Schwarze Blüte, sanfter Tod
könnte. Er verwies auch nicht ohne Absicht auf die vermutliche Herkunft des Erpressers aus der Musikbranche. Da gab es auÃer ihm hier vor allem noch Wesley Blair. Hatte ihn gegeben, wie es aussah. Und wenn Imai selbst die Flucht in die Ãffentlichkeit antrat, so hieà das, es blieb nur noch Blair übrig.
Ich vertiefte mich in mein Frühstück, wobei ich mich erinnerte, daà mir bis zu dem Treffen mit Hana Teoro ja nur noch drei Stunden blieben.
Sie konnte nicht vermuten, daà ich heimlich ihre Wohnung durchsucht hatte, dafür war ich zu vorsichtig verfahren. Infolgedessen konnte sie auch nicht ahnen, daà ich von jenem Brief wuÃte, der an sie gerichtet war und sie in ausgeschnittenen Zeitungslettern aufforderte: FINGER WEG; ODER WIR PACKEN ZU!
Was war denn nun wirklich an Skandalen über sie auszupacken,, nachdem irgend jemand schon die Lee an der Gurgel hatte? Ob ich sie danach fragte? Oder danach, weshalb sie in ihrem AdreÃbuch die Privatanschrift von Fred Osborn verzeichnet hatte? Das war schon eigenartig, denn sie konnte ihn, wenn es sich bei ihnen nur um eine geschäftliche Verbindung handelte, besser bei Aloha Records erreichen ...
Ich lieà der Sicherheit halber nochmals das Tonband in dem kleinen Recorder ablaufen. Ja, da war die Adresse des Geschäftsführers. Paddington 87.
An Land rief ich Leo Tamasaki an, der mir mürrisch mitteilte, es gäbe im Grunde keine Veranlassung, in der Sache Lee weiter zu ermitteln, jedenfalls nicht für die Polizei. Der Selbstmord sei sozusagen vor hundert Leuten erfolgt und könnte von ihnen bezeugt werden. Die von Francis Lee vor dem Schuà ausgesprochene Beschuldigung an Unbekannt, sie werde erpreÃt, habe im Zusammenhang mit ihrem Selbstmord eben nur marginale Bedeutung.
Ich fragte ihn, wie die Sitten bei der Polizei in Honolulu wären. Ob es nicht üblich sei, wenn jemand öffentlich verlautbart, er kenne möglicherweise den Erpresser einer Dame, die sich vor hundert Zeugen umbrachte, denjenigen wenigstens offiziell zu befragen. Da wollte er nähere Einzelheiten.
Als ich ihn auf die Titelseite des »Advertiser« hinwies, lachte er nur und belehrte mich nachsichtig: »Ich weià nicht, was ihr in Hongkong euren Zeitungen glaubt. Wir glauben den unsrigen nicht mal den Wetterbericht. Honolulus Garbanzojournalisten sind nicht das Papier wert, das sie auf der Toilette benutzen ... Kommen Sie denn bei der Suche nach dem Verschwundenen weiter, oder gibt es da Schwierigkeiten?«
Ich gestand ihm, daà er ja mit den Zeitungen recht hatte, und fügte an: »Ich versuche eben, bei Ihnen einen Hinweis abzustauben, weil ich in der Sache Schwierigkeiten habe. Das müssen Sie bitte verstehen. Mir scheint, ich habe bei den Nachforschungen nach Blair etwas übersehen ...«
»Aber Sie kommen nicht dahinter, was es war. Das hat man in unserem Beruf öfters«, meinte er. »Trösten Sie sich, Sie sind ja nicht mehr der Ermittler, sondern der Musikproduzent Clifford Jones!«
Ich wollte mir den Spott eigentlich verbitten. Aber dann sagte ich mir, es sei vielleicht besser, sich mit der Polizei gut zu stellen in einem fremden Land. Also gab ich einen Laut von mir, den Tamasaki offenbar für ein Lachen hielt, und sogleich wollte er wissen: »Sind Sie sicher, daà es wirklich Absicht war, Sie im Meer zu ersäufen?«
»Da bin ich mir absolut sicher.«
»Haben sich da nicht vielleicht bloà ein paar besoffene Strolche einen Spaà erlauben wollen?«
»Gefährlicher SpaÃ.«
»Nun ja, Amerikaner lieben manchmal derbe SpäÃe ...«
Ich fand das keiner Antwort wert. Deshalb dankte ich ihm förmlich für das Gespräch, lieà ihn merken, daà ich nicht über sein Entgegenkommen jubelte, mich aber auch nicht mit ihm anlegen wollte. Er lieà gönnerhaft durchblicken, daà er jederzeit für mich zu sprechen sei. Klang da doch ein wenig Kollegialität durch? Vielleicht.
Ich hatte noch Zeit, also setzte ich mich zu einem Spaziergang den Strand entlang in Bewegung, obwohl ich alles andere als ein Spaziergänger bin.
Ich schlenderte in Richtung auf die um diese Zeit nicht ganz so überlaufene Gegend von Kahanamoki, und schlieÃlich pausierte ich auf einer Bank unter einem dieser Binsendächer, die vor plötzlichem Regen schützen sollen.
Während ich ein paar dickbäuchigen Herren zusah, die ihre Gattinnen mit Ãl einrieben, als
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