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Schwarze Blüte, sanfter Tod

Schwarze Blüte, sanfter Tod

Titel: Schwarze Blüte, sanfter Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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können wir jetzt die Hamburger essen, die in dem Karton sind, oder willst du sie an die Fische verfüttern?«
    Â»Hamburger?« entrüstete er sich. »Ich denke nicht daran! Die armen Tiere könnten Diarrhoe bekommen, und ich bin da widerstandsfähiger!«
    Er öffnete fröhlich die Styroporbehälter mit dem Mittagessen für die beiden Ganoven. Bevor wir uns niederließen, klebte ich den beiden Kerlen mit Packband den Mund zu, den sie vorerst sowieso nicht brauchten. Wir würden Mister Imai bei seiner Ankunft am Abend einen Empfang bereiten, auf den er nicht gefaßt war.
    Um es gleich zu sagen, wir hatten uns verrechnet.
    Es wurde Abend und Nacht, und wir warteten. Umsonst. Dann, als eine unglaubliche Ruhe um uns herum einzog, lösten wir uns bei der Beobachtung des Steges ab, so daß immer einer von uns wenigstens stundenweise schlafen konnte. Das ging bis in den Morgen hinein so. Imai kam nicht.
    Im Laufe des Vormittags wurde uns klar, daß wir uns etwas Neues einfallen lassen mußten, wenn wir weiterkommen wollten.
    Es war Henry Kalapano, der im Ruderhaus der Shikoku die Rauchpatronen fand. Und er brachte mich auf eine brauchbare Idee, weil mir plötzlich einfiel, daß Mister Imai ihn ja schließlich nicht kannte.
    So machte sich Henry Kalapano schließlich mit einem im Hilo Blitz geliehenen Fahrrad auf zu Mister Imais Bungalow, und ich befestigte zwei Rauchpatronen am Heck des Bootes unter der Entlüftungsklappe des Motors.
    Dann wartete ich, bis ich durch das erstklassige Fernglas aus dem Besitz Mister Imais in einiger Entfernung den Strandbuggy Imais sah, der eilig heranrollte. Weit dahinter Kalapano auf dem Fahrrad.
    Ich zog die Zünder der Rauchpatronen, und sogleich stieg grauweißer, gefährlich aussehender Qualm aus den Lüftungsschlitzen des Motors und verbreitete in der stillen Luft eine mächtige Wolke über dem Heck des Bootes.
    Man mußte glauben, hier sei ein Brand entstanden.
    Ich versteckte mich im Aufgang und lauerte, die Pistole in der Hand.
    Kalapano kam vermutlich viel später als Imai an, weil er mit dem Fahrrad langsamer war. Wir hatten ausgemacht, daß er sich bei Imai als neuer Boy des Hilo Blitz vorstellen sollte und ihm mitteilen, auf seinem Boot sei offenbar ein Feuer ausgebrochen, es mache den Anschein, als sei niemand an Bord. Das sollte genügen, Imai aus seiner Burg auf die » Shikoku « zu locken.
    Es funktionierte, aber nur beinahe.
    Imai stürmte über die Planke an Bord, rannte zum Heck, konnte aber hier nicht herausfinden, was den Qualm hervorbrachte, also rief er: »Bellows! Brandon!«
    Dann rannte er, laut fluchend, weil die beiden sich nicht meldeten, zum Aufgang und stand plötzlich sprachlos vor mir, in die Mündung meiner Pistole blickend.
    Trotzdem mußte er sekundenschnell begriffen haben, daß ich so leicht nicht schießen würde, denn er sprang mich sofort an und wedelte mit der rechten Hand meine Waffe beiseite.
    Meine Verblüffung nutzend, versetzte er mir einen Tritt ans Schienbein, unter dem ich mich krümmte. Ein Schlag auf den Kopf folgte. Das ging alles so schnell, daß ich überrascht wurde, denn ich hatte diesem unscheinbaren Musikproduzenten nicht den Schwung eines Kamikaze-Kämpfers zugetraut, mit dem er angriff, unter Nutzung übrigens von einigen Tricks, die man gemeinhin nur bei den legendären Mönchen von Shaolin zu finden glaubt oder bei jenen Brutalos, die sie in Japan Ninjas nennen.
    Es gelang mir gerade noch zu verhindern, daß er meine Pistole bekam. Aber er stürmte an mir vorbei, und erst als er im Salon die beiden angeketteten Wächter mit den verklebten Mündern sah, begriff er wohl, daß er hier nicht mehr viel würde bestellen können, trotz Karate.
    So schnell wie er in den Salon hinuntergeschossen war, sprang er wieder den Aufgang hoch, während ich gerade versuchte, fest auf den Beinen zu stehen. Er lief auf die Planke zu, die zum Steg gelegt war. Ich konnte für einen Augenblick den Schmerz in meinem Schienbein verbeißen und rief hinter ihm her: »Stehenbleiben!«
    Eigentlich wunderte ich mich, daß er, mir den Rücken zuwendend, die Arme artig hob, offenbar aufgab.
    Ich hatte zwar inzwischen die Pistole auf seinen Hinterkopf gerichtet, aber da ich nicht der Mann bin, der andere Leute von hinten anschießt, hätte er es schaffen können zu verschwinden, mit seinem Buggy, der ja an Land wartete.

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