich sagte ihm, bis wann er mich erreichen könnte.
    Â»Danach auf deinem Eimer in der Bucht?«
    Â»Wenn du Lauser meine Dschunke noch einmal einen Eimer nennst, dann schicke ich dir die Gewerbepolizei auf den Hals! Ja, ich bin auf der Dschunke ...«
    Er hielt mir die offene Hand hin. »Ich habe was laufen. Hatte Ausgaben. Bitte in US-Dollar ...«
    Ich mußte in die Tasche greifen, es half nichts, aber dafür verriet mir Lum, er habe mit einem befreundeten Taxifahrer gesprochen, der in der Nähe des Regent in Kowloon stand, und der seine Ohren aufhalten würde.
    Â»Wenn dieser Ai Wu von da weg wollte, wie du sagst, und er hatte kein eigenes Auto dabei, bleibt nur ein Taxi. Oder ein Dreirad ...«
    Wie man es auch immer betrachtete, der Junge war klüger als manche anderen, die brav zur Schule getrabt waren.
    Â»Eines Tages stelle ich dich als meinen Assistenten an!« versprach ich ihm.
    Er kannte das schon. Grinste nur.
    Â»Hörst du mich störungsfrei?« quäkte er Stunden später aus meinem Handy. Ich hatte schon geschlafen. War allein, weil Pipi Nachtdienst im Excelsior hatte. Das war das Schöne an Dschunken – das Wasser wiegte sie unablässig sanft, und es gab kein besseres Schlafmittel als das. Außer Whisky vielleicht. Aber der geht eben auf den Magen.
    Â»Störungsfrei«, knurrte ich.
    Â»Der besagte Entflohene ist mit einem Taxi in Richtung Peak gefahren. Am Anfang der Plantation Road ausgestiegen, bezahlt und verschwunden.«
    Â»Du bist ein Genie! Keine Adresse?«
    Â»Keine. Kannst du damit was anfangen?«
    Â»Mal sehen ...« Vorerst schlief ich weiter. Aber am Vormittag hatte ich eine Idee, die sich wenig später als Hauptgewinn erwies. Ich war gerade dabei, für Pipi, die übernächtigt heimgekommen war und sich mit Hilfe einer kalten Dusche ins Leben zurückbeförderte, einen Kaffee zu brühen, als mir Mister John Lee einfiel, der Produzent.
    Ich hatte mir aus Routine seine Telefonnummer notiert. Als ich ihn jetzt anrief, meldete er sich bereits nach dem ersten Rufzeichen, als hätte er schon auf meinen Anruf gewartet.
    Er hörte schweigend zu, als ich ihm von dem Anschlag auf Ai Wu berichtete, und erst als ich ihm gestand, daß ich den Schauspieler finden mußte, schon in seinem eigenen Interesse, weil sich Anschläge dieser Art durchaus wiederholen könnten, fiel er mir ins Wort.
    Â»Kein Grund, weiter zu suchen. Sein Aufenthalt ist bekannt.«
    Als ich den Schreck überwunden hatte und nachfragte, verriet er mir: »Er hat sich bei einer Dame einquartiert. Macht sich vermutlich weniger Sorgen als Sie!«
    Nach einigen Rückfragen sah die Geschichte so aus, daß es eine Miß Linda Logan gab, Chinesin, aus Los Angeles für eine Rolle bei Lee nach Hongkong gekommen. Ai Wu hatte sich mit ihr angefreundet. Oder sie mit ihm. Sie bewohnte eine Villa in der Plantation Road, die einem amerikanisch-chinesischen Ehepaar gehörte, das auf Europa-Reise war. In der Zeit konnte Miß Logan die Villa benutzen.
    Â»Welche Nummer?«
    Er machte mich fast sprachlos, als er mir anbot: »Wollen Sie mit Miß Logan sprechen? Sie ist gerade bei mir ...«
    Ich wollte.
    Die Frau schien Stil zu haben. Sprach ein gestochen feines Englisch, war aber zugänglich und ungewöhnlich freundlich.
    Ja, natürlich könne sie sich mit mir treffen, sie habe eben erfahren, daß der Tag für sie drehfrei sei. Und, ja, sie werde, wenn ich es wünschte, Mister Ai Wu jetzt nicht anrufen und ihm verraten, daß sie sich mit mir treffe. Nein, mit niemandem sonst als mit dem Produzenten habe sie über ihren Gast gesprochen. Werde das auch nicht tun, bis wir uns gesehen hatten. Wie war gleich der Name des Teehauses in Kowloon, unten am Ende der Park Drive? Sie warte dort manchmal auf die Fähre

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