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Schwarze Blüte, sanfter Tod

Schwarze Blüte, sanfter Tod

Titel: Schwarze Blüte, sanfter Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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öfteren an Kopfschmerzen litt. Ich begann mich langsam mit dem Gedanken anzufreunden, daß die Suche in dem Apartment nicht zu den besten Einfällen gehörte, die ich im Zusammenhang mit dem Verschwinden und dem Tod der Mrs. Ronaldo gehabt hatte. Daran änderte sich auch nichts, als ich in einem wohlbestückten Schuhschränkchen die zu dem schwarzen Karate-Dress passenden Sportschuhe entdeckte. Nobelmarke.
    Genau besehen hatte mir das Durchsuchen der beiden Wohnungen nichts Greifbares gebracht. Aber was muß man als Ermittler nicht alles an Nutzlosem hinter sich bringen und an schlechtem Gewissen wegstecken, bis man endlich auf die Information stößt, die sich als das Goldkörnchen im Staub erweist!
    Mit einem sanften Klick schloß sich die Tür hinter mir. Ich hielt mich nicht lange auf dem Korridor auf. Stieg zu zwei Hausfrauen der begüterten Mittelschicht in den Fahrstuhl. Sie beachteten mich kaum. In diesem Bau, der einer Kaserne glich, wenn auch einer für eine Elitetruppe, schienen sich die Bewohner nicht sehr füreinander zu interessieren. Die beiden sprachen nicht miteinander. Eine nahm die andere einfach nicht zur Kenntnis. Vielleicht stimmte es ja doch, was neulich ein Psychologe im Rundfunk behauptet hatte, daß Leute sich desto weniger miteinander befassen, je dichter sie beisammen wohnen. Ferne schafft Nähe, das war seine These gewesen, die mir ein bißchen skurril vorkam. Aber bei näherem Hinsehen konnte an dem Gedanken schon etwas Wahres sein ...
    Wenn Sie mich fragen, weshalb ich mich bei der Suche nach Motiv und Täter des Mordes an Mrs. Ronaldo immer noch in der funkelnden Umgebung ihres Geschäftes bewegte, würde ich Ihnen sagen: Es gibt bis jetzt anderswo nicht den geringsten Anhaltspunkt.
    Natürlich wäre das nicht alles. Sie können es mir abnehmen oder nicht, aber ein Ermittler erwirbt sich im Laufe der Zeit eine Art Fingerspitzengefühl für den Boden, den er beackert. Er spürt gleichsam, ob er fruchtbar ist. Was da wachsen könnte. Es ist ein Phänomen, das voreilige Klugschwätzer (die heute etwa achtzig Prozent derer sind, die überhaupt den Mund aufmachen), ganz schnell als Einbildung abtun würden. Als Unsinn. Spinnerei. Wiewohl sie allerdings jeden Unsinn und jede tatsächliche, auf sie gezielte Spinnerei sofort akzeptieren, wenn sie ihnen nur mit todseriösem Gesicht und Gehabe serviert wird. Möglichst von mediengemachten »Prominenten«, die für ihre Fähigkeit, intelligent zu erscheinen und auch so zu lügen, hoch bezahlt werden. Nein, es war keine Spinnerei, daß ich immer noch um das Geschäft von Mrs. Ronaldo herum operierte – es war das, was man Instinkt nennen könnte. Fragen Sie einen guten Boxer, warum er Bruchteile einer Sekunde bevor der Gegner zu seinem Kinn schlägt, die Linke davor schiebt. Oder einen erfahrenen Soldaten, weshalb er sich plötzlich zu Boden wirft, sich duckt, bevor einen Steinwurf entfernt eine Granate einschlägt ...
    Solche und ähnliche Gedanken beschäftigten mich, während ich die lange Nathan Road hinter mich zu bringen versuchte, mit ihren Staus, den Ampeln und Überwegen, den immer noch nicht ausrangierten Dreirädern, den Abbiegern auf der falschen Spur und den liegengebliebenen Lastzügen aus dem Mutterland, deren Fahrer nicht wußten, wo es zum Tunnel nach Victoria ging. Wenn Ihnen heute Gewohnheitstouristen erzählen, Geduld und Gleichmut seien die hervorstechendsten Eigenschaften der Chinesen, so sollten Sie diese Amateur-Völkerkundler einmal nach Kowloon schicken, im Auto, auf die Nathan Road, an einem Wochentag gegen siebzehn Uhr nachmittag. Da könnten sie Studien betreiben, als deren Ergebnis sie Ihnen nächstes Mal, wenn sie Chinesen analysieren, vermutlich von einer Rasse unaufhaltsam in die Tobsucht abgleitender Choleriker sprechen würden. So relativ können Kenntnisse über die Welt sein!
    Miß Silva war genau so gefährlich schön, wie ich sie in Erinnerung hatte, als ich endlich am Geschäft der Ronaldos anlangte und sie mir öffnete, nachdem ich mich über das Telefon bemerkbar gemacht hatte.
    Es war dunkel geworden. Das Schild an der Ladentür sagte mir, daß ich genau dreißig Minuten zu spät gekommen war, um noch die anderen Angestellten anzutreffen. Nicht wenige der feineren Geschäfte schlossen meist um diese Zeit. Jetzt kam die Stunde der Märkte, der

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