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Schwarze Blüte, sanfter Tod

Schwarze Blüte, sanfter Tod

Titel: Schwarze Blüte, sanfter Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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illusterster Einkaufsbezirk. Vier Schaufenster in der Größe von Fußballtoren. Von der Zwölfeinhalbtausend-Dollar-Uhr für den Herrn, der sonst alles hat, bis zur platingefaßten schwarzen Perle, das ganze Programm für den modernen Steuerbetrüger, der keiner Bank mehr traut. Was sollte an einem Auftrag aus dieser Ecke des Hongkonger Geldadels faul sein? Nicht einmal an Onkel Stan war auch nur das geringste faul. Im Gegensatz zu den Leuten, die um seine Roulettetische herum wuselten, zahlte er garantiert seine Steuern pünktlich. Nicht weil er den Staat so sehr liebte, nein, er wußte, daß die Behörden nur auf einen Fehler von ihm lauerten, um zuschlagen zu können ...
    Als er mich erwartungsvoll ansah, gab ich mir Mühe, wenig beeindruckt zu erscheinen. Das macht sich immer gut bei Verhandlungen über den Preis.
    Â»Wollen Sie mir helfen, Mister Lim Tok?«
    Ich nickte. »Ich werde tun, was ich kann. Wer hat bei der Polizei in Hongkong die Sache in der Hand?«
    Â»Vermißte Personen. Der Beamte heißt Nelson Quok.«
    Den kannte ich noch aus meiner Polizeikarriere vor dem Fehltritt des Gouverneurs. Redete nicht viel, war aber zuverlässig. Wir hatten ihn in Abwandlung seines Namens meist »Nello« gerufen. Er trug seine Haare damals so lang wie die Sekretärinnen ihren Pony.
    Â»Und Sie haben keine Ahnung, ob Ihre Nichte etwa überhastet verreist sein könnte? Oder ob sie jemanden besucht hat ...?«
    Er schüttelte den Kopf. Onkel Stan, der weltläufige Gott der Casinos von Macao, war ratlos.
    Â»Ich habe überhaupt erst Tage später von ihrem Verschwinden erfahren. Die Leiterin des Geschäfts rief an. Miß Silva. Eine alte Vertraute der Familie. Meine Nichte hat sich weder abgemeldet, noch hat sie die Absicht geäußert, jemanden aufzusuchen. Sie hat auch nicht angerufen, nichts ...«
    Â»O. k.«, sagte ich. »Ich werde Miß Silva befragen. Und ich werde meine Fähigkeiten voll einsetzen, um die Sache aufzuklären. Wir bleiben in Kontakt ...« Was man einem Klienten eben so versichert, wenn man engagiert wird.
    Er griff nach seinem Scheckbuch. »Sie werden Auslagen haben ...«
    Was er aufschrieb, langte nicht nur für die voraussichtlichen Ausgaben, es deckte meiner Schätzung nach gleich das Honorar mit ab. Ich verkniff mir eine Bemerkung. Vermied auch übermäßige Dankbarkeitsbezeigungen. Onkel Stan hatte mich nicht wie einen Dienstleister behandelt, das wies der Scheck aus, sondern wie einen gleichwertigen Gentleman. Und Gentlemen pflegen über Geldsummen nicht zu reden.
    Ich ließ mir Zeit mit der Heimfahrt nach Aberdeen, zu meiner Wohndschunke. Pipi, meine Dauerfreundin, hatte ohnehin noch Rezeptionsdienst im Excelsior . Müde war ich um diese Zeit, am späten Nachmittag, auch noch nicht.
    Es fiel mir ein, daß ich Nelson Quok anrufen könnte, bei der Polizei, den Mann, dem Stanley Haw das Verschwinden seiner Nichte gemeldet hatte. Für einen Privatdetektiv wie mich sind Kontakte zur Polizei unbezahlbar. Man kann über die Aussitzer in den Behörden denken, was man will, aber es gibt ein paar ganz praktische Überlegungen. Einerseits lieben die Kerle es nicht, wenn sie plötzlich und unerwartet auf jemanden stoßen, der in der gleichen Brühe rührt wie sie. (Wobei erzürnend ins Gewicht fällt, daß der dafür meist besser bezahlt wird!) Und andrerseits kann man als Privatermittler sehr viel aus dem machen, was diese Leute schon herausgefunden haben. Der Trick besteht darin, es ihnen zu entlocken. Doch darin habe ich eine gewisse Übung. Man kann, wenn man gut mit ihnen auskommt, sogar Daten aus ihren Computern erfahren, sich über die Strafregister von Verdächtigen aufklären lassen, überhaupt Tips aller Art von ihnen beziehen. Ich praktiziere das schon längere Zeit mit Bobby Hsiang, meinem alten Freund aus der Branche Schwerverbrechen. Wir hatten beide mal als Streifentraber angefangen, so etwas begründet meist eine stabile Freundschaft. Nelson Quok kannte ich ebenfalls gut genug, um ihn anzubohren. Also fuhr ich auf den Parkplatz am Ocean Terminal und tippte seine Nummer in mein Handy.
    Â»Nicht möglich!« begrüßte er mich mürrisch. »Du willst etwas von mir wissen? Oder – warum rufst du sonst an?«
    Ich lobte seinen Scharfsinn. Und dann erkundigte ich mich: »Wo ißt du nachher?«
    Er begriff sogleich. Nello

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