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Schwarze Blüte, sanfter Tod

Schwarze Blüte, sanfter Tod

Titel: Schwarze Blüte, sanfter Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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in bestimmten Abständen etwa den Platz für das Zelt zu wechseln, damit man sie bei der Steuer als »Wanderkünstler« behandelte, nicht als »Ansässige«, was höhere Zahlungen bedeutete.
    Â»Sozusagen der Status, den auch ein Wanderzirkus hat! Wie lange bleiben Sie?«
    Â»Wenn es nach uns geht, können es noch Monate sein. Haben Sie denn eigentlich schon etwas herausgefunden?«
    Â»In der Sache, die den Schauspieler Ai Wu angeht? Nein.«
    Â»Tut mir leid«, sagte sie. Sie schien das tatsächlich so zu meinen.
    Um die Möglichkeit zu nutzen, über sie vielleicht hinter etwaige Zusammenhänge zwischen Ai Wu und ihrer Truppe zu kommen, fragte ich sie, nachdem wir das Eis vergessen hatten und uns über Ananastorte mit Cream hermachten: »Würden Sie mir denn bei meiner Aufgabe helfen, Miß Wei, wenn ich Sie darum bitte?« Vorsichtshalber fügte ich hinzu: »Nicht daß Sie denken, ich möchte die Bekanntschaft mit Ihnen auf ungehörige Weise ausnutzen ...«
    Sie schluckte eine Gabel Torte und forderte mich auf: »Sagen Sie wie!«
    Â»Es muß irgend einen Zusammenhang zwischen Ai Wu und Ihrem Ensemble geben. Es es steht fest, daß er das Ensemble besucht hat. Das verschweigt er. Wenn ich erfahren könnte, wem der Besuch galt, würde mir das helfen, viele Dinge sozusagen zu sortieren, zu einem Bild. Und damit könnte ich dahinterkommen, was den Mann bedroht ...«
    Allein ihr Gesicht signalisierte mir, daß sie offen war, nicht bemüht, etwas zu verbergen. Sie überlegte. Schließlich fragte sie, und es klang beinahe naiv: »Warum sagt er selbst Ihnen nicht, wen er bei uns besucht hat? Es ist doch eigentlich sein eigenes Interesse, daß Sie hinter die Zusammenhänge kommen – weshalb sollte er Sie sonst engagiert haben?«
    Sie hatte den Kern des Problems berührt. Ich zögerte nicht, sie aufmerksam zu machen: »Das ist in der Tat der Haken der ganzen Geschichte, Miß Wei. Der gute Ai Wu möchte die Bedrohung gegen sich zwar ausgeschaltet haben, aber er verschweigt ganz bewußt Zusammenhänge, von denen er weiß, daß sie für die Bedrohung ursächlich sind, ihr Bekanntwerden für ihn aber unangenehm.«
    Meine Rechnung ging auf, soweit es sich um Miß Wei handelte.
    Sie erbot sich, mir zu helfen, obwohl sie noch nicht wußte, wie das zu machen war. »Ich könnte die Kollegen einfach offen nach Ai Wus Besuch befragen ...«, schlug sie vor.
    Davon riet ich ihr ab. »Bitte nicht. Wer etwas weiß, der hat etwas zu verbergen. Er würde es Ihnen nie offenbaren, weil er sich damit ja belasten könnte. Eine Brandstiftung und zwei Entführungen, mit massiven Drohungen verbunden ... nein, wenn Sie mir helfen wollen, sollten Sie sich eher ganz unauffällig umhören.«
    Das sagte sie mir schließlich zu. Und ich gab ihr noch den Tip: »Ai Wu hat in Shanghai gelebt. Als Schauspieler, in der kritischen Zeit, als dort Leute wie er bekämpft wurden. Jemand aus dem Ensemble Tienchao, im gleichen Alter wie er, könnte es sein, mit dem er sich traf, und der ihn so durcheinander brachte, daß es selbst den Kollegen auf dem Film-Set auffiel, als er von seinem Besuch bei Ihnen zurückkam ...«
    Sie nickte. »Ich verstehe, was Sie meinen. Ich werde mich umhören. Aus der Generation von damals gibt es bei uns beispielsweise Keng Do-lin, unseren Chef. Sie haben ihn kennengelernt ...«
    Â»Der Mann mit dem Schwert?«
    Â»Der Darsteller des Kuang Hung, ja, aus Schönheit gegen Tyrannei . Schade, daß eine unserer älteren Darstellerinnen krank wurde. Die eine, deren Rolle ich übernommen habe. Sie hat die Zeit auch noch miterlebt ...«
    Ich erinnerte mich: »Eine Zuschauerin, die neben mir saß, erzählte mir von einer Schauspielerin, die bis vor kurzem Ihre Rolle spielte ... ich meine die der Tochter ...«
    Â»Ja, ja. Als sie erkrankte, sprang ich ein. Halten Sie mich übrigens für drogensüchtig, wenn ich einen Mandellikör trinken möchte?«
    Die unerwartete Wendung des Gesprächs brachte mich in die Gegenwart zurück, in der ich mit einer recht anmutigen und zugleich intelligenten jungen Dame auf der Terrasse des Ocean Center s saß und vermutlich den Eindruck erweckte, ich hätte nichts weiter im Sinn, als sie für meine Dienste zu rekrutieren.
    Schnell hob ich die Hand, und aus der Gegend um die Anrichte herum flitzte sogleich

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