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Schwarze Blüte, sanfter Tod

Schwarze Blüte, sanfter Tod

Titel: Schwarze Blüte, sanfter Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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gelitten hatte. Der zarte Körper war total zerschunden. Auch das Gesicht. Nooki, der Pathologe, der eigentlich Nguyen Noo hieß und Vietnamese war, dem es in Saigon nicht mehr gefiel, stand seelenruhig neben uns und kaute an einem Sandwich, während wir die Tote betrachteten. Zwischen zwei Bissen sagte er: »Gezeitenschäden. Hat an einer Stelle gelegen, wo die Oberflächenwellen sie fortwährend hin und her trudeln ließen, über Sand und Klippen ...«
    Â»Fundort?«
    Er sah mich an, als würde ich mit meiner Frage sein Eßvergnügen stören, teilte mir dann aber einigermaßen verständlich mit: »Hung Hom Bay. Oben in Kowloon. Nähe Ferry Pier. Da gibt es ein paar Strände mit Seichtwasser. Grobkantiger Felsboden ...«
    Er biß wieder in sein Sandwich und setzte mit vollem Mund fort: »Keine Schußwunde. Auch sonst keine große Verletzung. Aber das Genick ist gebrochen. Allerdings war das kein Schlag, etwa mit einem harten Gegenstand – die Stelle, an der man den Bruch konstatieren kann, weist keinen Hautschaden von Belang auf ...«
    Â»Und das bedeutet?«
    Er bewegte die Schultern. »Unter Vorbehalt, das Genick war vorher gebrochen.«
    Â»Demnach wäre sie nicht ertrunken, sondern tot ins Wasser geworfen worden?«
    Er nickte. »Ihr überrascht mich immer wieder mit eurem Scharfsinn!«
    Dann griff er nach einem Kästchen, das auf einem Bord stand, und hielt es mir zum Ansehen hin: ein Brillantring, der Stein hatte die Größe eines überschweren Kirschkerns.
    Â»Linke Hand. Etwa achtzehntausend Dollar.« Er stellte das Kästchen wieder auf das Bord. »Für eure Überlegungen, die das Motiv betreffen.«
    Â»Achtzehntausend, sagst du?«
    Â»Sagt der Taxator in mir, ja.«
    Â»Spuren von Vergewaltigung?«
    Â»Noch nicht zu bestimmen.«
    Bobby Hsiang verpestete inzwischen die ohnehin nicht gerade delikate Luft in der Leichenhalle mit dem Gestank seiner Bastos , vielleicht um auf diese Weise den Bevölkerungsüberschuß der Chinesen abzubauen. Jetzt sagte er, an dem Giftbolzen vorbei: »Nach dem Aufschnitt werden wir das schriftlich kriegen.« Und zu Nooki gewandt: »Du guckst mal, ob da was mit Vergewaltigung gewesen sein kann!«
    Der quittierte das säuerlich: »Gut, daß du es sagst, ich hätte es glatt vergessen! Und jetzt schert euch raus, bevor ihr mir den Fußboden vollkotzt, ich habe heute keine Scheuerfrau!«
    Â»Grippe?« erkundigte sich Bobby freundlich.
    Â»Mutterländische Sparmaßnahmen!« Er deutete zur Tür und griff nach den Gummihandschuhen.
    Wir setzten uns draußen auf eine der Steinbänke in die Sonne. Bobby forderte mich auf: »Und nun erzähl, was du weißt ...«
    Es ist ein Glücksfall, wenn man auf diese unkomplizierte Weise als Privatermittler mit der Polizei einen Austausch von Kenntnissen bewerkstelligen kann. Wir praktizieren das schon eine ganze Weile, und wir achten darauf, daß es nicht bekannt wird. Jeder hatte seine Rolle. Bobby war das Gesetz. Ich war jeweils der Vertreter von Privatinteressen, die mit denen des Gesetzes nicht kollidierten. Zunächst erzählte ich Bobby von der Auftragserteilung durch Onkel Stan in Macao. Dann schilderte ich ihm alles, was ich bisher unternommen hatte. Er hörte sich nachdenklich an, was ich berichtete. Auch meine Begegnung mit Miß Silva, wobei er meinen Eindruck von ihr teilte. »Ich war mit Nello dort. Sie hielt mich für seinen Assistenten. War mir recht. Noch ermitteln wir ja nicht offiziell wegen Mord. Obwohl, der Pathologe hat kaum Zweifel ...«
    Als ich »Ti. Wo.« erwähnte, versprach er mir, das in den Computer zu speisen. Mehr aber interessierte ihn die Kapitalverteilung in der Ronaldo-Firma.
    Ich erinnerte ihn: »Es wird beim Familienanwalt sicher ein Testament geben. Aber ich kriege da keinen Einblick. Obwohl. es könnte schon ein gewichtiger Hinweis darin versteckt sein. Vielleicht, daß es die Autorität der Polizei schafft ...?«
    Er grinste. »Du brauchst nicht so gewunden zu reden. Ich werde das in die Hand nehmen. Aber ich stelle mir im Augenblick noch die Frage, ob es vielleicht einen ganz und gar banalen Grund geben konnte, die Frau auszulöschen. Liebe? Eifersucht? Ein Verhältnis mit einem Herrn, dessen Gemahlin wenig tolerant war? Oder ein Lustmord?«
    Als ich schwieg, setzte er fort: »Diesen Modemann, mit dem sie sich zuletzt

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