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Schwarze Blüte, sanfter Tod

Schwarze Blüte, sanfter Tod

Titel: Schwarze Blüte, sanfter Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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auspacken wollte, wenn Sie beide nicht die Unwissenden spielten, während er Aloha Records kaputtmachte?«
    Nach einer Weile antwortete Osborn: »Sie müssen die Stellung des Mannes bedenken, Mister Lim Tok. Ein Senator. Da ist ein Skandal schnell angerichtet. Er hätte den Mann zur Non-Personality gemacht.«
    Er brauchte mir das nicht zu buchstabieren, ich lebte in derselben Welt wie er, wenngleich ein paar Flugstunden entfernt. Und ich wußte schon auch, wie weit die Bigotterie unter Amerikanern ging, besonders, wenn es sich um Politiker handelte. Die Heuchelei, bestehend aus Moralsprüchen. Ich hatte eine Menge solcher Geschichten miterlebt. Wenn ich nicht damals diesen hochgestellten Herrn in Hongkong bei einer Durchsuchung ausgerechnet in Unterhosen auf der Matte einer Prostituierten entdeckt hätte, rein zufällig und ohne Absicht, vielleicht wäre ich dann heute noch Polizist. Staatsdiener.
    Hana Teoro hatte sich gefaßt. Sie sagte: »Ich hatte nicht damit gerechnet, daß es jemanden geben würde, der mich damit erpreßt. Nach den vielen Jahren. Und meinen Produzenten auch ...«
    In das Schweigen, das danach entstand, bemerkte Kalapano gelassen: »Man täuscht sich in Menschen. Mancher ist ein Tier. Wogegen ein Tier nie vorspiegeln kann, daß es ein Mensch ist.«
    Aus dem Haus kam eine junge Hawaiianerin. Sie trug einen knallroten Mumu, diesen Kaftan, den die ersten Missionare für die Unbekleideten der Inseln erfunden hatten, und der sich später als eines der reizvollsten Kleidungsstücke der Welt erwies. Überall wurde er kopiert, leicht verändert, man machte ihn unter den phantasievollsten Bezeichnungen zur hochmodischen Angelegenheit, die jede Dame von Rang in ihrem Kleiderschrank haben mußte. Im Sommer am Strand auch auf ihrem Körper.
    Die Hawaiianerin schwenkte ein schnurloses Telefon. »Ich suche einen Mister Lim Tok«, krähte sie.
    Als ich das Ding ans Ohr legte, vernahm ich die Stimme des Flughafenpolizisten Kaoli, der mir eröffnete, er werde jetzt eine Verbindung zu Detective Tamasaki in Honolulu schalten, der wünsche mich zu sprechen.
    Sekunden später ertönte der Baß des mürrischen Mannes aus Oahu: »Ich weiß nicht, wen er angehen will, aber es kann sich sehr wohl um Sie oder um Osborn oder um die Sängerin handeln. Er ist in Lihue angekommen. Zimmer im Hale . Haben Sie eine Waffe?«
    Â»Ich bin nicht scharf auf lebenslänglich«, machte ich ihn aufmerksam. »Ich bin ein gesetzestreuer Tourist!«
    Â»Sie sind ein Idiot! Wenn Sie Ärger vermeiden wollen, gehen Sie dem Mann aus dem Weg. Für Osborn und die Sängerin werden wir uns etwas einfallen lassen, das wird Kaoli erledigen. Was Sie angeht, kommen Sie am besten zurück, hierher. Ich möchte, bevor einer Sie durchlöchert, noch hören, was Sie herausgefunden haben. Aloha!«
    Ein ausgesprochen liebenswürdiger Mensch. Selbst wenn er eine lebenswichtige Warnung aussprach, hörte es sich noch so an, als wolle er einen verklagen.
    Kalapano und ich schafften es noch bei Tageslicht bis Lihue, und obwohl Kalapano sich höchst unzufrieden darüber zeigte, daß wir nun keine Chance mehr hatten, etwa zum Waimea Canyon zu fahren, zum Strand von Poipu und zu einem halben Dutzend weiterer Sehenswürdigkeiten, die ein Haole wie ich seiner Meinung nach unbedingt sehen sollte, um seinen Horizont zu erweitern, waren wir beide doch ganz froh, daß es am Flughafen eine Pilatus Porter gab, die wir kurz entschlossen charterten, und die uns in einer Stunde nach Honolulu brachte.
    Leo Tamasaki saß schon in seiner Nische im Trade Winds und grinste eine Kellnerin an, die an den Tisch gelehnt vor ihm stand. Als er mich sah, winkte er, und die Kellnerin zog sich diskret zurück, um ein Bier für mich zu holen.
    Â»Hier bin ich«, bemerkte ich überflüssigerweise, aber das war nur die Einleitung zu meiner direkten Frage: »Beschäftigt sich die Polizei nun endlich von Amts wegen mit Blairs Verschwinden?«
    Tamasaki hatte eine Naturbegabung, direkte Fragen zu überhören. Er wollte wissen, was ich bei Osborn erfahren hätte, bevor er sich äußerte.
    Wir tranken ein Bier, und dabei erzählte ich dem Detektiv, daß ich die Umstände des Verschwindens von Blair um einiges erhellt hatte. Wie ich glaubte.
    Er hörte sich das an, schweigend, kratzte sich das Igelhaar und knurrte etwas Unfreundliches, das wohl

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