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Schwarze Blüte, sanfter Tod

Schwarze Blüte, sanfter Tod

Titel: Schwarze Blüte, sanfter Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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chinesisch aus, sicher mag er sowas!«
    Ein erbauliches Pärchen, das mich an gelegentliche Verbalgefechte erinnerte, die ich mit meiner Dauerfreundin Pipi in Hongkong austrug.
    Um nicht den Anschein zu erwecken, ich sei gegen Schwalbennestersuppe, behauptete ich sogleich, das sei mein Lieblingsessen, was natürlich nicht stimmte, weil mein Geschmack so sehr chinesisch gar nicht mehr ist.
    Aber das spielte jetzt keine Rolle. Mir war eingefallen, daß Wes Blair der Besitzer einer hochseetüchtigen Jacht war, und ich erkundigte mich, während Kaana auf die Suche nach der Suppendose ging, ob das Fahrzeug vielleicht in der Nähe liege, was ich für wahrscheinlich hielt.
    Â»Die Laureen?« Kalapano zog sich ein knallbuntes Hemd über die braune Haut. Mit dem Kopf deutete er leicht seitwärts.
    Â»Willst du da hin?«
    Â»Nach der Nestersuppe«, entschied ich, »wenn Kaana wieder mit uns versöhnt ist. Vor allem mit dir!«
    Er grinste und sagte: »Das ist der Alltag, Bruder!«
    Die »Laureen« war durchsucht worden. Das fiel uns beiden auf, als wir unter Deck kamen. Da gab es außer einem eleganten Salon Einzelkabinen, Doppelkabinen, einen Spielraum, Quartiere für Stewards und Fahrpersonal, eine geradezu fürstlich ausgestatteete Kombüse, die man schon hätte Luxusküche nennen können, trotz der halb verfaulten Reste im Kühlschrank. Es gab ein Bad, Duschen und Toiletten, die das, was ich zu Hause auf meiner Dschunke benutzte, wie öffentliche Abtritte auf Celebes-Nord erscheinen ließen.
    Ãœberall allerdings Unordnung. Bettzeug und Einbauschränke waren durchwühlt, in der Kombüse lagen Töpfe und anderes Geschirr auf dem Boden herum, und im Ruderhaus, von wo man einen hervorragenden Ausblick über weite Teile des Jachthafens von Ala Wai hatte, waren Seekarten durcheinandergeworfen, Klappschränke erbrochen, und bei einem Mini-Safe war die Tür mit Gewalt geöffnet worden.
    Â»Diese Polizisten ...«, begann Kalapano zu schimpfen, aber ich bremste ihn: »Das war nicht die Polizei. Die würde nie eine solche Menge Schadensersatz riskieren. Das waren andere Leute.«
    Â»Ich hätte sie von meinem Boot aus sehen können«, überlegte Kalapano. »Aber ich habe ja nicht geahnt, was da vorging. Wenn man jeden beobachten will, der hier die Stege entlanggeht und auf ein Boot klettert, müßte man den ganzen Tag den Spanner spielen. Sehe ich wie ein Spanner aus?«
    Â»Nein.« Ich dachte darüber nach, was das zu bedeuten hatte: Weder Laureen noch Detective Tamasaki hatten eine Durchsuchung des Kabinenkreuzers erwähnt. Es würde schwer sein, herauszufinden, wer hier gewütet hatte. Aber die Frage ließ sich vielleicht am besten beantworten, wenn man die Interessenlage abklopfte. Wer konnte denn vermuten, daß Wes Blair in seinem Wasserfahrzeug etwas verborgen hatte, das für ihn von Bedeutung war? Und vor allem: was konnte das sein?
    Kalapano hatte keine Ahnung. Er hatte Wesley Blair und dessen Frau zwar gelegentlich gesehen, nur hatte er nie persönlich mit ihnen zu tun gehabt. Die beiden pflegten nicht zu surfen.
    Ich überlegte, Laureen anzurufen und zu fragen, ob sie einen Hinweis hätte, aber ich schob das auf, denn Henry Kalapano, der sich inzwischen an Deck herumtrieb und dort nach möglichen Spuren Ausschau hielt, die die Durchsucher hinterlassen haben könnten, kam zu mir ins Ruderhaus geschlendert und bemerkte beiläufig: »Seltsam, daß er den Schleppanker runterläßt, wenn er am Steg vertäut liegt ...«
    Das leuchtete mir ein. Ich hatte bei meiner Dschunke in Aberdeen dauernd den Schleppanker draußen, und das war nötig, denn im tiefen Wasser der Bucht, da wo ich lag, war kein Steg. Aber hier? Eine Dschunke ist zwar etwas anderes als ein moderner Kabinenkreuzer, sie ist schwerfälliger, liegt auch behäbiger im Wasser, aber die Gesetze der Seefahrt sind nicht so unterschiedlich, daß man als Halter einer Dschunke nicht begreifen kann, wann ein Schleppanker gebraucht wird oder nicht. Deshalb fand ich Kalapanos Beobachtung sogleich interessant.
    Â»Holen wir ihn ein«, schlug ich kurzerhand vor. Mir war ein Verdacht gekommen. Bei einem Banküberfall in Hongkong hatte die Polizei, zu der ich damals noch gehörte, die Täter bis auf ein in einer Bucht vor Anker liegendes Wasserfahrzeug verfolgt. Hier aber zeigten sie sozusagen leere Hände vor: wir

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