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Schwarze Blumen: Thriller (German Edition)

Schwarze Blumen: Thriller (German Edition)

Titel: Schwarze Blumen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Mosby
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mit vergilbten, zerfledderten Ecken und Preisetiketten von Wohltätigkeitsläden auf dem Einband. Im ganzen Zimmer roch es nach Schimmel. Alles andere sah nach einem zufälligen Sammelsurium aus. Ich registrierte Beutel mit Kleidern. Alte Handtaschen, die in einer Ecke lagen. Zerbrochenes Mobiliar. Ausrangierte Handys, Kameras und Schlüssel.
    Und dann die Wände …
    Ich trat näher an eine heran.
    Seiten. Jeder Zentimeter Wand war damit beklebt. Aus Büchern gerissen und ans Holz geleimt, so dass der winzige Druck darauf wellig und uneben war. Ich las:
    Sullivan hockt sich vor das kleine Mädchen hin. Sein steif gebügeltes Hosenbein bildet vom Knie herauf und über dem Oberschenkel einen scharfen Kniff.
    Ich begriff, was ich vor mir hatte.
    Keineswegs Bücher, sondern ein einziges Buch. Der ganze Raum war mit Seiten tapeziert, die aus Die schwarze Blume herausgerissen waren.
    Pearson hält einen in eine weiße Plastiktüte gewickelten Hammer in der Hand. Er beißt die Zähne zusammen, dann stellt er sich mit gespreizten Beinen über Poole und schlägt ihm viermal mitten ins Gesicht.
    Ich zitterte beim Anblick dieses Irrsinns. Wohin das Auge fiel, Wisemans Worte. Der alte Mann hatte den Raum in einen Schrein für den Roman verwandelt. Das heißt, weniger einen Schrein – ich hatte vielmehr das Gefühl, als stünde ich mitten in dieser Geschichte.
    Ohne die Grabgabel aus der Hand zu legen, bahnte ich mir einen Weg durch die Kleidertüten zum Schreibtisch an der Rückwand. Zwischen den Kalendern und Ablageboxen und losen Papieren, die sich darauf türmten, hatte etwas an der Vorderkante mein Interesse erregt.
    Ein alter silberner Laptop.
    Stellenweise war am Deckel das Silber abgewetzt, als hätte jemand etwas Ätzendes darübergekippt – doch ich wusste, dass es nicht so war. Es kam vom Alter: dieselben Finger, die ihn über Jahre genau an derselben Stelle mit denselben Handgriffen öffneten und nach Stunden wieder schlossen. Weit zurückreichende Fingerabdrücke hatten ihre Spuren hinterlassen, so wie sich immer mehr Geschichten auf der Festplatte verewigt hatten. Der Computer meines Vaters.
    Ich hatte das Gefühl, als stünde mir die Brust in Flammen.
    Direkt neben dem Laptop lag ein Fotoalbum. Im DIN A4-Format. Es hatte einen weißen Einband, den verschnörkelte schwarze Ranken zierten: die Umrisse von Stengeln, Blüten und Blättern. Während ich mit einer Hand die Gabel festhielt, griff ich zitternd mit der anderen nach dem Album und schlug es auf.
    Auf der ersten Seite waren zwei Bilder eingeklebt. Es waren beides Landschaftsaufnahmen, und beide sahen sehr alt aus – körnig und gesprenkelt wie Bilder, die von einer billigen Kamera zeugten. Auf dem ersten Bild war eine nackte Frau von oben fotografiert. Sie lag auf dem Rücken, und sie war tot, mit einer so bleichen Haut, dass sie bläulich wirkte. Die Handgelenke waren vor ihr so fest zusammengebunden, dass die Fesseln die Hände nach außen spreizten, als hielten sie ein unsichtbares Herz. Ihre Kleider lagen unter und neben ihr – ungeschickt mit der Schere von der Leiche geschnitten.
    Die Aufnahme darunter zeigte das Sujet in Nahaufnahme: Der dünne Stengel der Blume verlief seitlich über das Bild und endete in einer schwarzen, geöffneten Blüte am linken Rand des Albums. Es war ein hässliches, fragiles Ding, das eher an die Röntgenaufnahme einer Blume erinnerte als an etwas, das in dieser Form tatsächlich irgendwo wuchs. Eines der Blütenblätter hing seitlich herunter, andere fehlten ganz: eine schwarze Sonne mit abgebrochenen Strahlen.
    Bitte nicht …
    Doch ich blätterte weiter.
    Diesmal war es ein Mann, ansonsten dasselbe: tot, nackt, gefesselt. Die Blume auf dem Foto darunter unterschied sich so gut wie gar nicht von der letzten, nur dass sie auf ihre eigene Art verwachsen war.
    Ich blätterte weiter. Ein kleiner Junge, dessen Anblick ich nicht ertrug.
    Mehr.
    Immer mehr.
    Es waren keine Daten oder Namen vermerkt, doch worum es sich handelte, war offensichtlich: einen Katalog. Nach der technischen Qualität der Fotos zu beurteilen, waren die Bilder chronologisch geordnet. Mir zitterte die Hand, als ich weiterblätterte, zwei, drei Seiten auf einmal, während es mir mit jedem neuen Bild immer unerträglicher in der Herzgegend brannte, bis ich nicht mehr konnte und nur noch die letzte Seite aufschlug, die letzten beiden Bilder. Eine Frau in mittlerem Alter, die nackt auf dem Gras lag. Es schien neu eingeklebt zu sein, und es fehlte ein

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