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Schwarze Blüte, sanfter Tod

Schwarze Blüte, sanfter Tod

Titel: Schwarze Blüte, sanfter Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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Schönheiten weit und breit, gekleidet in ein blütenweißes Tennis-Outfit. Sie ging nicht etwa, sondern sie begab sich mit dem Schritt eines Versace-Models zum Bürgersteig, in einer Manier, als habe sie vor einer halben Stunde das Pazifische Einzel der Damen gewonnen.
    Mein Blick klebte an der Lady, die mich in der letzten Zeit so gefährlich beeindruckt hatte, daß Pipi, wüßte sie davon, mich vermutlich zu einem Psychiater schicken würde. Ich sah, daß aus der Tür von Tiger Wongs Sporthalle jener von mir für einen Lehrer gehaltene Besucher trat, der zuletzt im Trainingsraum erschienen und dann in die Glaskabine des Chefs gegangen war. Die Dame Silva und er standen sich plötzlich auf dem Bürgersteig gegenüber. Während das Interesse der Obstverkäufer und Zigarettenhändler nachließ, unterhielten sich Miß Silva und der Unbekannte, als wäre dieses Treffen nicht etwa ein Zufall, sondern eine lange verabredete Sache.
    Erst jetzt bemerkte ich, daß der Fremde klein war. Kaum die Größe von Miß Silva hatte, die man ihrerseits zu den zierlichen Figuren zählen konnte. Daß er aus dem Mutterland stammte, und zwar nicht aus der Kantoner Gegend, sondern aus dem Norden, erkannte man daran, daß er zur Unterstützung dessen, was er sagte, bei der Unterhaltung mit Miß Silva gelegentlich Schriftzeichen auf seine Handfläche malte. Dabei machte er nicht etwa ein freundliches Gesicht, wie ich es garantiert gemacht hätte bei einem Gespräch mit einer so aparten Dame. Nein, sein Gesicht war ziemlich verkniffen. Es machte den kleinen, recht durchschnittlich aussehenden Mann noch durchschnittlicher. Eine unerhebliche Person. Und Miß Silva redete auf ihn ein, als gelte es, ein Geschäft abzuschließen! Ließ ihn nicht stehen, als er ihr offensichtlich nicht sehr freundlich antwortete, sogar mit nicht zu verwechselnder Geste an die Stirn tippte. Unwirsch wurde, wie man sehen konnte. Mich beschlich das Gefühl, Zeuge eines recht aufschlußreichen Geschehens zu sein.
    Da riß plötzlich jemand die Beifahrertür auf, und ich erinnerte mich daran, daß ich ja Elvis Mou erwartete. Er war es. Schwang sich neben mich und begrüßte mich mit einem Hieb auf die Schulter: »Fahr los, da vorn ist eine von den zweihundert Spelunken, die sich Hollywood nennen. Die führen Pekinger Pilsener, das ist trinkbar ...«
    Ich machte eine Bewegung mit dem Kopf, und Elvis spähte durch die Frontscheibe, meinem Blick folgend. Entdeckte Miß Silva und den jungen Fremden. Sagte ohne nennenswerte Gefühlsbewegung: »Na ja, das ist die Lady, nach der du neulich gefragt hast. Und der Kerl ist einer von denen ... die neu kamen ...«
    Â»Die du nicht riechen konntest?«
    Â»Ich habe einen ausgesprochen angenehmen Bierdurst!« freute er sich, statt meine Bemerkung zu bestätigen. Und in diesem Augenblick ließ der kleine Mann Miß Silva einfach stehen. Ging davon. Die Lady sah ihm verblüfft nach. Stand wie angewurzelt. Sah zu, wie er in ein schwarzes Auto stieg, das ich bisher übersehen hatte: eine Art Lieferfahrzeug. Daihatsu. Noch bevor ich mich erinnerte, daß der ermordete Parkplatzwächter von so einem Stadtlieferwagen gesprochen hatte, sah ich an der Fahrertür die Beschriftung, die der Wächter ebenfalls erwähnt hatte. Er meinte, es sei die Reklame eines Clubs gewesen. Hatte sich geirrt. Es vermutlich nicht gut erkennen können. Nicht so recht hingeschaut. Da stand: SPRING – Der Frühlingsrollen-Service . Weiß auf dem dunklen Untergrund der Tür. Genau so hatte der Wächter das Fahrzeug geschildert, in dem Mrs. Ronaldo ...
    Ich ließ den Motor an und fuhr aus der Parklücke. Folgte dem Daihatsu. Sah bei einem Blick in den Rückspiegel gerade noch, daß Miß Silva zum Eingang der Garage von Tiger Wongs Sporthalle ging. Gehörte sie vielleicht zu den Bevorzugten, die ihr Auto da abstellen durften?
    Als ich auf Sichtweite an den Frühlingsrollen-Lieferwagen heran war, entdeckte ich auf dessen Rückscheibe auch noch das, was der Parkplatzwächter ebenfalls im Gedächtnis gehabt hatte – den runden Aufkleber. Für mich gab es keinen Zweifel mehr, hier fuhr der Wagen, in dem Mrs. Ronaldo vom Parkplatz am Freizeitzentrum weggebracht worden war! Vermutlich schon tot. War dieser kleine Mann auch derjenige, der ihr das Genick brach und sie dann da drüben, an der Hung Hom Bay

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