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Schwarze Blüte, sanfter Tod

Schwarze Blüte, sanfter Tod

Titel: Schwarze Blüte, sanfter Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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Managerschreibtisches serviert wurden, klärte ich sie zuerst darüber auf, daß Leute mich für Mister Clifford Jones von der Hongkong Records hielten, und daß ich im übrigen am Boden des Pazifik läge, tot, weil ich von Herrn Imai zu erfahren versucht hatte, womit irgendwer Francis Lee erpreßt haben konnte, wie sie in ihrer letzten, traurigen Botschaft vor dem Abschieds-Aloha mitgeteilt hatte. Und daß mir, seitdem mich Mister Imai in die hinteren Räume seines neuen Etablissements gebeten hatte, infolge Bergrutsches auf meinen Kopf, ein Stück Film darüber fehlte, was dort eigentlich mit mir vorgegangen war.
    Laureen ließ ihren Fisch kalt werden und blätterte die Papiere durch, die Kalapano und ich an der Ankerkette der Jacht gefunden hatten. Langsam las sie immer wieder einzelne Passagen, bis sie schließlich sagte: »Ich glaube, ich habe vergessen, etwas zu erwähnen, als wir über Saigon sprachen, Toko, und darüber, daß Wes diese Sängerin engagieren wollte ...«
    Â»Noch mehr Skandal?« erkundigte ich mich in Erwartung, Einzelheiten über das Geschäftsgebahren der Dame zu hören, die ich immer noch für eine der besseren Sängerinnen im heutigen Show-Geschäft hielt – käuflich vielleicht in ihrer Jugend, nun gut, meinetwegen konnte sie auch buddhistische Nonne gewesen sein, bei der Stimme war mir das egal ...
    Laureen sagte: »Nein, kein Skandal mehr. Ich habe versäumt zu erwähnen, daß Wes in Saigon gewesen ist. Er sprach von Geschäften. Ich habe der Sache eigentlich nicht viel Bedeutung beigemessen, Wes verreiste ja nicht zum ersten Mal in Geschäften. Du mußt wissen, er legte mir nicht unbedingt alles dar, was er für die Firma unternahm. Aber jetzt, nach Lektüre dieser Blätter, die er wohl beschafft hat, scheint mir nötig, das zu erwähnen ...«
    Ich aß erst noch ein paar Happen von dem Fisch und verdrängte den Gedanken, daß das harmlose Tier, das da gebraten und in süßsaurer Soße vor uns auf dem Tisch lag, leicht an mir hätte knabbern können, wenn da nicht Henry Kalapano nach mir getaucht wäre.
    Ãœbrigens war die Soße das Beste an dem Gericht, sie bestand aus Zutaten, die ich zwar von zu Hause kannte, wie Ingwer, Chili, Salbei und einer Reihe anderer Gewürze, aber die Komposition war anders als bei uns üblich. Es schien, daß chinesische Küche doch nicht die einzige auf der Welt war, die Spaß machte. Wenngleich ich sie selbst in ihrer primitivsten Form immer noch dem vorzog, was in anderen Gegenden, die ich kannte, so gegessen wurde. »Wes könnte sie sogar früher in der Tu Do singen gehört haben«, ließ ich beiläufig in das Gespräch tropfen. Warum sollte ich nicht ein bißchen mit dem Messer an dem Kalk kratzen, unter dem ich Gold vermutete! Doch Laureen schüttelte den Kopf.
    Â»Wes war nicht in Saigon, während Francis Lee dort lebte. Er flog vor zwei Monaten etwa zum ersten Mal dorthin. Kannte es vorher nicht. Blieb etwas länger als eine Woche. Als er zurückkam, sagte er, er habe dort sehr aufgeschlossene Leute getroffen, die gar nicht mehr böse auf jeden beliebigen Amerikaner sind ...«
    Â»Also hat Wes diese Aussagen eingesammelt?«
    Ich sagte der vorbeigehenden Kellnerin, wie gut der Fisch schmeckte, um Laureen Zeit zu lassen. Nachdem sich die Kellnerin für meine Aufmerksamkeit bedankt hatte und weitergegangen war, nickte Laureeen, die Gefährtin meiner Hongkonger Sandkastenzeit, und fügte an: »Ich bin sicher, daß Wes wegen dieser Sängerin in Saigon war.«
    Â»Aber – ich dachte, er wollte die Lee selbst engagieren? Sie Imai sozusagen wegnehmen. Wo liegt da der Sinn, all den Schmutz auszugraben, mit dem er sie hätte erpressen können? Es ergibt für mich keinen Sinn! Seine zukünftige Top-Sängerin erpreßt man doch nicht? Oder?«
    Sie bewegte hilflos die Schultern. Ich begann mir darüber Gedanken zu machen, ob ich nicht irgend etwas übersehen hatte. Irgendeine Kleinigkeit, die nur scheinbar belanglos war. Es gab zu viele Fragen, auf die ich keine Antwort wußte. Ich konnte mir nicht einmal vorstellen, warum Mister Imai mich ertränken lassen wollte. Denn ich hatte ja mit der Vergangenheit der Lee nichts zu tun!
    Laureen nahm bekümmert einen Schluck von dem hellen Wein zu sich, der vermutlich aus Kalifornien stammte. Ich hatte mich entschlossen, und zwar

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