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Schwarze Blumen: Thriller (German Edition)

Schwarze Blumen: Thriller (German Edition)

Titel: Schwarze Blumen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Mosby
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nicht.
    Ich habe nicht in Erfahrung gebracht, ob diese Zelle Videoüberwachung hat, Sir.
    Selbstverständlich hatte sie es in Erfahrung gebracht. Auch wenn Hannah zwischen Angst und Kummer hin und her geworfen wurde, war sie nicht blöd. Keine Kameras. Das war überhaupt der Grund dafür gewesen, dass sie ihren anonymen Anruf von dort aus gemacht hatte: keine Kameras. Was sie Barnes natürlich nicht sagen würde.
    Wäre sie emotional nicht so angeschlagen, wäre ihr vermutlich auch eine bessere Lüge eingefallen als die Behauptung mit der Joggerin.
    Hannah seufzte und tippte an die Maus. Der Monitor war zum Bildschirmschoner gewechselt und erwachte jetzt mit dem Foto von Christopher Dawsons persönlicher Habe zum Leben.
    Wieso da?, fragte sie den Toten.
    Wieso musstest du dir ausgerechnet die Stelle aussuchen?
    Denn bei jeder anderen Stelle würde sie sich jetzt nicht mit diesem Problem herumschlagen.
    Hannahs Fund auf dem Dachboden hatte sie zu dem Viadukt geführt, doch wenn sie nicht Christopher Dawsons Leiche unten am Ufer entdeckt hätte, steckte sie jetzt nicht in diesem Dilemma, würde sie sich nicht fragen, weshalb Dawson seinem Leben ausgerechnet dort ein Ende gesetzt hatte und ob sein Tod mit dem zusammenhing, was sie im Haus ihres Vaters gefunden hatte.
    Ob er mit den Kreuzen in Verbindung stand.

4
    C artwright spürte, wie er langsam starb.
    In gewisser Hinsicht war ihm das nicht neu. Schon als Kind kam ihm zu Bewusstsein, dass die Welt anders war, als die meisten Menschen sie sahen. Die meisten Menschen verstanden das Leben als eine Einheit mit einem Anfang und einem Ende. Sie sprachen von Geburt und Tod, als wäre das Leben eines Menschen ein linearer, überschaubarer Vorgang: etwas, das an einem Ort begann und irgendwann einmal an einem anderen Ort zu Ende ging.
    Sein Vater hatte ihm beigebracht, dass dies so nicht stimmte, und ihm dabei geholfen, die Wahrheit zu erkennen: Das Leben hatte keinen Anfang und kein Ende, sondern war allzeit gegenwärtig. Nur die verschiedenen Formen, die es annahm, unterlagen Werden und Vergehen. Bevor Cartwright geboren wurde, hatte er als etwas anderes existiert. Die Materie, die sich später zu seiner Person zusammenfügte, war sozusagen verstreut gewesen, und es war reiner Zufall, dass sie sich in einer Lebensform zusammengeballt hatte, die in der Lage war, dies zu begreifen. Die Atome seines Körpers waren wie eine Menschenmenge, die für eine kurze Weile in einen Raum beordert wurde. Nach seinem Tod würde diese Menge sich zerstreuen und auf andere Orte verteilen. Das galt für jede Lebensform. Das Spiel des Universums, das mit den Händen Gebilde schuf.
    Natürlich war seine derzeitige Form inzwischen sehr alt, und während ihm dieses Kontinuum wie ein stetiger Wind in seinem Kopf schon immer gegenwärtig gewesen war, fühlte sich dieses konkrete Sterben hier und jetzt anders an. Das hier verstanden die Menschen gewöhnlich darunter.
    Er sah sich im Café um.
    Drinnen wirkte es sogar noch kleiner als von der Straße aus. Wie ein Wohnzimmer vielleicht, höchstens mit sieben Tischen, die so dicht zusammengedrängt waren, dass die Rückenlehnen der Korbstühle aneinanderdrückten. Die Decke schmückten sichtbare Eichensparren, an den Wänden standen dunkle Holzregale voller alter Teedosen und uralter Spielzeugautos.
    Die Kundschaft bestand vorwiegend aus älteren Damen in geblümten Blusen und mit Taillen wie Fässer, die sich sehr leise unterhielten oder ganz auf Gespräche verzichteten. Eine Krücke lehnte an einer Wand. Das lauteste Geräusch war das Klirren eines Teelöffels an einer Tasse.
    Wenn er jetzt starb, hatte er sich dafür den richtigen Ort ausgesucht.
    Allerdings hatten andere Umstände seine Wahl diktiert. Cartwright hatte sich einen Fensterplatz ergattert. Links und rechts waren die Gardinen so weich wie Kissen, in dicken Falten zurückgezogen. An der Scheibe stand in Schnörkelschrift rückwärts der Name »Flannagan’s«. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite hatte er eine Reihe abgasverschmutzter Cottages im Blick. Er fand sie hübsch. Gemütlich, keins wie das andere; jedes sah so aus, als sei es darauf erpicht, eine Geschichte zu erzählen. Eine Fassade schmückte ein schwarz lackiertes, altes hölzernes Wagenrad. Dieses Haus beobachtete er.
    »Soll ich noch mal nachschenken, Sir?«
    Als er sich zu ihr umsah, stand die Eigentümerin vor ihm, die mit einer frischen Kanne Tee um die Theke herumgekommen war. Cartwright hatte sich keine

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