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Schwarze Blumen auf Barnard Drei

Schwarze Blumen auf Barnard Drei

Titel: Schwarze Blumen auf Barnard Drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Leman
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Fenster der Westseite bis in das Haus. Man war noch immer nervös, ohne sich recht des Grundes zu erinnern. Die Lichter in den Labors brannten abends länger, manche bis in die Nacht hinein. Der Chef trank während seiner monologischen Rapporte mehr Mineralwasser denn je, um unsichtbaren Wirbeln und Unruhen zu begegnen. Man besuchte sich häufiger in den miteinander konkurrierenden Labors.
      Dr. Prouza erblickte den Krauskopf des Afrikaners inmitten weißer Kittel, über die von irgendwoher kommendes Grün und rhythmisch rote Reflexe hinwegliefen. Prouza zwängte sich zwischen Boxen und Pulten hindurch und stolperte über einen Servicemann inmitten von Schlauchgeschlinge, das aus einer der Boxen quoll wie Innereien aus dem geöffneten Leib eines Tieres. Er stieg vorsichtig darüber hinweg, um zu dem Schwarzen zu gelangen.
      Wie immer in M’Babwas Labor waren es fast nur Mädchen, die in den Kitteln steckten, vier oder fünf von ihnen lasen endlose, über mehrere Monitore dahinflitzende grüne Buchstabenketten ab, und ein sechstes tippte die Ansagen mit unglaublicher Fingerfertigkeit in wenigstens drei verschiedene Manuale ein. Prouza, die Mädchen der Reihe nach musternd, sah lauter aparte Gesichter, Konzentration und Spuren von Müdigkeit. Weiter hinten begann der Gesang einer Zentrifuge um einige Hundert Hertz höherzuklimmen bis zu durchdringenden Frequenzen, die ihm in die Zahnwurzeln krochen.
      Prouza leckte sich die Lippen und sagte: »Hallo«, um sich dem Schwarzen bemerkbar zu machen. »Ich sehe, du sonnst dich in Erfolgen. Wie gewöhnlich.«
      Der Krauskopf nickte, ohne den Blick von den laufenden Displays wegzunehmen. Dann legte er eine Hand auf die Schulter eines Mädchens mit hellem, im Nacken zusammengenommenem Haar; es war eine rasche, langfingrige, schmiegsame Hand, die von der Mädchenschulter freundlich angenommen zu werden schien. »Schalte um«, forderte er das Mädchen auf. »Nein. Die nicht. Die Sechshundertzwölf, bitte.«
      Die Zahlenkette verwandelte sich in ein Computerbild, das verknäulte Schlingen darstellte, die typischen Formen eines Globulins, in dessen Innerem zwei rote Punkte blinkten wie Warnleuchten. Von irgendwoher tauchten zwei andere Mädchen mit Cleanhauben auf den Köpfen auf, übergaben dem Schwarzen wortlos einige Büschel von Foliebändern, die mit Computerchiffren bedruckt waren, und verschwanden wieder so unauffällig, wie sie gekommen waren.
      »Die Sechshundertzwölf ist erstklassig, aber sie hat zwei verbotene Winkel im Gammastrang«, sagte der Schwarze zu Prouza, während er in die Foliebänder blickte, und dann sagte er zu dem Mädchen: »Jetzt die Sechshundertvier.« Es entstand ein ähnliches Bild. Ein Bärtiger drängte sich in die Gruppe. »Ja?« fragte ihn Dr. M’Babwa nebenher und wies auf das erneut aufleuchtende Rot in den Schwachstellen des Molekülmodells.
      »Die Analytiker sind da«, sagte der Bärtige.
      »Ich komme in zehn Minuten.«
      »Aber…«, sagte der Bärtige vorsichtig. »Sie sollten…«
      »Hier sind es gleich drei verbotene Winkel.« Prouza sah das Gelb im Augenweiß des Afrikaners, als der sich dem Bärtigen zuwandte. »… in zehn Minuten. Bitte!« M’Babwa gab die Schulter des Mädchens frei, und das Mädchen fuhr fort, Buchstabenketten anzusagen.
      »Keine Erfolge, Joseph«, sagte M’Babwa, »wie du siehst.« Aber er grinste dabei in aller Breite und ließ ein großartiges Gebiß blitzen, während sein Blick wie eine zärtliche Hand über die Mädchenköpfe hinwegstrich. »Du bringst die Proben, die Tausendvierzehnerchargen?« Prouza sagte: »Nein.«
      »Noch nicht? Wieso? Ich denke, du bist ein solcher Experte?«
      Der Bärtige stand noch da. »Ja?« Der Afrikaner wandte sich erneut an den Mann und nahm ein Papier, das dieser ihm reichte. Er las das Papier und sagte gleichzeitig. »Du läßt mich hängen, Joseph, he?« Und dann ziemlich scharf zu dem Mann mit Bart, während er ihm das Papier

    zurückgab: »Aber ich brauche diese Informationen. Lassen Sie sich endlich etwas einfallen, wie Sie die bekommen, und zwar schnell!«

      Plötzlich brüllte eine Maschinenstimme aus einigen Lautsprechern, die auch aus den Durchgängen zu benachbarten Bäumen hereinschallte, und verlangte in stereotyper Wiederholung, Dr. M’Babwa-King solle sich in der Analytiksektion einfinden. Jemand rannte zwischen den Boxen zu einem Schalter, daraufhin wurde die Stimme etwas leiser.
      »Die

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