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Schwarze Blüte, sanfter Tod

Schwarze Blüte, sanfter Tod

Titel: Schwarze Blüte, sanfter Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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gewünscht. Nur, daß sie selbst eben nicht in Erscheinung traten, und daß der Tipper manchmal gar nicht wußte, wie der Mann aussah, an den er den Auftrag vermittelte.
    In manchen Belangen ist die Unterwelt organisiert wie ein Kaufhaus. Oder wie ein gut geölter Konzern. Da kommt es dann schon zuweilen vor, daß sich zwei Leute unabhängig voneinander aus demselben Regal oder demselben Bankkonto bedienen. Nein, mit solchen »statistischen Ergänzungen« zu einer Tat, wie mein Freund Bobby Hsiang in der Hongkonger Abteilung für Kapitalverbrechen sie nannte und wie man sie mir leider immer abgefordert hatte, als ich in Hongkong noch mit Bobby zusammen Ganoven jagte, sollte sich mal die Polizei beschäftigen!
    Wie hatte Leo Tamasaki gesagt? Jeder wird danach fragen, wo denn die Leiche von Mister Blair ist!
    Ich hatte ihn schon verstanden. Ihm wäre es ganz recht, wenn ich die ausfindig machen könnte, sozusagen für ihn, in von Laureen Blair bezahlter Lohnarbeit, so daß er selbst keine Energie darauf verschwenden mußte. Lehre mich einer die Polizei kennen!
    Aber – obwohl ich so gar nicht der Mann bin, der den Staatsdienern in Uniform gern Arbeit abnimmt: die Leiche zu finden, lag in meinem persönlichen Interesse. Das war ich wohl Laureen schuldig. Die Leiche und den Mörder, das sollte sie von mir erwarten können. Was den Mörder betraf, den hatte ich, das schien sicher. Aber wo hatten sie Wes Blair denn nun wirklich hingeschafft, nachdem ...?
    Wer mich näher kennt, der weiß, daß mir manchmal ganz plötzlich eine Idee kommt, die eine höchst komplizierte Frage überraschend beantwortet. Meine Freundin Pipi hält das für »intellektuelle Hochsprünge«, ein Anspruch, den ich selbst nie erheben würde, nicht einmal kommentieren, höflicherweise, denn ich bin ein bescheidener Mensch. Nur – ganz unrecht hat sie damit nicht, und ich gebe gern zu, daß ich eben zu solchen »Hochsprüngen« bei weitem nicht jeden Tag in der Lage bin. Aber wahrscheinlich gehören solche Schwankungen zu einem Genie! Staunen Sie nicht, ich lächle gern mal über mich selbst!
    Heute allerdings fühlte ich mich topfit, wie der sprachgewandte Mensch so was ausdrückt. Und ich war absolut sicher, daß ich den Faden, der zu Wes Blair führte, in der Hand hielt, eine Weile schon, ohne das zu ahnen.
    Ich stieg in den Salon hinunter, denn mir war ein Trick eingefallen, der vielleicht bei Bellows zog, und der den Endpunkt setzen konnte.
    Bellows, der den Wagen fuhr, mit dem man mich zum Kai gebracht hatte, hing müde an den Handfesseln. Sein Gesicht war bleich, die Augen, aus denen sein Blick auf mich fiel, waren trübe.
    Â»Stündchen schlafen?«
    Er sah mich mürrisch an. Ein Kerl, der vermutlich in der Lage gewesen wäre, mich mit den Fäusten zu erschlagen, ohne weit auszuholen. Ein Glück, daß er an dem Leitungsrohr festhing!
    Ich ärgerte mich ein bißchen, daß mir nicht früher eingefallen war, ihn auf diese Weise zu provozieren, und deshalb wohl riß ich nun das Packband etwas rauh von seinem Mund, wobei er aufjaulte. Ich ließ es ziemlich rauh klingen, als ich sagte: »Wirst lange schlafen können, Bellows, und tief. Im tiefen Wasser. Da wo heute noch Blair schläft, den du mit Brandon zusammen über die Kaimauer befördert hast. Wie mich auch. Bloß daß Blair schon tot war.«
    Ich merkte sofort, daß ich getroffen hatte. Er öffnete mehrmals den Mund, wie um etwas zu sagen, aber er brachte keinen Ton heraus.
    Sah mich auch nicht mehr an. Starrte nur vor sich hin.
    Warum war ich nur nicht auf den Gedanken gekommen, daß die Kerle sich die Sache mit Wes Blair so einfach gemacht haben könnten, wie sie das später bei mir praktizierten? Nachdem ihnen ihr Chef gesagt hatte, sie sollten den Mann wegschaffen, so daß er für immer verschwunden blieb.
    Fatal für sie, daß es beim zweiten Mal den aufmerksamen Kalapano gegeben hatte, aber gut für mich!
    Ich kam nicht mehr dazu, mit Kalapano darüber zu sprechen, denn unvermittelt rief der von Deck her: »Achtung! Sie kommen!«
    Wer kam? Ich flitzte an Deck. Behielt gerade noch Zeit, mich hinter dem an die Reling geketteten Mister Imai zu ducken, als auch schon der erste Schuß fiel.
    Es blieb nicht der einzige.
    Kalapano hatte die Laufplanke ins Wasser gestoßen und hackte mit einem irgendwo abgehängten Beil die

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