Schwarze Blüte, sanfter Tod
sogar, mich auf einem Hocker an der Musikbar niederzulassen und mir abwechselnd Francis Lee, Hana Teoro und eine Gruppe anzuhören, die »Spleen and Cheese« hieà und sich auch musikalisch so ähnlich ausdrückte. Bis er dann einem der jungen Männer, die überall herumstanden einen Wink gab, er solle mich in die hinteren Gemächer führen,
Wie es schien, war das die Pause in der Geschäftigkeit des Mister Imai. Er hatte wohl noch andere Gäste.
Ich war nicht hergekommen, um nur Musik zu hören und japanische Fischhappen zu essen, ich wollte Beteiligte aus der Reserve locken, und Imai war einer. Vielleicht gab es ja in den hinteren Gemächern noch mehr davon. So folgte ich dem jungen Mann in dem festen Glauben, jetzt würde sich herausstellen, was es mit dieser Erpressung von Mià Lee auf sich hatte.
Nun bin ich ja schon einige Jahre in meinem Beruf, aber wie sich wieder einmal erwies, lernt selbst ein alter Fuchs immer noch hinzu. Auf die harte Tour, wie in diesem Falle.
Ich war noch nicht ganz durch die Tür, sah schon die um einen Clubtisch gruppierten Sessel, als mich von der Seite her ein Dampfhammer am Kopf traf, so daà die Lichter ausgingen.
Als ich zu mir kam, rang ich nach Luft, atmete aber instinktiv nicht ein: ich befand mich unter Wasser!
Damit nicht genug, konnte ich weder Beine noch Arme bewegen. Der Bediener des Dampfhammers hatte sie gefesselt. Eine ziemlich trostlose Sache, denn etwas zog mich tiefer, es schien an meinen FüÃen zu hängen und war schwer.
Das Wasser war trüb. Es gelang mir nicht, etwas zu sehen. In meinem Kopf schien sich PreÃluft anzusammeln, es konnte nur noch Sekunden dauern, bis er platzte wie eine Melone, die einer auf dem Markt fallen lieÃ.
Durch das trübe Wasser vor meinen Augen begannen goldene Kringel zu tanzen. Ob das schon die Opfergaben der Verwandtschaft bei meiner Beerdigung waren?
Solche Sekunden haben es in sich. Man ist gelähmt, nicht nur, weil man gefesselt ist, wie ich es war. Ein Ausweg ist nicht erkennbar, das bringt die Lähmung.
Als ich gerade den Mund öffnen wollte, um den Druck im Kopf etwas zu vermindern, wie ich hoffte, da war an meinen FüÃen plötzlich diese Berührung. Ein kurzer Ruck folgte. Dann kam ich mir leichter vor. War alles vorbei? War ich bei den Ahnen?
Der helle Fleck, der vor meinen Augen erschien, sagte mir nicht viel. War dies schon das Jenseits, in dem sich einer meiner Verwandten aus grauer Vorzeit um mich bemühte?
Ich spürte dann nur noch den Griff, mit dem mich jemand packte, und danach wurden die goldenen Kringel kleiner, schienen ferner, bis wie durch einen Ballen Watte die Stimme in mein BewuÃtsein drang, die sagte: »Immer weiter Wasser kotzen, das Zeug muà raus!«
Gleichzeitig stieà mir jemand ins Kreuz, und ich merkte, daà ich bäuchlings auf einem Bootssteg lag, der Kopf hing über den Rand. Es war dunkel, aber irgendwo am Ende des Steges brannte eine Laterne. Mein Retter war ein Mann, das schloà ich aus der Stimme. Und ein Einheimischer, der aber ein mit einer hübschen Menge schnoddriger Slangausdrücke gewürztes Englisch sprach, wie mir auffiel.
Ich sah ihn nach etwa einer Viertelstunde, als aus meinem Hals kein Wasser mehr lief und mein Atem langsam begann, sich zu normalisieren. Der Retter drehte mich auf den Rücken, lehnte mich an einen Pfosten und streckte sich daneben aus, wobei er stöhnte: »Junge, das war mehr Arbeit, als einer Haole von zwei Zentnern aufs Brett zu helfen ...«
Ich hatte wieder genug Luft, um mich ein biÃchen aufzurichten und den Mann genauer zu betrachten. Ein Typ, wie aus der Sportillustrierten gegriffen. Schlank, braun, sehnig, mit dem Gesicht eines Einheimischen der letzten Generation, die ihr Kraushaar etwas länger trägt als die Krieger, die damals James Cook empfingen. Bekleidet mit einer bunten Badehose. Goldkettchen um den Hals, mit einem Namensplättchen, dessen Inschrift ich leider nicht entziffern konnte. Da waren noch die Kringel.
»Aloha«, sagte ich. Es klang, wie wenn man mir Chili in die Luftröhre geblasen hätte.
»Hast doch noch Wasser im Kanal«, stellte der Retter fest. »Da würde ein Whisky helfen. Kannst du gehen?«
»Ich konnte schon mit zehn Monaten gehen«, versuchte ich einen Scherz. »Hat mir meine Mutter erzählt. War ein frühreifer Bastard.«
Er beobachtete aufmerksam, wie ich mich an dem Pfahl
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