Schwarze Blüte, sanfter Tod
nicht mir galt, und dann brummte er: »Also gegenseitige Erpressung wegen eines Stars, den der andere unter Vertrag haben wollte.« Er machte ein Gesicht wie ein Mann, den die Welt bitter enttäuscht hat.
»Stars bringen Geld«, machte ich ihn aufmerksam. »Blair wollte die Lee haben. Imai kannte ihre kleinen Geheimnisse und setzte sie unter Druck, bei seiner Firma zu bleiben. Das funktionierte solange, bis Blair den Spieà umdrehte und Imai mit dem erpreÃte, was er aus Saigon wuÃte. Die Dokumente, mit deren Veröffentlichung er die Lee auch für Imai wertlos machen konnte, produzierten in dieser Geschichte so was wie ein Patt. Keiner konnte mehr einen Zug machen. Da lag Mord sozusagen in der Luft. Die Dokumente aus Saigon versteckte Blair am Anker seines Kabinenkreuzers. Klar, daà Imai sie haben wollte. Und die Lee behalten. Vielleicht die Teoro noch dazu bekommen. Da haben sie den Grund, weshalb Blair sterben muÃte ...«
Tamasaki schluckte Bier und bemerkte beiläufig: »Der geborene Kriminalist. Respekt. Bleibt nur noch die geringfügige Frage, wer Blair denn nun wirklich abgemurkst hat, wenn das alles so ist, wie Sie sagen. Und in wessen Auftrag das geschehen ist.«
Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen, ich vermeinte Neid zu spüren, und deshalb fragte ich den Detektiv: »Liegt das nicht auf der Hand? Muà man da nicht vom Motiv aus Schlüsse ziehen?«
Er blieb ruhig und klärte mich über etwas auf, das ich mir selbst hätte sagen können: »Motiv ist schon gut, groÃer Meister aus Hongkong. Aber ich bin Polizist. Und die Polizei braucht Beweise. Verständlich?«
So leicht wollte ich nicht nachgeben. Ich forderte ihn auf: »Fragen Sie Imai, warum ich in seinem neuen Disco-Etablissement niedergehauen und dann über die Kaimauer geworfen wurde. Mit einem Gewicht an den FüÃen, das Henry Kalapano abschnitt. Wenn er nicht zufällig gesehen hätte, wie die mich ...«
Er unterbrach mich müde lächelnd: »Werter Herr Privatermittler, ich hörte, Sie sind selbst Polizist gewesen, möglicherweise erinnern Sie sich nicht mehr daran, daà man in einem solchen Falle wissen muÃ, wer âºdieâ¹ waren, und daà man das dem Staatsanwalt zu beweisen hat.«
Dagegen lieà sich wenig sagen, und ich erkundigte mich: »Hat denn die Polizei zum Zwecke der Beweisführung den Mann, den ich für den Hauptverdächtigen halte, überhaupt unter Kontrolle?«
»Sie meinen Imai? Nix Kontrolle. Wir leben in einer Demokratie, auch wenn Sie das nicht für möglich halten. Da ist ein Mann unschuldig, solange man ihm nicht das Gegenteil bewiesen hat. Und als Unschuldiger darf er Urlaub machen. Wir wissen lediglich, daà Mister Imai zu diesem Zweck verreist ist.«
»Ach!« machte ich. »Und dieser Mano sitzt drüben in Lihue und lauert, bis er vielleicht Osborn oder die Teoro umlegen kann, oder beide, als lästige Mitwisser!«
Tamasaki vertrug eine Portion Spott, er war als Polizist, wie ich sehr gut wuÃte, in einer belämmerten Lage, obwohl er in mir sozusagen einen halbamtlichen Ermittler hatte, der privat bezahlt wurde, von Laureen Blair, und den fünfzigsten Staat der Vereinigten nichts kostete. Nach einer Weile, in der er einiges Bier trank, machte er mir einen Vorwurf, der mir die Sprache hätte verschlagen können, wäre ich nicht aus Hongkong gewesen, wo es so gut wie nichts mehr gibt, was einem Mann die Sprache verschlagen kann.
»Mister Lim Tok, ich habe bis heute nichts weiter auf dem Tisch als eine VermiÃtenanzeige. Von Ihnen liegt keine Anzeige über Ihr Abenteuer als Taucher im Bootshafen vor. Also gibt es für die Polizei keinen ausreichenden Grund, Ermittlungen gegen Personen einzuleiten, selbst wenn ich meine privaten Vermutungen in dieser Sache habe. Wir haben nicht einmal eine Leiche. Was machen Sie, wenn eines Tages Wesley Blair zu Hause auftaucht und sich bloà ein paar schöne Tage gemacht hat?«
»Ein dummes Gesicht«, antwortete ich, weil es die einzige Antwort war, die darauf paÃte. Aber natürlich war Tamasaki im Recht. Zumal die Polizei in Honolulu â wie überall auf der Welt â angehalten wurde, sparsam zu wirtschaften und kein Geld für nutzlose Untersuchungen zu verschwenden. Am liebsten sollte sie ja bei Verkehrssündern Strafen kassieren, das war die rationellste Beschäftigung für Beamte, die für
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