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Schwarze Blüte, sanfter Tod

Schwarze Blüte, sanfter Tod

Titel: Schwarze Blüte, sanfter Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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Gedanken, ob er vielleicht sogar zu den Leuten gehört haben konnte, die mir in der Disco des Herrn Imai in der Lime Street das Licht ausgeknipst und mich anschließend den Fischen vorgeworfen hatten. Aber ich blieb nicht lange ungestört bei meiner Grübelei, denn ich sah Kaana aus dem Studio kommen.
    Sie stieg in ihr Taxi, das wendete und in Richtung Waikiki zurückfuhr, wie wir es vereinbart hatten. Und wie ich vermutet hatte, rollte der Yamaha-Fahrer hinterher, um einen gewissen Abstand bemüht.
    Wir hatten ausgemacht, daß Kaana bis zum »Sheraton Moana« fahren, dort aussteigen und sich im Fahrstuhl in die Tiefgarage begeben sollte. Der Verfolger sollte denken, daß sie dort wohne. Mister Imai sollte ruhig eine Weile auf dieser Fährte herumschnüffeln, bevor wir ihm den nächsten Trick servierten.
    Die Sache klappte glänzend. Ich ließ Kaana ins Hotel gehen und den Motorradfahrer davor parken, dann rollte ich gemächlich in die Tiefgarage, wo schon Kaana wartete. Als wir aus der Garage fuhren und wieder in die Kalakaua einbogen, hatte der Yamaha-Fahrer sich gerade eine Zigarette angezündet. Er wartete.
    Nach einiger Zeit würde er an der Rezeption seine Frage nach der jungen Dame vorbringen und Bedauern ernten. Echtes. Mister Imai würde es sich vermutlich ein paar Dollar kosten lassen, nachzuforschen, wer die seltsame Dame gewesen war. Ohne Erfolg, denn niemand in dem riesigen Hotel hatte eine Ahnung von Kaana.
    Was Mister Imai dann anstellte, würde auf jeden Fall ein Zeichen seiner Verunsicherung sein, besonders, wenn die Dame sich nicht, wie versprochen, nach zwei Tagen wieder bei ihm meldete, um in die inzwischen von ihm vorbereitete Falle zu tappen.
    Der gute Imai sollte sich vorkommen wie ein Würstchen auf dem Grill, möglichst wie auf dem von Hamburger Charly in Hongkong, dessen Bratemädchen die Dinger meist zu lange auf der Glut ließen!
    Henry Kalapano erhob sich träge von seiner Matte, als wir sein Boot betraten. Er streckte sich und begann dann über eine Lady aus den Staaten zu schimpfen, die ihm einen ungedeckten Scheck angedreht hatte, wie er erst nach dem Abflug der Musterschülerin bemerkte.
    Â»Aus dem nächsten Surfbrett, das sie benutzt, soll ein Krokodil werden, das sie in beide Backen kneift!« Er kam sich außerordentlich grausam vor, als er ihr das wünschte.
    Ich hatte schon gehört, daß die Ureinwohner der Inseln ungewöhnlich friedfertig gewesen waren, völlig ungeeignet etwa für den Beruf des Kriegers. Oder für den des Polizisten. Des Steuerfahnders. Sie neigten dazu, bei gegebenem Anlaß so einfältige Drohungen auszustoßen, daß sie einfach von niemandem ernstgenommen wurden. Kalapano lieferte den Beweis dafür.
    Ich machte ihn aufmerksam, daß er immer noch in Los Angeles anrufen und bei der Flughafenpolizei Anzeige erstatten könnte, man würde die Dame dann bei ihrer Ankunft auf dem Festland vernehmen. Aber er schüttelte den Kopf, daß die krausen Haare flogen.
    Â»Wie könnte ich einen Mitmenschen anzeigen? Bei der Polizei! Ich hatte mit der blonden Fee meinen Spaß, als ihr eine halbe Meile vor Waikiki der Verschluß des Büstenhalters platzte. Damit allein ist der Surfkursus bezahlt!«
    Kaana bemerkte ironisch: »Wenn man unten in Downtown ins Erotic Island geht, um sich eine Blondine ohne Oberteil anzusehen, kostet das ja auch beinahe doppelt soviel Eintritt wie eine Surfstunde. Wie auch immer«, kam es von Kaana an mich gerichtet, »daran erkennt man, daß Henry sich im Zustand fortschreitender Verkommenheit befindet. Ihm gefallen diese dicken Haolen. Ich überlege seit einer Weile schon, weshalb er mich überhaupt auf seine Matte geholt hat!«
    Â»Es war Leidenschaft!« Er blinzelte mich an.
    Kaana vermutete: »Oder er hat ein paarmal zu oft hintereinander ›Aha’ Aina‹ gehört. Das geht aufs Uhrwerk.«
    Â»Es war ›Hoomanawanui‹, das sie gerade spielten, als ich dich zum ersten Mal sah«, behauptete Henry Kalapano mit todernstem Gesicht. »Und mittendrin riß einem eine Saite auf der Uke, und das machte mich so übermütig, daß ich dich neben mir plötzlich in ganz göttlichem Licht sah ... überhaupt«, besann er sich auf einen Versuch der Besänftigung, »bist du bereit, deinem verkommenen Haolen-Lehrer und seinem Freund eine Büchse Schwalbennestersuppe aufzuwärmen? Er sieht so

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