Schwarze Blüte, sanfter Tod
wo ich mich auf einem Boot zusammen mit zwanzig Japanern und deren vierzig Fotoapparaten zu der seit dem Ãberfall von 1941 dort im Hafenbecken gesunken liegenden ARIZONA fahren lieÃ.
Ich hatte schon immer einmal dieses ungewöhnliche Denkmal sehen wollen, um meiner Mutter davon erzählen zu können. Mein Vater hatte als sehr junger Rekrut der Marine den Bombenregen damals noch erlebt, dem die »Arizona« zum Opfer gefallen war. Am Nachmittag entschloà ich mich, bis Koko Head zu rollen und herauszufinden, ob Henry noch mit seinen beiden Klienten surfte.
Ich traf ihn, und die beiden waren glücklich, weil er ihnen inzwischen beigebracht hatte, auf den Brettern wenigstens stehen zu können, wenn auch schwankend. Manchmal konnten sie sogar schon den richtigen Winkel einer anrollenden Welle erwischen. Sie schilderten mir alle Einzelheiten ihrer fünfhundert Versuche, ohne daà ich zu bezahlen hatte. Die beiden waren von der Sorte Menschen, denen man nicht böse sein kann, und auÃerdem lieÃen sie in einer dieser Buden mit dem Schilfdach am Strand laufend Tabletts voller Eiscreme, Ananas-Shakes oder eines frostigen Getränkes mit dem Namen »Iolani Cocktail«auffahren, regenbogenbunt und trickreich so angerichtet, daà die einzelnen Farben nicht ineinander verliefen.
Sie schworen darauf, das schmecke wie der Kuà Peles an einem lindwarmen Tag um Weihnachten herum. Was mich zu staunender Anerkennung ihres Geschmacks veranlaÃte, sie zu geschmeicheltem Lächeln und Kalapano zu einer folkloristischen Exkursion, von der ich nur behielt, daà der Iolani ein bunter Vogel in der Sagenwelt der Hawaiianer sei. Die Götter hatten gegen ihn nichts zu melden â eine ähnliche Gestalt wohl wie unsere chinesischen Drachen, mit deren Namen sich heute ja auch alle möglichen Artikel schmücken, von Teesorten bis zu Präservativen.
Es wurde ein vergnügter Nachmittag, vor allem, weil die mit Iolani Cocktails aufgefüllten beiden Klienten Kalapanos mir durchaus noch ihre Surfkünste vorführen wollten und der eine dabei mit einer Welle wegrollte, aus der er erst wieder auftauchte, als ich schon den Notdienst im Tower anrufen wollte. Dabei war er guter Dinge und spuckte nicht einmal nennenswert Wasser.
Wenn Sie einmal an der Glasfront des »Surf Rooms« sitzen und einen Sonnenuntergang erleben könnten, würden Sie verstehen, weshalb die Preise hier um diese Zeit höher sind als etwa gegen Mittag.
Da spielt sich vor Ihren Augen eine Orgie von Farben ab. Das Meer, das eigenartigerweise sanfter zu rollen scheint, reflektiert diese Farben in Verfremdungen, die noch keinem Maler eingefallen sind. Wenn dann noch aus der dezent leise gedrehten Lautsprecheranlage »Ala Moana« rieselt, geraten Sie garantiert in eine Stimmung, die Sie so schnell nicht vergessen werden. Selbst der Anblick einer zwar schönen, aber sehr nüchtern wirkenden Blondine mit idealen Abmessungen kann Ihre Stimmung da nicht mindern: Mià Hall war gekommen, aber ich schwebte noch irgendwo über den Wellen, bis es mir endlich gelang, meine Aufmerksamkeit voll auf sie zu konzentrieren.
Sie eröffnete mir: »Ich finde es richtig, Ihnen einige Dinge zu vermitteln, die ich weiÃ, und die Sie wissen sollten, weil sie mit dem Verschwinden von Mister Blair in Verbindung stehen können, und das sollen Sie doch untersuchen, oder?«
»Kein oder. Ich bin von Mrs. Blair gebeten worden, Licht in die Sache zu bringen.«
Die Kellnerin schleppte ein Tablett voller Mini-Sandwiches an, die sich Mià Hall unter Hinweis auf ihre Diätgewohnheiten ausdrücklich gewünscht hatte. Lauter Brotecken mit verschiedenen Belägen, wie man sie bei uns zu Hause bekommt, wenn einen eine Einladung zu einer englischen Cocktailstunde erwischt, was man in meinen Kreisen möglichst zu vermeiden trachtet. Nicht, weil man etwas gegen Prinz Charles hat, sondern weil chinesische Dim Sum einfach besser schmecken.
»Sie sollten wissen«, begann Mià Hall, »daà Mister Blair im Begriff war, die Sängerin Francis Lee für eine exklusive Zusammenarbeit mit Aloha Records zu gewinnen.«
»Das verriet mir Laureen Blair schon«, machte ich sie aufmerksam.
Sie nickte und fuhr fort: »Was Mrs. Blair vermutlich nicht wuÃte, war der Streit, der sich daran zwischen ihrem Gatten und Mister Imai entzündete. Er gipfelte in gefährlich klingenden Drohungen Mister Imais, er
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