Schwarze Blüte, sanfter Tod
ich ihn.
Er lieà sich Zeit. Bis er dann knurrte: »Sie verstehen nichts. Gar nichts.«
»Ich bestätige Ihnen gern«, sagte ich höflich, »daà ich nicht verstehe, warum man wegen einer Sängerin einen Mann umbringt und in den Bootshafen versenkt.«
Sein Blick sagte mir, daà Ala Wai der richtige Platz war, um nach Wesley Blair zu suchen.
Es erwies sich, daà Kalapanos Unterwasserlampe doch noch voll einsetzbar war.
Wir hatten eine Stunde vor Sonnenaufgang wieder in Ala Wai angelegt. Zum Glück war der Liegeplatz unmittelbar neben Kalapanos Boot freigeworden, und so gab es nur wenig Umstände.
Die aus dem Schlaf geschreckte Kaana kramte aus der Eisbox ein paar Reste eines Banketts hervor, das sie für eine Gruppe von Veteranen ausgerichtet hatte, die das Kriegsmuseum in Fort de Russy besuchten. Wir aÃen Lachssandwiches und die verschiedensten Wurstbrote, dann machte Kalapano das Schlauchboot klar, legte seinen Taucheranzug an, lieà sich von mir die Gemischflasche auf den Rücken schnallen, und wir fuhren los, in Richtung auf die Stelle, an der Kalapano mich damals gerettet hatte.
»Ich habe es so im Gefühl, daà sie mich genau da loswerden wollten, wo sie zuvor schon einen anderen versenkt hatten, den niemand fand«, vertraute ich dem Hawaiianer an. »Ganoven sind in vieler Hinsicht Gewohnheitstiere, man könnte auch sagen, im Grunde denken sie konservativ. Ohne zu wissen, was das ist.«
Er sah überwältigend professionell aus in dem schwarzen Gummianzug, mit der hochgeschobenen Schutzbrille, dem Tauchgerät und den Schwimmflossen, und er sagte trocken: »Erstaunlich, daà du glaubst, die denken überhaupt!«
Er hakte eine dünne Leine an seinen Gürtel, gab mir das andere Ende in die Hand, und dann lieà er sich seitwärts ins nicht so ganz taufrische Wasser fallen, einen Steinwurf von der Kaimauer entfernt. Einen Menschenwurf?
Ich hielt die Leine, und hin und wieder warf ich einen Blick hinüber zur Shikoku , wo man im Schein einer Decklaterne nur sehr vage erkennen konnte, daà ein Mann an der Reling kniete.
Bis dann der Tag anbrach, mit der unangenehmen Plötzlichkeit, an die ich zwar gewöhnt war, die ich aber noch immer nicht liebte, und die ich deshalb in Hongkong meist in der Kajüte meiner Dschunke verschlief.
Diesmal, hier auf Oahu, sah ich alles zugleich. Die rote Sonne, den dünnen Dunstschleier über dem Wasser, die Shikoku , Kalapanos Boot, auf dem es noch immer ruhig war, und zuletzt Kalapano selbst, der plötzlich neben dem Schlauchboot auftauchte, den Luftschlauch ausspuckte, einen Fluch hinterherschickte und dann sagte: »Hast recht gehabt. Gib mir das Seil ...«
Er tauchte mit dem Seil wieder ab. Ich hatte zuvor ans Ende eine Schlinge geknüpft, und als es nach einer mir ziemlich lange erscheinenden Zeit in meiner Hand leicht ruckte, zog ich verabredungsgemäà an.
Zuerst tauchte Kalapano auf. Dann zog ich einen in Plastikfolie gewickelten Körper, der mit zwei abgesägten Eisenschienen beschwert war, in das Schlauchboot.
Kalapano, als er mich mit einem Messer hantieren sah, warnte: »Schneid die Hülle nicht auf, du weiÃt nicht, wie der aussieht!«
Also löste ich nur das Seil. Wir fuhren zur Shikoku zurück, hievten den Fund an Bord und legten ihn so auf das Deck, daà Mister Imai ihn direkt im Blickfeld hatte.
»Na ...?« versuchte ich ihn zu provozieren. Er schwieg.
Während Kaana an Bord erschien und als erstes ihrem Freund half, die Taucherkombi abzustreifen, überlegte ich, ob jetzt der Zeitpunkt gekommen war, Detective Tamasaki zu benachrichtigen, der so sehr auf eine Leiche in diesem Falle gewartet hatte. Es war früher Morgen, und Tamasaki würde vermutlich noch schlafen, wenn er nicht irgendwo einen Einsatz hatte.
Ich enschied mich dafür, ihn zu benachrichtigen, weil ich hoffte, er würde fluchen, so daà er aufstehen müsse.
Ich war schon auf dem Steg, auf dem Wege zu einer dieser Telefonhauben an Land, als der Polizeiwagen, zum Glück für die übrigen noch schlafenden Anlieger ohne Sirene, angefahren kam.
Leo Tamasaki, lebendig, wie ich ihn nie um diese Tageszeit vermutet hätte, sprang heraus, musterte mich mit einem miÃtrauischen Blick und polterte los: »Was gibts da? Ich höre, Sie haben einen unbescholtenen Herrn auf âºChinamanâs Hatâ¹ gekidnapt und sich mit seinen Begleitern ein
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