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Schwarze Blüte, sanfter Tod

Schwarze Blüte, sanfter Tod

Titel: Schwarze Blüte, sanfter Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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Haltetaue durch. Die Jacht schwamm bereits frei.
    Mister Imai, hinter dem ich kauerte, schrie den zwei jungen Männern, die mit einem Strandflitzer vermutlich von seinem Bungalow her gekommen waren, verzweifelt zu, sie sollten aufhören zu schießen.
    Â»Lassen Sie sie doch weiter schießen!« lachte ich ihn aus. »Sie treffen mich ja doch nicht. Zuerst sind Sie dran. So was sorgt für Unterhaltung!«
    Ein paar Besitzer der in der Umgebung festgemachten Boote reckten die Hälse, um zu sehen, was sich da abspielte. Ich winkte Kalapano, und er verstand meine Absicht. Schlüpfte durch die Klappe unter Deck, hinter der die Maschine lag.
    Wenig später merkte ich, wie das Deck leise zu vibrieren begann. Ich nutzte es, daß Imai seinen Leibwächtern erneut zurief, sie sollten nicht mehr auf ihn schießen, und flitzte ins Ruderhaus. Der Motor lief. Die Anzeigen »lebten«, wie die Bootsfahrer zu sagen pflegen. Ich griff mir das Rad. Wir glitten langsam vom Steg weg.
    Ãœbersehen hatten wir, daß ein Mann wie Imai natürlich in seinem Landsitz ebenfalls noch Leute hat, die für seinen Schutz sorgen. Aber es war noch einmal einigermaßen gut abgegangen.
    Â»Kontrolliere, ob die Bastarde uns ein Loch in die Bordwand geschossen haben!« beauftragte ich Kalapano, der aus dem Motorraum kroch, um mir zu melden, daß es da unten aussähe wie in der Vorzeigekabine einer Bootsausstellung.
    Navigation war zwar nicht meine größte Stärke, aber ich schaffte es schon, das Fahrzeug Imais um »Chinaman’s Hat« herum westwärts bis in Küstennähe zu steuern, einen Kurs, den ich dann weiter südwärts fuhr, bis Kalapano kam, um mir zu sagen, es gäbe keine Löcher im Schiff, worauf ich ihm das Steuer überließ und mit dem Wasserschlauch die Pfütze über Bord spülte, die während der Schießerei aus Mister Imais Hose getröpfelt war, und bei der es sich nicht etwa um Blut handelte.
    Â»Banzai!« konnte ich mir nicht verkneifen, ihn aufzuziehen.
    Er reagierte nicht. Auch nicht auf Fragen, die Wes Blair betrafen. Hatte wohl damit zu tun, die Enttäuschung über den Fehlschlag der letzten Chance zu verarbeiten. Innerlich.
    Die Shikoku glitt elegant die Küste entlang südwärts, während es hinter den Palmenreihen über den Stränden am Himmel rot wurde und die Sonne auf diese Weise ihren Abschied signalisierte.
    Die ersten Lampen der Siedlungen an Land flackerten auf. Waiahole. Kaalaea. Dann, nachdem er die Lichter gesetzt hatte, teilte Kalapano mir sachlich mit: »Wir gehen jetzt erst mal auf Ostkurs, damit wir um die Landspitze von Mohapu herumkommen ...«
    Ich hatte den Eindruck, daß es ihm unbändigen Spaß machte, das elegante Fahrzeug zu steuern. Als wir eine ruhige Phase hatten, erkundigte ich mich bei ihm: »Wie tief ist das Wasser an der Kaimauer?«
    Â»Ala Wai?«
    Â»Ja. In Honolulu. Da wo du mich gefunden hast.«
    Er dachte nach. »Fünfzehn Meter? Etwas mehr ...«
    Â»Schaffst du, da zu tauchen?«
    Â»Warum sollte ich es nicht schaffen? Ich habe dich raufgeholt.« Sein Stolz als Hawaiianer stand in Frage, meinte er wohl. »Ich habe außerdem ein Gerät. Und warum bitte sollte ich da tauchen?«
    Â»Weil ich ins Kloster gehe, wenn dort unten nicht schon Wesley Blair liegt!«
    Er starrte mich überrascht an. Dachte einen Augenblick nach. Sagte dann todernst: »Wäre schade, wenn du ins Kloster gehen müßtest. Sogar Kaana meinte, sie könnte sich Wahinen vorstellen, denen es mit dir Spaß macht.«
    Â»Danke!«
    Â»Keine Ursache«, gab er gespielt förmlich zurück. »Heißt das, ich soll da tauchen, nachdem wir angekommen sind?«
    Ich grinste ihn an, so, wie er mich zuweilen angrinste, mit gefletschten Zähnen. Bloß daß meine nicht so schön weiß waren wie seine.
    Â»Genau das heißt es.«
    Â»In der Nacht noch?«
    Â»Ich werde dich bei Kaana entschuldigen«, versprach ich ihm.
    Er lachte unbekümmert und meinte: »Hoffentlich ist meine Lampe nicht entladen, ich habe sie lange nicht benutzt, und die Dinger halten die Spannung nicht gerade ewig.«
    Dann widmete er sich dem Radarschirm, auf dem sich jeder spielende Delphin abzeichnete, so teuer war er. Und so japanisch.
    Ich machte wieder einen Kontrollgang durch den Salon und an der Reling entlang, wo zähneknirschend Mister Imai kauerte.
    Â»Warum?« fragte

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