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Schwarze Blüte, sanfter Tod

Schwarze Blüte, sanfter Tod

Titel: Schwarze Blüte, sanfter Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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fliegt. Aber in diesem Falle hätte es Mister Osborn gewußt, denn er fliegt die Pilatus Porter, die uns gehört. Mister Blair hat keine Fluglizenz.«
    Â»Und Mister Osborn ist um diese Zeit nicht geflogen?«
    Sie schüttelte den Kopf. Ich bemerkte, daß sie einen winzigen Augenfehler hatte, eine Kleinigkeit, die einem kaum auffiel.
    Die Achsen der Pupillen von Miß Hall verliefen ungleichmäßig. Wenn sie ernst dreinblickte, wie jetzt, vermeinte man Unsicherheit zu entdecken. Doch das war eben eine Täuschung. Miß Hall war nicht verschlagen, sie war auch nicht froh, und keinesfalls war sie unsicher, als sie sagte: »Ich habe lange geschwiegen, Mister Lim Tok. Es schien mir nicht recht, Dinge an andere weiterzugeben, die nur die Firma etwas angehen. Ich bin in solchen Sachen altmodisch. Aber jetzt ist so viel Zeit vergangen, daß ich denke ... jemand muß helfen, das Verschwinden von Mister Blair endlich aufzuklären. Ich habe mich bisher dagegen gesträubt zu glauben, daß ihm etwas zugestoßen ist. Nur – nach so langer Zeit ...«
    Â»Sie haben Ihre Meinung geändert.«
    Â»Mister Osborn auch.«
    Draußen war aus den flammenden Farben ein blasses Violett geworden, das immer mehr eindunkelte. Manches an der Geschichte, in der ich steckte, begriff ich jetzt, nach der Unterhaltung mit Miß Hall, besser. Auch ich glaubte nicht mehr daran, daß Wes Blair noch lebte. Ich hatte Imai kennengelernt. Und mir hatte er nicht einmal gedroht, bevor er mich über die Kaimauer werfen ließ!
    Â»Ich werde noch einmal mit Mister Osborn sprechen«, sagte ich.
    Sie ließ ihren Blick in das Violett des Abends über dem Meer tauchen und machte mich aufmerksam: »Er hat ein paar Tage Urlaub genommen. Die letzte Produktion war anstrengend. Und Mister Blair nicht verfügbar. Mir hat er hinterlassen, er werde den Urlaub nicht in Honolulu verbringen.«
    Ich erinnerte mich: »Er stammt aus Kauai, ja?«
    Sie bestätigte das.
    Als ich mich beiläufig erkundigte, ob sie in den letzten Tagen etwas von Miß Hana Teoro gehört habe, bewegte sie leicht die Schultern und gab mir zu denken: »Sie pflegte mit Mister Blair persönlich zu kommunizieren.«
    Ich bemerkte ihre Verlegenheit, als sie stockte und kam ihr zuvor: »Mit Mister Osborn auch, nicht wahr? Ich glaube, diese beiden sind wohl privat befreundet, oder?«
    Sie schien erleichtert, daß ich das wußte und sie nicht in die Gefahr kam, als geschwätzig beurteilt zu werden, wenn sie es mir mitteilte. Sie sagte leise: »Die beiden sind befreundet, ja.«
    Â»Verlebt Mister Osborn möglicherweise die paar Tage Urlaub, die er sich gönnt, mit Miß Teoro?«
    Â»Davon weiß ich nichts. Aber es ist möglich.«
    Inzwischen war für mich ziemlich klar, daß Wes Blair mit Miß Hall wohl kein Verhältnis gehabt hatte, und daß im übrigen die Sekretärinnen stets mehr wissen als die Gattinnen, ist ja eine alte Erfahrung, fern von allen Verhältnissen. Wie um das zu bestätigen, teilte Miß Hall mir mit: »Mister Blair und Miß Teoro hatten eine Vertrauensbeziehung, wenn Sie wissen, was ich meine. Ein Vater-Tochter-Verhältnis könnte man sagen. Er hatte sie aufgebaut. Mehr gab es da nicht.«
    Â»Ich verstehe schon. Dann wußte Miß Teoro wohl auch von der Reise Blairs nach Saigon und von seinem Ultimatum an Imai?«
    Plötzlich spröde werdend, gab sie zurück: »Ich war darüber nicht informiert worden.«
    Sie war nicht mehr ganz bei der Sache. Ihr Blick richtete sich auf den Eingang des »Surf Rooms«. Und dann stand unvermittelt ein salopp, aber teuer gekleideter Mann bei uns am Tisch, lächelte höflich, nahm für einen Augenblick seine goldgeränderte Brille ab und küßte Miß Hall sacht auf die Stirn.
    Â»Hallo, Darling!«
    Er deutete eine Verbeugung in meine Richtung an und streckte die Hand aus.
    Miß Hall sagte ohne die geringste Verlegenheit: »Das ist Mister Payne. Mister Lim Tok ...«
    Er hatte einen kräftigen Händedruck. »Freut mich. Ich habe mit Flugzeugen zu tun. Meine Braut erzählte mir schon von Ihnen. Hongkong. Interessantes Pflaster ...«
    Er war offen und freundlich, und als er sich vergewissert hatte, daß wir wohl mit unserer Besprechung am Ende waren, bestellte er Sekt. Ich hatte Gelegenheit, darüber nachzudenken, daß ich es gar nicht für möglich gehalten

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