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Schwarze Blüte, sanfter Tod

Schwarze Blüte, sanfter Tod

Titel: Schwarze Blüte, sanfter Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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seines Gegenspielers Sema lustig. Dabei hatte Dschugo Liang in der Stadt außer der Wache seines Hauptquartiers keine weiteren Truppen mehr, nachdem ihn der Anführer seines Heeres, Ma Schu, im Stich gelassen hatte.
    Doch der General führte seinen Trick, den Gegner durch sein Gebahren an eine Falle glauben zu lassen, so geschickt aus, daß Sema, der sich besonders schlau vorkam, vermeinte den Braten zu riechen, den es in Wirklichkeit gar nicht gab. Aus der Ferne konstatierte er zum Gelächter der Zuschauer, die Stadt sei mit Dschugo Liangs Soldaten förmlich vollgestopft, die lauerten nur darauf, sich auf sein Heer zu stürzen und ihm den Garaus zu machen, sobald er angriff. Also wich er dem Hinterhalt aus und vermeinte, dadurch Dschugo Liang genarrt zu haben, während die Sache genau umgekehrt war ...
    Â»Wenn wir das vorher gewußt hätten, wäre Ai Wu vielleicht noch am Leben«, sagte Bobby, nachdem er mir zugehört hatte. Ich hatte keine Lust, das zu kommentieren. Meine Sache war der Auftrag des Schauspielers gewesen, herauszufinden, wer ihm nachstellte. Obwohl er das nach heutigen Erkenntnissen ziemlich genau gewußt hatte. Weshalb er mir kein Wort davon sagte, nicht einmal einen Hinweis gab, wo ich die Zusammenhänge hätte suchen können, würde sein Geheimnis bleiben.
    Als Detektiv kann man nicht immer gewinnen, das wußte ich schon vorher. Man verliert zuweilen. Trotzdem hatte ich mir weder Nachlässigkeit noch Einfallslosigkeit vorzuwerfen, ich war auf der richtigen Spur gewesen, nur daß die Ereignisse mich überholt hatten, weil mein Klient sein eigenes Spiel betrieb und mich wohl auch überhaupt nur engagiert hatte, um seinen Gegenspieler, der jetzt da oben auf der Bühne den General mimte, einzuschüchtern.
    Keng Do-lin hatte sich, darüber gab es bei mir keinen Zweifel mehr, zu Herzen genommen, daß er letztendlich die Schuld am Zusammenbruch von Yang Mou trug, weil er es gewesen war, der darauf drang, daß sie Ai Wu zur Vorstellung des Ensembles Tienchao einlud, um ihm seine Tochter vorzustellen. Daraus war seine Wahnsinnsidee entstanden, den Mann, der sich so kaltschnäuzig und mitleidslos benommen hatte, leiden zu lassen. Ihm das Gefühl zu geben, er sei nirgendwo mehr sicher, jeden Augenblick könne ihn sozusagen der Pfeil der Rache treffen.
    Eine Geschichte von der Art, wie sie die alten bärtigen Geschichtenerzähler früher auf den Basaren zum besten gaben, eine der Tragödien, die aus dem Stoff waren, aus dem man chinesische Opern gemacht hatte, damals, in grauer Vorzeit. Kein schönes Gefühl für einen Detektiv, darin eine Rolle gespielt zu haben, die nicht eben zur Abwendung der Tragödie geführt hatte ...
    Auf der Bühne freute sich Dschugo Liang unter dem Beifall des Publikums über seine gelungene Kriegslist, als Sema zum Abmarsch blasen ließ: Der mißtrauische Widersacher zog sich mit seiner überlegenen Streitmacht weit zurück.
    Nicht mehr gezeigt, weil Tienchao ja nur einzelne Szenen darstellte, wurde das Ende der Geschichte, wie in Hsitscheng schließlich die von Dschugo Liang eilig herbeigerufenen Truppen seines Verbündeten Tschao Yün einziehen, mit deren Hilfe er letztlich über Sema siegt.
    Â»Schade, daß das Ensemble vermutlich nach der Inhaftierung Kengs auseinanderfallen wird«, bemerkte ich. Bobby sah mich nur von der Seite an.
    Worte hatte er nicht.
    Â»Sieg! Sieg!« triumphierte Dschugo Liang inzwischen auf der Stadtmauer von Hsitscheng. Schwang mit der einen Hand das Schwert und hielt mit der anderen den Becher, der von einem Diener gefüllt wurde. Das Spiel war vorbei.
    Wie die Truppe das bei den von ihr gezeigten Ausschnitten aus Opern so hielt, trat der Hauptdarsteller jetzt an den Rand der Bühne und wandte sich an das Publikum, um ihm ein paar nicht gezeigte Zusammenhänge zu erläutern:
    Â»... Eine schwierige Lage, in die Dschugo Liang da gekommen war. Er verdankte sie dem Verrat seines Heerführers Ma Schu, der seinen Befehl, in Dschiäding den Vormarsch Semas zu bremsen, nicht ausführte. Weil er das nicht tat, war Dschugo Liang plötzlich selbst bedroht. Wir haben gesehen, wie er sich durch eine List zum Sieger machte. Den Verräter Ma Schu übrigens ließ er nach dem gewonnenen Feldzug hinrichten ...«
    Er bekam erneut Wein in seinen Becher eingeschenkt. Das Publikum applaudierte, man liebte diese Darsteller der alten

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