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Schwarze Blüte, sanfter Tod

Schwarze Blüte, sanfter Tod

Titel: Schwarze Blüte, sanfter Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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zu haben.
    So verdarb die fortschreitende Zivilisierung das Genußleben anspruchsloser Menschen!
    Â»Mir ist aufgefallen, daß der Aufzug in Ihrem Gebäude nicht funktioniert«, bemerkte ich beiläufig, nachdem ich ihr für den Drink gedankt hatte.
    Sie sagte, sie habe schon eine Menge unternommen, um das zu ändern, es sei schwer, innerhalb einer Stunde einen Monteur zu bekommen.
    Â»Ein Glück, daß Toby nicht die Treppen steigen muß«, machte ich sie aufmerksam, »er würde seinen Zorn nicht bremsen!«
    Vermutlich weil ich das vertrauliche Toby statt des amtlichen Tobias benutzte, erfuhr ich, daß der Clubmanager mit einem dollarschweren amerikanischen Flüssigseifenfabrikanten die Philippinen besuchte. Per Boot. Der Mann war ein Segelfreak, und außerdem wollte er den Verkauf seiner Flüssigseife in den philippinischen Dörfern ankurbeln, wo die Leute sich teure Seifenstücke nicht leisten können.
    Â»Sie reinigen sich dort die Haut noch mit Flußsand, können Sie sich das vorstellen?«
    Dabei sah die Blondine mich so intensiv an, als erwarte sie, daß ich wenigstens den Versuch unternahm, die etwas rückständige Säuberungsmethode an ihr sogleich auszuprobieren.
    Ich nahm davon Abstand, wie Sie vielleicht verstehen werden, denn es vereinbart sich nicht mit dem Image eines Gentleman, Blondinen zu Unzeiten mit Sand abzureiben. Aber meine Antenne nahm auf, daß die Dame einem Plausch mit mir nicht abgeneigt war, was wiederum zwei Schlüsse zuließ, nämlich daß sie mich zumindest als Schwatzpartner ertragen wollte, freiwillig, und daß sie nicht eben unter Überbeschäftigung litt.
    So ließ ich mich in den angebotenen Sessel nieder und plauderte eine Weile über meinen Beruf mit ihr, über den sie einiges wissen wollte, aber ich versicherte ihr vorsichtshalber, daß mein Besuch bei Toby Chester mit meinem Beruf überhaupt nichts zu tun hätte, es handle sich lediglich um Auffrischung einer alten Freundschaft.
    Das veranlaßte sie, mir einen Whisky anzubieten, auf den ich so höflich wie möglich verzichtete. Dafür beglückte ich sie mit der Eröffnung, daß ich ja ein Freund des natürlichen Lebens sei, beispielsweise wohne ich auf dem Wasser, auf einer Dschunke vor Aberdeen. Da konnte ich bemerken, daß ihre Augen zu funkeln begannen. Wenn ich ihr jetzt noch berichtet hätte, daß meine alte Freundschaft zu Toby Chester damals begründet worden war, als er mir den Kauf der Dschunke vermittelte, günstig noch dazu, wäre sie mir vermutlich um den Hals gefallen, aber das wollte ich nicht unbedingt provozieren.
    Wissen Sie, immer wenn ich rasanten Damen begegne, regt sich einerseits in mir der Bewunderer weiblicher Schönheit, andererseits aber bohrt in mir der Gedanke an meine Freundin Pipi, die ihren Job im Excelsior versieht und dabei ziemlich oft auf die Uhr guckt, ob sie nicht bald abflattern kann, auf eben diese Dschunke in Aberdeen, zu mir.
    Sie werden verstehen, daß im Lichte solcher Überlegungen allzu abenteuerliche Eskapaden bei mir ausscheiden. Nicht grundsätzlich, aber immerhin ... Was ich überhaupt nicht bedaure. Um das noch besser zu verstehen, müßten Sie Pipi näher kennen. Und das wiederum würde ich, sofern es sich um männliche Leser handelt, ja lieber verhindern als befördern – nun eben, Sie vermuten richtig!
    Â»Wann wird Toby denn wieder in Hongkong sein?« kam ich zur Sache zurück.
    Sie blinkte mit den Lidern, dann meinte sie: »Er ist jetzt eine Woche fort. Vielleicht schon morgen. Oder übermorgen ...«
    Â»Das wäre günstig«, lenkte ich ein. Ich gab mir Mühe, es keinesfalls mürrisch klingen zu lassen. Obwohl, da würde ich warten müssen, bis ich von Toby eventuell etwas über den Clubchef in Macao erfuhr, was mir vielleicht auf die Sprünge half bei dieser Choi-Sache. Aber – was waren schon zwei Tage!
    Â»Er war schon länger fort«, verriet mir die Blondine, wohl um mich wenigstens eine Kleinigkeit zu erheitern. Sie zapfte noch einmal etwas von der farbigen Flüssigkeit in mein Glas, vielleicht weil ich mich nicht so schnell verabschieden sollte. Dachte ich jedenfalls. Wenn es um meine Wirkung auf Damen geht, kenne ich keine Bescheidenheit!
    Während ich so beobachtete, wie sie beim Gehen ihren bemerkenswerten Hintern schwingen ließ, fiel mein Blick auf eine Vitrine neben dem

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