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Schwarze Blüte, sanfter Tod

Schwarze Blüte, sanfter Tod

Titel: Schwarze Blüte, sanfter Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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Kaana macht Party Service?«
    Er nickte lachend. »Ist eines der besten Geschäfte hier. In Honolulu laufen jeden Abend ein paar hundert Partys. Kaana Party Service. Bestens bekannt in der Stadt.«
    Ich wollte wissen, ob er sich an Gesichter erinnerte, aber er hatte die Kerle nur aus ziemlicher Entfernung gesehen, und auch die Autonummer hatte er in der Dunkelheit nicht erkannt.
    Ich stellte einige Überlegungen an, während wir beide unsere Kleidung auswrangen. Eigentlich, so fiel mir ein, wäre es gar nicht verkehrt, wenn »die Kerle«, wie der Surfer sie nannte, weiterhin annahmen, sie hätten mich ertränkt. Für einen Ermittler kann es eine Riesenchance sein, wenn seine Gegenspieler überzeugt sind, sie haben ihn endgültig ausgeschaltet.
    Â»Nicht falsch gespielt«, nahm ich den Gesprächsfaden wieder auf, während ich aus meiner Unterhose das Wasser zu drücken versuchte, indem ich eine Art Seil aus ihr drehte. »Ich bin an einem Verbrechen dran, und man versucht, mich loszuwerden. Hast du jemals von Francis Lee gehört?«
    Er überlegte. »Die Sängerin, die ihr letztes Aloha sang?«
    Â»Genau die. Mein Auftrag hängt mit ihrem Tod zusammen. Sie wurde nämlich erpreßt.«
    Â»Aha«, machte er. »Erpressung ist unanständig.«
    Ich stimmte ihm zu. Das mit dem Auftrag war nicht einmal eine Lüge, bestenfalls eine leichte Verdrehung.
    Â»Sag mal, Henry Kalapano«, versuchte ich es vorsichtig, »könnte ich vielleicht für ein paar Tage auf deinem Boot verschwinden? Es wäre eine Lebensfrage für mich ...«
    Nun grinste er. »Ihr Hongkonger seid doch clever! Daß du verschwinden mußt, ist tatsächlich eine Lebensfrage für dich, glaubst du, ich habe das nicht schon gemerkt? Wenn sie dich nächstes Mal in die See schmeißen, bin ich vielleicht nicht in der Nähe!«
    Er stand auf und bedeutete mir mit einer Kopfbewegung, ihm zu folgen.
    Â»Zieh das nasse Zeug erst gar nicht mehr an, wir haben es nicht weit.«
    Ich trabte in der ausgewrungenen Unterhose hinter ihm her. Am Kai waren keine Leute mehr unterwegs, nur Autos brummten, Lichter schaukelten in der sanften Brise, die von der See her kam. Ich redete mir ein, daß einer, der zufällig daherkam, meine Unterhose für eine Badehose halten würde. Selbstberuhigung wirkt Wunder.
    Eine Stunde später saßen wir bei einem Teller voll Sandwiches, die Kalapanos Freundin für ihn in der Kühlbox hinterlassen hatte, in seiner Kabine, während unsere Kleidung trocknete.
    Ich weihte meinen Lebensretter in die Geschichte ein, die vor dem Versuch, mich zu ertränken, abgelaufen war. In Kalapano hatte ich mich, was seine Hilfsbereitschaft anging, nicht getäuscht, er war bereit, mich zu verstecken, um meine Gegenspieler zu täuschen, und er war überhaupt bereit, mir zu helfen, nachdem ich ihm erzählt hatte, um was es eigentlich ging.
    Ein Mann, der ein Abenteuer, wie es nach seiner Meinung auf mich zukam, gern miterlebte. Und das nicht zuletzt, weil er die Lieder von Francis Lee kannte, ebenso wie jene von Hana Teoro, die ihm noch besser gefielen.
    Wir leerten noch ein paar Büchsen Bier, besprachen einen Schlachtplan, und nachdem wir eine Weile über die Vorteile einer Dschunke als Domizil gegenüber einem Boot wie diesem gesprochen hatten, das nicht ganz so behäbig im Wasser lag, was beim Schlafen lästig war, klapperten Absätze über das Deck, und Kaanas bemerkenswerte Beine erschienen im Niedergang.
    Ich hatte inzwischen wieder Hemd und Hose an, und es gelang mir trotz meiner Verblüffung über die hinreißende Schönheit dieser Wahine, als vollendeter Gentlemen mein »Aloha« zu murmeln.
    Am zeitigen Vormittag, während Henry seine ersten drei Damen in den träge anrollenden Wellen vor dem Strand immer wieder auf die Bretter klettern ließ, auch wenn sie es schon bereuten, für die Schinderei, die nur von fern schön aussah, noch Geld ausgegeben zu haben, machte ich stillschweigend meinen Chevy auf dem Hotelparkplatz flott und wartete auf Kaana.
    Sie holte meinen Koffer aus dem Royal ab und bezahlte meine Rechnung. Wir hatten sie durch einen offiziellen Anruf Leo Tamasakis angemeldet. Ich hatte ihn um die kleine Gefälligkeit gebeten, und er war sofort bereit gewesen, mir bei dem Trick zu helfen, wenngleich er mich, nachdem ich ihm am Telefon erzählt hatte, was inzwischen geschehen war,

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