Schwarze Blüte, sanfter Tod
dringend zur Heimreise ermunterte. Mein Instinkt sagte mir, daà ich in der Suche nach Blair weiterkommen würde, wenn ich nach und nach den Kreis aller derer, die mit seinem Geschäft und seiner Konkurrenz zu tun hatten, gründlich durchquirlte.
Ich hätte etwas dafür gegeben, sehen zu können, wie Kaana, dieses grazile Wesen, an der Rezeption ihre Betroffenheit über mein plötzliches Verschwinden anbrachte. Ãbrigens war sie nicht nur eine bemerkenswerte Erscheinung, die wohl Lippenstift, Nagellack, Wonderbra und ähnliche Hilfsmittel auslieà â sie verstand es beispielsweise als eine der wenigen mir bekannten Damen, morgens drei Spiegeleier beidseitig so zu braten, daà man schon beim Frühstück das Gefühl hatte, ein Liebling der Götter zu sein.
»Schreckliches Haus!« schimpfte sie, als sie meinen Koffer auf den Rücksitz gepfeffert hatte und neben mir einstieg. »Man hat das Gefühl, überall von Babywäsche umgeben zu sein! Wer sich bloà so was ausdenkt!«
Ich fuhr westwärts, in Richtung Kaimuki. Wir hatten eine Vorgehensweise ausgeheckt, die meine Gegenspieler aus ihren Löchern locken sollte, damit ich weiterkam. Und jetzt war Mister Imai an der Reihe, von dem ich annahm, er könnte eine der Schlüsselfiguren sein â warum hätte er mich harmlosen Mann sonst in seinem Etablissement so lange hinhalten sollen, bis ein paar Kerle da waren, die mich ins Hinterzimmer lockten und mir eine Beule schlugen, die ich jetzt noch spürte? Und warum über die Kaimauer ins Wasser werfen?
Da hatte Mister Imai einen Fehler gemacht, den er vermutlich bald bereuen würde. Ich kann es auf den Tod nicht leiden, wenn mir einer nach dem Leben trachtet, zuerst mit stumpfen Gegenständen und dann mit Salzwasser!
So etwas ruft für gewöhnlich bei mir den Drang hervor, mich angemessen für die aufgewendete Mühe erkenntlich zu zeigen.
Wir rollten durch unendlich erscheinende Villenviertel, in denen für mich die Häuser einander lächerlich ähnlich sahen, weil wohl jeder unbedingt den Glanz des nachbarlichen Grundstücks nachahmen wollte oder übertreffen. Selbst an der Auswahl der Ziersträucher merkte man das noch.
Ich begann, mich nach einem biÃchen Unkraut in einem ungebürsteten Vorgarten zu sehnen. Aber dann waren wir plötzlich auf der Pahoa Avenue, und die Sache wurde erträglicher.
Am einzigen Taxistand, den wir weit und breit entdecken konnten, stieg Kaana aus. Wie wir vereinbart hatten, lieà sie sich im Taxi zu Mister Imais Hauptquartier fahren, wo die Firma Southern Islands ihren Sitz hatte und ihre Studios lagen. Das Taxi lieà Kaana warten, während ich etwas vorausfuhr und wendete, mich danach am StraÃenrand postierte und mir ausmalte, was im Büro von Mister Imai vor sich ging.
Kaana würde sich als eine sehr enge Freundin von Francis Lee bei Mister Imai vorstellen und ihn darüber informieren, daà Francis zu Lebzeiten ihr eine Anzahl Dokumente übergeben habe, mit dem Wunsch, sie nach ihrem Tode zu veröffentlichen. Es ginge darin, so würde sie ihm mitteilen, um die an ihr versuchte Erpressung und alles, was sich darum rankte, auch um den Erpresser selbst, den Francis erkannt haben wollte. Und nein, sie, Kaana, habe die Papiere noch nicht vollständig gelesen. Sie befänden sich in sicherer Verwahrung.
Auf die Frage, weshalb Kaana mit dieser Nachricht zu ihm käme, würde sie Mister Imai mit einem betörenden Lächeln antworten, Francis habe das für den Fall ihres Todes so gewünscht, und der Wunsch ihrer Freundin müsse natürlich erfüllt werden. Und, nochmals, nein, sie habe nicht die Absicht, Herrn Imai ihre Adresse zu hinterlassen. Sie werde sich vielmehr in zwei Tagen wieder bei ihm melden. Bis dahin sollte er sich überlegen, ob er vielleicht doch ein Interesse an der Verhinderung einer Veröffentlichung habe. Sie würde gespannt darauf achten, ob sich in der Bekundung dieses Interesses auch Zahlen fänden ...
Wir hatten richtig getippt. Mister Imai verstand es, nach der Eröffnung, die Kaana ihm machte, schnell in seinem Vorzimmer einen Auftrag zu erteilen, genau, wie wir es erwartet hatten.
Von irgendwoher rollte ein junger Mann auf einer schweren Yamaha an und hielt hinter dem wartenden Taxi. Sein Gesicht war nicht zu erkennen, denn er nahm den Helm mit der dunkel getönten Sichtscheibe nicht ab.
Ich machte mir so meine
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