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Schwarze Blüte, sanfter Tod

Schwarze Blüte, sanfter Tod

Titel: Schwarze Blüte, sanfter Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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traf, können wir auch vergessen. Ist sauber. Nur – wenn alles nichts bringt, dann kann es lediglich noch um Geld gehen, fürchte ich.«
    Â»Erpressung?«
    Er wiegte den Kopf. »In ihrem Büro gab es keinen Hinweis darauf. Ich werde mir erst mal die Bankunterlagen ansehen.«
    An einer der Küchenbuden aßen wir noch eine Portion Fisch und Chips. Seit unserer Jugend war diese englische Straßendelikatesse, die so gar nicht in chinesische Eßgewohnheiten paßt, unsere geheime Leidenschaft. Danach verabredeten wir, uns gegenseitig zu benachrichtigen, wenn bemerkenswerte Einzelheiten auftauchten, und außerdem wollten wir bei Gelegenheit wieder einmal im Hibiskus zum Essen zusammentreffen, um meiner Mutter eine Wiedersehensfreude zu bereiten.
    Ich kroch in meinen Toyota und überlegte, was ich wohl jetzt am besten beginnen konnte. Und da fiel mir ein, daß ich bei meinem Besuch in jenem Spaßzentrum in Kowloon, wo ich den Modemanager Bai Liu befragte, etwas versäumt hatte. Eigentlich schon bei meinem Besuch in Mrs. Ronaldos Laden. Ich griff nach dem Handy und rief Miß Silva an, um den Autotyp und die Registriernummer des Fahrzeugs von Mrs. Ronaldo zu erfragen.
    Sie brauchte ein paar Minuten, dann teilte sie mir beides mit und fügte an: »Das hat wohl auch der Vermißtenpolizist übersehen, Mister Lim Tok, der Wagen steht sonst immer vor dem Geschäft, aber er ist seit jenem Tag nicht mehr da. Wo er nur sein mag ...?« Ich hatte eine vage Ahnung.
    Der Parkplatz beim Spaßzentrum, der früher einmal zum Bahnhof gehört hatte, beschäftigte einen Wärter, der in einer ziemlich komfortablen Bude hauste und in mir zunächst einen Kunden vermutete, also die Tickets schon bereithielt.
    Ich klärte ihn auf, daß ich einen dunkelblauen Chevy suchte, der zwischen den etwa dreihundert anderen Wagen, auf ein Stundenticket abgestellt, hier nun schon etwa eine Woche lang parkte. Stellte mich auch noch als Detektiv vor, was aus ihm aber weiter nichts als ein verständnisvolles Nicken herauslockte. Schließlich die freundliche Aufforderung: »Sie dürfen sich gern mal umsehen ...«
    Für solche Fälle habe ich immer ein paar amerikanische Grüne in der Brieftasche. Einen davon zog ich nun heraus und übergab ihn dem Wächter. Feierlich. Ungefaltet. Er rieb ihn, mäßig beeindruckt, zwischen Daumen und Zeigefinger. Erkannte, daß es kein nachgemachtes Hochzeitsgeld war, steckte ihn ein, und dann schlug er mir vor: »Wollen Sie mir bitte folgen, Sir ...«
    Und ob ich wollte!
    Ich hätte laut »Bingo!« rufen wollen, als ich die Nummer des Fahrzeugs verglichen hatte, zu dem er mich führte. Aber ich unterließ es, um ihn nicht zu verwöhnen. Der Chevy war natürlich verschlossen. Aber ich sah auf dem rechten Vordersitz den Einkaufsbeutel mit der Reklameaufschrift Wing On Emporium stehen. Ins Wing On ging die Hausfrau aus den gepflegteren Schichten, wenn sie erstklassige Zutaten für eine oder mehrere delikate Mahlzeiten kaufen wollte, taufrisch und knackig, wie es die Reklame auf dem Beutel auch in der Unterzeile beschwor. Das Büschel Grünzeug, das oben herausguckte, war allerdings nicht mehr als frisch und knackig zu bezeichnen, eher schon als verwelkt. Es war vermutlich so alt wie das Verschwinden von Mrs. Ronaldo. Eigenartig, wer kauft schon Grünzeug für ein Dinner ein, wenn er anschließend Selbstmord im Wasser verüben will? Das konnten wir wohl endgültig abhaken. Also – Fremdhandlung. Ich sah mich nach dem Wärter um. Der blickte betont unbeteiligt zur Seite.
    Â»Eine Woche?«
    Er nickte zögernd. Ich griff in meine Brieftasche und fischte einen weiteren amerikanischen Grünen heraus. Übergab ihn. Fragte dabei: »Und?«
    Er ließ sich Zeit, den Greenback in seiner Tasche unterzubringen. Gab sich anstandshalber den Anschein, angestrengt nachzugrübeln. Dann entschloß er sich und vertraute mir an: »Es war eine Dame.«
    Er streckte die Hand nach der Seite aus. Sie blieb in der Höhe von etwas mehr als einundeinem halben Meter hängen. »So etwa ... Kam aus dem Zentrum. Ging an mir vorbei. Fuhr aber nicht mit ihrem Wagen weg, sondern mit einem Daihatsu. So ein Lieferwagen, wissen Sie?« Ich wußte ungefähr, wie ein Daihatsu aussah.
    Â»Farbe?«
    Â»Schwarz. Die Dame saß neben dem Fahrer.«
    Â»Ach!«
    Â»Ja. Und zwar völlig entspannt. Weit

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