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Schwarze Blüte, sanfter Tod

Schwarze Blüte, sanfter Tod

Titel: Schwarze Blüte, sanfter Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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übrigens untröstlich. Und er glaubt, daß Mrs. Ronaldo nach dem Gespräch mit ihm noch woanders verabredet war. Sie vereinbarte das am Telefon mit jemandem, sagte er, aber er hat aus angeborener Höflichkeit nicht danach gefragt. Weiß daher nicht, wo oder mit wem. Ich würde gern diese letzte Person ausfindig machen, mit der Mrs. Ronaldo sprach, bevor sie verschwand. Haben Sie auch nur eine vage Vorstellung, wer das nach Mister Bai Liu noch gewesen sein könnte? Das würde mir die Suche sehr erleichtern ...«
    Sie hatte, während sie mir zuhörte, Teegebäck in einer teuren Kristallschale auf den Tisch gestellt. Knabberte einen der nach Zimt duftenden Sterne. Hielt mir die Schale hin. Ich bediente mich. Wartete. Trank von dem Tee. Gab mir Mühe, meinen Blick nicht allzu erkennbar bewundernd auf Miß Silva ruhen zu lassen. Sie wußte natürlich, daß sie eine eindrucksvolle Person war. Frauen wie sie wissen das immer. Leben nicht selten davon, daß sie still bewundert werden. Heimlich verehrt.
    Als sie den schönen Kopf schüttelte, wobei ihr lockeres Haar ihn umschmeichelte, gab ich mir Mühe, meine Enttäuschung nicht zu zeigen. »Nein«, sagte sie. Griff sich einen Keks. »Da habe ich keine Ahnung. Leider. Gesprochen hat sie darüber nicht ...«
    Aus meiner Enttäuschung wurden Zweifel. War es denn möglich, daß sie sich an den Anruf nicht erinnerte, von dem jener ominöse Herr Liao Tu auf Mrs. Ronaldos Beantworter erwähnte, daß er ihn mit ihr im Geschäft geführt habe und er dabei von ihr erfuhr, die Chefin habe im KCC eine Besprechung mit dem Modemacher Bai Liu? Hatte sie den Anruf vergessen? Erschien er ihr so unwesentlich, daß sie es nicht für nötig hielt, mich darauf aufmerksam zu machen? Oder hatte sie einen anderen Grund, ihn zu verschweigen. Welchen?
    Ich konnte sie nicht daran erinnern. Sie hätte darüber Aufschluß verlangen können, woher ich überhaupt von Herrn Liao Tus Anruf wußte. Also murmelte ich ein »Schade«, und dann widmete ich mich für einige Zeit den Plätzchen und dem Tee. Die Zweifel bohrten weiter. Immer tiefer bohrten sie. Ich überlegte, was sie wohl sagen würde, wenn sie erfuhr, daß mir jener Parkplatzwächter erzählt hatte, Mrs. Ronaldo sei mit einem Fremden im Auto davongefahren. Entspannt neben ihm sitzend. Kurz entschlossen teilte ich es ihr mit. Sie zog die Stirn in Falten. Blickte mich ungläubig an. Beinahe erschrocken.
    Â»Mrs. Ronaldo mit einem fremden Mann?«
    Â»Sagt der Wächter.«
    Â»Hat er denn die Nummer des Autos?«
    Â»Leider nicht.«
    Â»Kannte er den Mann?«
    Â»Hat ihn vorher nie gesehen. Würde ihn vielleicht wiedererkennen. Wer weiß ...«

Die Falten verschwanden von ihrer Stirn. Der Blick heftete sich auf den Tisch. Hilflos schien sie. Ich schwieg eine ganze Weile. Später unterhielten wir uns über Mineralien und Edelsteine, bis mir der Kopf schwirrte von lauter grünem Flußspat, Malachit und Bleiglanz, von Diamanten, Smaragden, Saphiren, von ihren minderen Brüdern, den Topasen, Amethysten, den Achaten, Bergkristallen, und endlich auch von den ungeliebten Verwandten, den synthetischen, in der Flamme des Gasbrenners zurechtgeschmolzenen Saphiren, den Rubinen und Korunden. Es war so vieles, das sie mir darüber erzählte. Warum nichts über den Herrn Liao Tu? Die schöne Frau, die jetzt auch eine reiche Frau war, hatte ein so gutes Gedächtnis. Aber ihn hatte sie vergessen. Oder gab sie nur vor, ihn vergessen zu haben? Warum?
    Es war spät, als ich mich bei ihr für den Tee und die Kekse bedankte. Ich erkundigte mich höflich, ob ich sie mit meinem Toyota irgendwohin bringen könnte. Als sie mir mitgeteilt hatte, ihr eigenes Auto stünde in der nächsten Nebenstraße, konnte ich aufbrechen.
    Sie stellte die Kristallschale mit dem Rest der Kekse in die Hausbar und räumte das Teegeschirr ab. Mein Blick fiel auf den Kalender, in dem ich bei meinem ersten Besuch geblättert hatte. Er zeigte bereits das Datum von morgen. Und da stand das vertraute »Ti. Wo.«. Noch ein Rätsel! Ich schaffte es trotzdem, mich mit der Grandezza eines rückfällig gewordenen Scheckbetrügers bei der Verabschiedung vor der Lady zu verbeugen. Versäumte aber nicht, draußen einen Blick in die Nebenstraße zu werfen. Da stand der kleine koreanische Straßenflitzer mit dem

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