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Schwarze Blumen: Thriller (German Edition)

Schwarze Blumen: Thriller (German Edition)

Titel: Schwarze Blumen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Mosby
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war.
    Inzwischen war die Sonne allenfalls noch schemenhaft zu erkennen: ein schwaches Glühen, das blassrosa Tupfer an die Unterseite der Wolken malte. Darüber war der Himmel bereits blauschwarz; die bedeutungslosen Konstellationen, die ihn sprenkelten, waren im gelben Schimmer der Autobahnbeleuchtung kaum zu sehen. Es herrschte dichter Berufsverkehr, schleppend, aber wenigstens kein Stillstand. Hannah hatte bis dahin die Überholspur nicht verlassen und ein zügiges Tempo vorgelegt. Sie stellte sich die Autobahn von oben vor: eine von weißen und orangefarbenen Lichtern markierte Ader, durch die der Verkehr zäh dahinfloss und nur sie an einer Seite zügig vorankam.
    Sie war gezwungen, schnell zu fahren, denn hätte sie angehalten und auch nur einen Moment darüber nachgedacht, was sie da gerade machte, wäre sie umgekehrt. So aber tat sie ihr Bestes, die Panik, die sich immer mehr in ihrer Brust breitmachte, zu ignorieren, doch natürlich spürte sie diese alte vertraute Angst, die jetzt, da sie wusste, wohin sie möglicherweise fuhr, nicht mehr diffus, sondern sehr konkret war.
    Was tust du da? Was tust du da?
    Diese Stimme flatterte wie ein Vogel in ihrem Kopf herum. Mit der zunehmenden Panik beschleunigte sich ihr Herzschlag. Sie blinkte, überquerte mehrere Spuren und flog beinahe in die Ausfahrt nach Ellis.
    Was tust du da?
    Das genaue Gegenteil von dem, was sie sollte. Dawson hatte am Handy wirres Zeug geredet, doch sie hatte genug verstanden. Zwar hatte er unabhängig von ihr seine Recherchen angestellt, doch egal, wie er vorgegangen war, trafen sie sich jetzt an ein und demselben Ort.
    Auf einem Gehöft.
    Dort wollte sie nun hin – genau an den Ort, den ihr Vater unter solchen Opfern über Jahre vor ihr verborgen hatte; der Inbegriff eines Ortes, an dem sie nicht beschützt war. Der Hof, der seiner Geschichte zugrunde lag, der Geschichte vom kleinen Mädchen, das gerettet worden war und das von da an fröhlich und unbeschwert in einem Garten spielen konnte, in dem die Blumen Farben hatten. Er hatte alles darangesetzt, dass sie die Schrecken dieses Ortes vergessen konnte, und doch war sie jetzt dorthin unterwegs.
    Sie versuchte sich klarzumachen, dass Christopher Dawson unmöglich den Hof aufgestöbert haben konnte, auf dem sie ihre frühe Kindheit verbracht hatte. Das ergab keinen Sinn. Der Webb-Akte zufolge hatte Colin Price zusammen mit Kollegen fieberhaft danach gesucht, ohne einen Ansatzpunkt für ihre Ermittlungen zu finden. Und so schien es absurd, dass Dawson irgendwie über ihre ursprüngliche Familie gestolpert sein sollte oder dass alle etwas übersehen hätten, das eigentlich ins Auge sprang.
    Andererseits wurde oft etwas übersehen, das eigentlich ins Auge sprang.
    Und das heißt, du solltest die Finger davon lassen.
    Doch so übel sie auch die Panik gepackt hatte, war da noch etwas anderes, und sie brauchte einen Moment, um sich darüber klarzuwerden, was. Es überraschte sie, doch es war nicht zu leugnen: ein eigentümliches Hochgefühl, als sie die ersten Häuser von Ellis erreichte. DS Hannah Price. Tochter von DS Colin Price. Sicher, das war eine Lüge gewesen: ein Schutzschirm für ein verängstigtes kleines Kind, um sie vor einer grausamen Welt zu bewahren. Doch dieser Schutzschirm war jetzt weg, und dennoch war sie hier: auf direktem Weg zu jenem Ort, der ihr am meisten Angst einflößte – der Quelle jener schleichenden Furcht. Vielleicht – nur vielleicht – hatte ihr Vater ihr mehr mit auf den Weg gegeben als Lügen und Illusionen. Vielleicht verdankte sie ihm auch das nötige Rüstzeug.
    Außerdem ist es sowieso nicht dein Bauernhof.
    Konnte es gar nicht sein.
    Ellis war genauso klein und unscheinbar, wie es auf der Karte aussah: wenig mehr als eine Reihe alter, aneinandergebauter Cottages, eine Post, ein Pub und ein Lebensmittelladen. Die Straße wand sich mitten hindurch. Hannah fuhr an einer alten, schwarzen Kirche inmitten eines Friedhofs mit Grabsteinen vorbei, und schon hatte sie die Ortschaft hinter sich gelassen. Sie schaute zu der Karte neben sich auf dem Beifahrersitz hinüber.
    Noch eine Abzweigung, und sie wäre auf der richtigen Straße.
    Es ist nicht dein Bauernhof.
    Nun, bald würde sie es wissen. Tatsächlich wäre sie längst da, hätte sie nicht seit der Autobahn hinter einem alten roten Kleintransporter gehangen.

29
    W o ist sie?«
    Ich hatte die alte Grabgabel neben der Haustür an die Wand gelehnt und fasste Lorraine Haggerty mit beiden Händen an den

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