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Schwarze Blüte, sanfter Tod

Schwarze Blüte, sanfter Tod

Titel: Schwarze Blüte, sanfter Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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könnte. Er verwies auch nicht ohne Absicht auf die vermutliche Herkunft des Erpressers aus der Musikbranche. Da gab es außer ihm hier vor allem noch Wesley Blair. Hatte ihn gegeben, wie es aussah. Und wenn Imai selbst die Flucht in die Öffentlichkeit antrat, so hieß das, es blieb nur noch Blair übrig.
    Ich vertiefte mich in mein Frühstück, wobei ich mich erinnerte, daß mir bis zu dem Treffen mit Hana Teoro ja nur noch drei Stunden blieben.
    Sie konnte nicht vermuten, daß ich heimlich ihre Wohnung durchsucht hatte, dafür war ich zu vorsichtig verfahren. Infolgedessen konnte sie auch nicht ahnen, daß ich von jenem Brief wußte, der an sie gerichtet war und sie in ausgeschnittenen Zeitungslettern aufforderte: FINGER WEG; ODER WIR PACKEN ZU!
    Was war denn nun wirklich an Skandalen über sie auszupacken,, nachdem irgend jemand schon die Lee an der Gurgel hatte? Ob ich sie danach fragte? Oder danach, weshalb sie in ihrem Adreßbuch die Privatanschrift von Fred Osborn verzeichnet hatte? Das war schon eigenartig, denn sie konnte ihn, wenn es sich bei ihnen nur um eine geschäftliche Verbindung handelte, besser bei Aloha Records erreichen ...
    Ich ließ der Sicherheit halber nochmals das Tonband in dem kleinen Recorder ablaufen. Ja, da war die Adresse des Geschäftsführers. Paddington 87.
    An Land rief ich Leo Tamasaki an, der mir mürrisch mitteilte, es gäbe im Grunde keine Veranlassung, in der Sache Lee weiter zu ermitteln, jedenfalls nicht für die Polizei. Der Selbstmord sei sozusagen vor hundert Leuten erfolgt und könnte von ihnen bezeugt werden. Die von Francis Lee vor dem Schuß ausgesprochene Beschuldigung an Unbekannt, sie werde erpreßt, habe im Zusammenhang mit ihrem Selbstmord eben nur marginale Bedeutung.
    Ich fragte ihn, wie die Sitten bei der Polizei in Honolulu wären. Ob es nicht üblich sei, wenn jemand öffentlich verlautbart, er kenne möglicherweise den Erpresser einer Dame, die sich vor hundert Zeugen umbrachte, denjenigen wenigstens offiziell zu befragen. Da wollte er nähere Einzelheiten.
    Als ich ihn auf die Titelseite des »Advertiser« hinwies, lachte er nur und belehrte mich nachsichtig: »Ich weiß nicht, was ihr in Hongkong euren Zeitungen glaubt. Wir glauben den unsrigen nicht mal den Wetterbericht. Honolulus Garbanzojournalisten sind nicht das Papier wert, das sie auf der Toilette benutzen ... Kommen Sie denn bei der Suche nach dem Verschwundenen weiter, oder gibt es da Schwierigkeiten?«
    Ich gestand ihm, daß er ja mit den Zeitungen recht hatte, und fügte an: »Ich versuche eben, bei Ihnen einen Hinweis abzustauben, weil ich in der Sache Schwierigkeiten habe. Das müssen Sie bitte verstehen. Mir scheint, ich habe bei den Nachforschungen nach Blair etwas übersehen ...«
    Â»Aber Sie kommen nicht dahinter, was es war. Das hat man in unserem Beruf öfters«, meinte er. »Trösten Sie sich, Sie sind ja nicht mehr der Ermittler, sondern der Musikproduzent Clifford Jones!«
    Ich wollte mir den Spott eigentlich verbitten. Aber dann sagte ich mir, es sei vielleicht besser, sich mit der Polizei gut zu stellen in einem fremden Land. Also gab ich einen Laut von mir, den Tamasaki offenbar für ein Lachen hielt, und sogleich wollte er wissen: »Sind Sie sicher, daß es wirklich Absicht war, Sie im Meer zu ersäufen?«
    Â»Da bin ich mir absolut sicher.«
    Â»Haben sich da nicht vielleicht bloß ein paar besoffene Strolche einen Spaß erlauben wollen?«
    Â»Gefährlicher Spaß.«
    Â»Nun ja, Amerikaner lieben manchmal derbe Späße ...«
    Ich fand das keiner Antwort wert. Deshalb dankte ich ihm förmlich für das Gespräch, ließ ihn merken, daß ich nicht über sein Entgegenkommen jubelte, mich aber auch nicht mit ihm anlegen wollte. Er ließ gönnerhaft durchblicken, daß er jederzeit für mich zu sprechen sei. Klang da doch ein wenig Kollegialität durch? Vielleicht.
    Ich hatte noch Zeit, also setzte ich mich zu einem Spaziergang den Strand entlang in Bewegung, obwohl ich alles andere als ein Spaziergänger bin.
    Ich schlenderte in Richtung auf die um diese Zeit nicht ganz so überlaufene Gegend von Kahanamoki, und schließlich pausierte ich auf einer Bank unter einem dieser Binsendächer, die vor plötzlichem Regen schützen sollen.
    Während ich ein paar dickbäuchigen Herren zusah, die ihre Gattinnen mit Öl einrieben, als

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