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Schwarze Blüte, sanfter Tod

Schwarze Blüte, sanfter Tod

Titel: Schwarze Blüte, sanfter Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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Nur – da war eben Henry Kalapano!
    Der Hawaiianer saß, gemütlich grinsend, am Steg. Die Gangplanke hatte er zu sich gezogen, und als Imai auf die Reling zu stürmte, um sich an Land zu retten, wurde er von Kalapano ganz sachlich gewarnt: »Vorsicht, Mister, ohne Training ist der Sprung nicht zu schaffen!«
    Dabei schwang er eine Latte, die er irgendwo aufgelesen hatte, und das sollte heißen: Selbst wenn du den Sprung schaffen solltest, da bin dann noch ich!
    Langsam hinkte ich zu Imai, und ich verfuhr nach der altbewährten Methode, drückte ihm die Mündung meiner Pistole ins Genick, worauf er überraschend folgsam die Hände noch höher nahm.
    Kalapano legte die Planke wieder zurecht und kam auf das Boot geschlendert.
    Ich beauftragte ihn: »Geh nach unten, hol noch ein paar Armbänder!«
    Während er weg war, teilte ich Imai, ohne den Spott ganz aus meiner Stimme heraushalten zu können, mit: «Die beiden da unten haben bereits zugegeben, daß sie mich über die Kaimauer schmissen. Auch wer den Auftrag gab ...«
    Er hatte sich offenbar entschlossen, eisern zu schweigen. Auch gut. Ein Fall für Leo Tamasaki. Aber ich fragte Imai doch noch nach Wesley Blair, denn schließlich war ich es, den Laureen mit den Nachforschungen beauftragt hatte, nicht der igelköpfige Detektiv aus Honolulu. Der machte nur Dienst nach Vorschrift.
    Â»Sie haben ihn beseitigt, ja? Oder beseitigen lassen. Unangenehmer Konkurrent, der er war. Und damit haben Sie sich selbst zum Konkurrenten gemacht, nämlich für den Mann, der Blairs Unternehmen jetzt führt, und der es gar zu gern ganz an sich gebracht hätte. Ohne Konkurrrenz weit und breit zu haben ...«
    Â»Sie ... hätte es ihm nie überlassen!«
    Ich horchte auf. »Aber Mister Imai«, rügte ich ihn, die Pistolenmündung weiter in seinem Genick, »sind Sie wirklich so wenig Geschäftsmann und Spekulant? Osborn braucht das Unternehmen bloß in die roten Zahlen zu wirtschaften, dann verkauft es Laureen Blair liebend gern und setzt sich mit dem Ertrag zur Ruhe. Sie würde es durchaus an Osborn verkaufen, wie ich sie kenne. Wollen Sie mir weismachen, bloß in Hongkong weiß man, wie so etwas gefingert wird?«
    Â»Ich will Ihnen gar nichts weismachen!« fauchte er. »Freuen Sie sich nicht zu früh!«
    Da ich das meist zu vermeiden trachte, ließ ich mich nicht auf weitere Erörterungen darüber ein, wer sich worüber freuen sollte.
    Â»Mach ihn an der Reling fest«, forderte ich Kalapano auf, der inzwischen die Rauchpatronen gelöscht hatte und mit einem Paar Handfesseln erschien.
    Â»Wir wollen, daß er genug frische Luft bekommt, bevor sie ihm täglich für eine Stunde zugeteilt wird ...«
    Mister Imai, kniend an der Reling seines Luxuskreuzers, bot ein Bild, das ich so schnell nicht vergessen würde.
    Als mich sein wütender Blick traf, besänftigte ich ihn: »Seien Sie froh, daß Sie mir in die Hände gefallen sind, und nicht Mano!« Es war ein neuer Trick aus meiner Kiste, um ihm Aussagen abzulocken, aber er, der sonst so schlau war, merkte das nicht. Er knurrte: »Was wissen Sie schon von Mano!«
    Ich gab mir Mühe, trotz meiner Schadenfreude freundlich zu lächeln. »Daß er Ihnen an den Kragen sollte. Im Auftrag von Mister Osborn. Warum machen Sie da so ein eigenartiges Gesicht? Staunen Sie darüber?«
    Er knirschte mit den Zähnen. Mir war immer noch nicht klar, wieso sie beide auf denselben Killer gekommen waren, zumal der Mann von auswärts kam. Aber ich sagte mir nüchtern, daß mich das nicht unbedingt zu interessieren hatte, weil es zur Aufklärung des Verschwindens von Wesley Blair ohnehin nichts mehr beitragen würde. Es war Polizeiarbeit. Tamasaki sollte sich gefälligst damit herumschlagen.
    Entweder war zu der Zeit, als Imai den Filipino anheuerte, Osborn auf den Mann aufmerksam geworden und hatte sich später, als er selbst einen Exekutor brauchte, an ihn erinnert, oder er hatte denselben Tipper benutzt wie Imai vor ihm.
    Abmachungen mit Killern wurden meist nach Vermittlung durch einen Tipper getroffen. Solche Tipper hatten wir in Hongkong. Einige kannte ich. Hier kannte ich keinen. Jedenfalls stellten diese Leute die Verbindung her zu jemandem, der wahlweise schwere Körperverletzung ausführte oder Tötung, je nach Auftrag, mit dem Messer, dem Seil, der Kugel, mit Gift – ganz wie

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