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Schwarze Blüte, sanfter Tod

Schwarze Blüte, sanfter Tod

Titel: Schwarze Blüte, sanfter Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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werde es nicht hinnehmen, wenn Francis Lee die › Southern Islands ‹ verläßt.«
    Â»Was wollte er denn dagegen tun? Eine Sängerin hat, denke ich, das Recht, mit der Firma Schallplatten zu machen, die ihr die besten Bedingungen bietet, oder?« Sie langte nach einem Mini-Sandwich, das mit Lachs belegt war, trank etwas nach, und dann sagte sie: »Er drohte auszupacken.«
    Diesen Ausdruck hatte ich in ausgeschnittenen Zeitungslettern gelesen, und zwar eigenartigerweise bei meinem inoffiziellen Höflichkeitsbesuch in Hana Teoros Wohnung.
    Â»Was auspacken?«
    Sie kaute, schluckte, dann kam heraus: »Gewisse Einzelheiten aus der Vergangenheit von Miß Lee in Saigon. Er drohte mit einer Pressekampagne, die Mister Blair die Freude an der Sängerin verleiden würde, sollte die tatsächlich zu Aloha Records wechseln.«
    Ich hatte keinen Grund, ihr zu verheimlichen, daß mir Laureen Blair einen Teil dieser Hintergründe erst kürzlich geschildert hatte, abgesehen davon, daß ich den Rest durch den Fund der Dokumente auf Blairs Boot kannte.
    Als ich Miß Hall andeutete, einiges von Laureen erfahren zu haben, erkundigte sie sich gelassen: »Hat Ihnen Mrs. Blair auch sagen können, welche Gegenstrategie ihr Gatte entwickelt hat?«
    Â»Nein«, erwiderte ich wahrheitsgemäß. »Vielleicht Geld geboten? Erpresser wollen ja meist Geld ...«
    Sie schüttelte den Kopf. »Mister Blair tat etwas, womit Imai wohl nicht gerechnet hatte. Er flog nach Saigon, zog dort selbst noch Erkundigungen ein, und nach seiner Rückkehr teilte er Imai mit, wenn er die Lee nicht freiwillig an Aloha Records abträte, würde nun er seinerseits eine Pressekampagne um die frivole Seite ihrer Vergangenheit entfachen, und damit dürfte sie dann für die › Southern Islands ‹ nutzlos sein.«
    Â»Im Schachspiel nennt man so was ein klassisches Patt«, stellte ich fest. »Keiner kann sich mehr bewegen, und der eine lauert nur darauf, daß der andere die Nerven verliert.« Ich war total überrascht. Daß die Sache so liegen könnte, war mir nicht in den Sinn gekommen. Man lernt nie aus.
    Â»Sie haben es erfaßt«, bestätigte die Blondine. »Keiner konnte sozusagen mehr einen Zug machen.«
    Nach einer Weile, in der wir Sandwiches aßen und das aufglühende Meer hinter der Panoramascheibe bewunderten, stellte ich mir und ihr die Frage: »Warum haben die beiden nicht das Einfachste getan, was man in dieser Situation tun kann, sich die Dame geteilt? Sie hätte für beide Firmen arbeiten können, abwechselnd. Das gibt es öfter.«
    Â»Dazu war keiner bereit. Keiner wollte teilen.«
    Â»Statt dessen haben sie einander gedroht?«
    Â»So ist es. Aber das ist nicht alles. Auch Miß Hana Teoro wurde bedroht. Über sie wollte Mister Imai wohl Mister Blair und seine Firma treffen. Er rechnete damit, daß Mister Blair nachgeben würde, wenn seine Topsängerin persönlich in Gefahr geriet.«
    Â»Hat die denn auch so etwas, das man ein ›Vorleben‹ nennen könnte?«
    Â»Weiß ich nicht. Nie etwas gehört. Nur – sie hatte Kenntnis von dem, was Mister Imai über Francis Lee zu verbreiten drohte, wenn sie denn zu Aloha Records ginge. Ich schließe das aus einer Bemerkung, die sie einmal machte. Sie meinte, man solle mit so was keinen Unfug treiben. Die Leute, die das täten, verurteilte sie.«
    Ich wollte von ihr erfahren, ob es nach all den gegenseitigen Drohungen, von denen ich die an Hana Teoro selbst gelesen hatte, ein Treffen der beiden Produzenten gegeben habe. »Vielleicht, um zu einem Vergleich zu kommen?«
    Miß Hall ließ sich Zeit und aß ein weiteres Sandwich, ehe sie endlich antwortete: »Ich glaube, es gab ein solches Treffen. Mister Blair sprach davon, daß Imai endlich zur Vernunft zu kommen schien.«
    Â»Zu wem sprach er davon? Nur zu Ihnen?«
    Â»Ich war ... bin seine persönliche Sekretärin. Ja, er erwähnte das mir gegenüber.«
    Â»Mister Osborn?«
    Â»Mister Osborn wußte von dem Streit. Er kannte auch die Drohungen. Aber von einem möglichen Vergleich, den Mister Blair mir gegenüber andeutete, wußte er wohl nichts.«
    Â»Und wann war das?«
    Â»Einen Tag, bevor Mister Blair verschwand.«
    Â»Er hatte keine Reise geplant?«
    Â»Das hätte ich gewußt. Ich buche die Flüge, wenn er nicht mit der Firmenmaschine

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